Vorstellungsrunde in der Provinz
SPD-Landesvorstands-Kandidaten präsentieren ihr Programm im Trossinger Konzerthaus
- Sie haben um die Gunst der SPD-Basis geworben - mit viel Optimismus und Leidenschaft: Leni Breymaier und Lars Castellucci, die beiden Kandidaten für den SPDLandesvorstand, haben sich am Mittwochabend im Trossinger Konzerthaus vorgestellt.
Breymaier und Castellucci waren aus Berlin, wo sie als Bundestagsabgeordnete tätig sind, nach Trossingen gekommen. Kreisvorsitzender Georg Sattler hatte sie eingeladen, „sich auch mal in der Provinz“vorzustellen“. Rund 45 Zuhörer, größtenteils männlich und fast ausnahmslos im Rentenalter, waren gekommen, um sich die Kandidatenvorstellung anzuhören.
Breymaier, die seit zwei Jahren Vorsitzende des SPD-Landesverbands ist, brachte es auf den Punkt: „Wir müssen für unsere Positionen gesellschaftliche Mehrheiten finden.“Dafür müsse die Partei weg von der Idee, „Politik für die Leute“zu machen, sondern erkennen, dass Politik nur „mit den Leuten“gemacht werden könne.
Viel habe die Partei seit dem Bundestagswahl-Debakel aushalten müssen, vieles an der Kritik sei berechtigt gewesen. „Mir stinkt es wie Sau, dass wir bei elf Prozent stehen“, sagte sie. Die Zeiten seien hart, doch viele Reformen und Ansätze habe sie als Vorsitzende des Landesverbands auf den Weg gebracht und wolle nun auch weiterhin die SPD voranbringen.
Reformen und Optimismus
Castellucci, der unter anderem Sprecher für Migration und Integration der SPD-Bundestagsfraktion ist, zielte mehr auf die Gefühle des Publikums ab. „Ich möchte, dass die SPD wieder Optimismus ausstrahlt. Niemand wählt einen so verzagten Haufen.“Der Friede in Europa sei bedroht, die Sozialdemokraten würden deshalb gebraucht. Und auch wenn „wir in den Umfragen vielleicht keinen Grund zum Optimismus haben, haben wir aber die Pflicht dazu“. Die baden-württembergische SPD brauche einen Vorsitzenden, der „Zukunftsthemen anpackt“, der die Partei wieder zusammenführen könne. Und genau dies könne er und hoffe deshalb, die Wahl zu gewinnen.
Wer die Wahl gewinne, sei ihm egal, sagte ein Zuhörer. Nicht egal sei ihm, wie es mit der SPD weiter ginge. Eine ähnliche Richtung hatten die meisten Wortbeiträge. Die SPD könne ihre Erfolge nicht positiv verkaufen, trifte von ihren Kernthemen ab, grenze sich nicht von den Grünen ab, kritisierten die Genossen.
Sattler, der sich nicht für einen der beiden Kandidaten aussprach, stellte es mit Nachdruck klar: „Man darf sich positionieren. Aber es darf keine Seitenhiebe wegen des Alters oder des Geschlechts geben“. Allein die Inhalte sollten Basis der Wahlentscheidung sein. Noch bis 19. November läuft die Mitgliederbefragung.