Leise rieselt das Laub
Neben dem Winter, Frühling und Sommer ist zweifellos der Herbst eine der arbeitsreichsten Jahreszeiten. Ist doch der feinsäuberliche Baum-, Busch- oder Gestrüppbesitzer angehalten, die lebensmüde von der Bepflanzung taumelnden Blätter vorschriftsmäßig zu entsorgen. Doch damit beginnt oft schon das Problem. Nicht jeder, der einen Buchsbaum mit herbstlichem Haarausfall besitzt, nennt auch einen Komposthaufen sein Eigen. Was also tun mit der bunten Pracht?
Eine Lösung – die naturverbundenen Menschen noch aus Kindertagen vertraut ist – wäre das Pressen der Blätter in schweren Büchern. Problem nur: Eine alte Eiche kann bis zu 800 000 Blätter haben. Selbst Menschen mit zwei oder mehr Bibliotheksausweisen haben keinen dauerhaften Zugang zu derart vielen Büchern, um das Laub akkurat platt zu machen. Selbst wenn dieses rübezahlhafte Unterfangen gelingen würde – was sollte ein Mensch mit 800 000 gepressten Blättern anfangen, insbesondere wenn er weiß, dass es im nächsten Jahr und im Jahr darauf wieder ebenso viele geben wird?
Die beliebteste Methode, welkes Blattwerk zu entsorgen, hat derzeit mit Technik zu tun: Männer in Kakihosen pusten Blätter möglichst geräuschvoll auf Straßen oder angrenzende Nachbargrundstücke. Weil es der Nachbar ähnlich macht, bleibt die Biomasse stetig in Bewegung, bevor der erste Schnee die Spuren der Blätterströme zudeckt und am Ende vom Schneepflug als schmutzige Melange abtransportiert werden. Aus Gründen von Ästhetik und Nachhaltigkeit favorisieren wir aber das Pressen. (nyf)