Von Stammtischlern und Philosophen
Angesichts der medialen Aufregung um die Chefsuche der Schwesterpartei CDU hatte es Deutschlands oberster Astronaut zuletzt ein bisschen schwer, sich Gehör zu verschaffen, doch jetzt ist er zurück auf der großen Bühne, der Söder Markus. Der designierte CSUVorsitzende, seit seinem Vorstoß in den Weltraum mit dem Projekt Bavaria One besser bekannt als Major Markus, hat erneut gezeigt, dass er in der Lage ist, über den Tag und endlose Immigrationsdebatten hinauszudenken. Der Frankenstolz will künftig den Rat externer Experten einholen und dafür eine Denkfabrik seiner Partei ins Leben rufen. „Es soll eine kleine Denkfabrik sein, in der man sich mit zehn bis fünfzehn Philosophen, Künstlern und Intellektuellen austauscht“, hat der bayerische Ministerpräsident dem „Spiegel“verraten.
Der Wunsch nach intellektueller Stimulanz ist verständlich für einen, der das Bett mit Hubert Aiwanger teilen muss. Der Freie-Wähler-Chef hat sich im philosophischen Diskurs bisher nicht hervorgetan. Söder hingegen weiß: „Es kommt nicht nur darauf an, die Lufthoheit über den Stammtischen zu halten, sondern auch wieder Prägekraft in intellektuellen Diskussionen zu entfalten. Das ist für uns als CSU wichtig, um beispielsweise die Grünen zu stellen.“Die haben einen Schriftsteller auf dem Chefsessel, der sich anschickt, aus einer Vereinigung zur Förderung des Veganismus und der Luftreinhaltung eine Volkspartei zu machen. In der dicken Luft über den Stammtischen ist dagegen nicht anzukommen. Eins ist klar: Den Söder darf man nicht unterschätzen. (hü)