Superreiche schon wieder reicher
2158 Männer und Frauen besitzen mehr als eine Milliarde Dollar Vermögen – Wachstum in China am größten
- Der typische deutsche Milliardär entstammt einer Familie, die auf etliche Generationen von reichen Ahnen zurückblickt. Wer sich aber in den exklusiven Club emporarbeiten will, der sollte sein Glück in den Bereichen Konsum, Einzelhandel oder Immobilien suchen. Neuerdings auch in Laboren der Biotechnologie. Unter anderem das hat eine Milliardärsstudie der Schweizer Großbank UBS und der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers ergeben.
Vor allem aber stellen die Studienautoren fest: Die Anzahl der Milliardäre und deren Vermögen sind weltweit im vergangenen Jahr stark gestiegen – im Vergleich zum Vorjahr um 19 Prozent auf eine Rekordsumme von fast neun Billionen Dollar. Das ist mehr als das Doppelte der gesamten jährlichen Wirtschaftsleistung Deutschlands, das 2017 bei knapp 3,3 Billionen Euro lag.
Dieses Vermögen teilen sich der Studie zufolge aktuell 2158 Männer und Frauen auf der Welt. Im Vorjahr lag die weltweite Zahl der Milliardäre auf der inzwischen erweiterten Datenbasis bei unter 2000. Hochfliegende Aktienmärkte, anziehende Immobilienpreise und ein breit getragenes Wirtschaftswachstum haben zu dieser Vermögensexplosion beigetragen.
Durchschnittlich verfügt jeder der Milliardäre über ein Vermögen von 4,1 Milliarden Dollar. Für die Erhebung werden sämtliche Vermögenswerte wie Unternehmen, Firmenbeteiligungen, private Immobilien, aber auch Kunstsammlungen berücksichtigt. Einer Rangliste des „Manager-Magazins“zufolge dürften die reichsten Deutschen die BMW-Großaktionäre Stefan Quandt und Susanne Klatten sein – mit einem geschätzten Vermögen von 34 Milliarden Euro. Den Geschwistern gehören knapp die Hälfte der BMWAnteile – und allein im Mai kassierten sie dafür 1,1 Milliarden Euro.
Drei neue Milliardäre pro Woche
Vor allem in China sah die Welt für Milliardäre lukrativ aus: Chinas Superreiche liegen mit einem Anstieg ihrer Vermögen um fast 40 Prozent an der Weltspitze. Wer plant, sich in den Club der globalen Vermögenselite hochzuarbeiten, sei geraten, nach China zu gehen. Denn die Anzahl chinesischer Milliardäre wächst rasant und stärker als in anderen Teilen der Welt. „Wir erleben seit Jahren eine Entwicklung von der westlichen Welt nach Asien, in die neue Welt“, sagt Caroline Kuhnert, die das Geschäft der UBS mit vermögenden Kunden in Europa leitet.
Pro Woche kamen 2017 drei neue Milliardäre in Asien dazu, zwei davon aus China. Da es sich hierbei zum überwiegenden Teil um SelfmadeMilliardäre handelt, liegt der Schluss nahe, dass diese Milliardäre zumindest zum Teil starker Treiber von Innovationen sind. Das zeigt auch ihr Alter: Die chinesischen Milliardäre sind durchschnittlich 55 Jahre alt. Und damit sind sie erheblich jünger als der Durchschnitt der Milliardäre weltweit – hier liegt der Schnitt bei einem Alter von 64 Jahren.
Gutes Beispiel dieser Art: Jack Ma, der Gründer und Chef des Alibaba-Konzerns, einer Gruppe erfolgreicher Internet-Unternehmen. Westliche Beispiele für den Typus solcher milliardenschweren Innovationstreiber sind Microsoft-Gründer Bill Gates oder Tesla-Chef Elon Musk. Allerdings hat die Liga der superreichen Gentlemen auch mindestens eine Schattenseite, wie der Wirtschaftswissenschaftler Alexander Ludwig von der Universität in Frankfurt erklärt: „Wir wissen, dass gerade in den Bereichen Kapitalvermehrung und Kapitalanlage Vermögende einen leichteren Zugang haben, ihr Kapital zu vermehren als weniger Vermögende“. Sprich: Vermögenssprünge zwischen 20 und in China sogar 40 Prozent sind eine Utopie für jeden Arbeitnehmer, sie sind – oder waren 2017 – die Realität für Superreiche.