„Wir dürfen die Leute nicht verheizen“
Tuttlingen ist am Freitag und Samstag Schauplatz der Landesfeuerwehrverbandsversammlung
- Die Tuttlinger Stadthalle ist am Freitag und Samstag zum ersten Mal Schauplatz der Landesfeuerwehrverbandsversammlung. Rund 500 Vertreter aller Feuerwehren des Landes werden in der Donaustadt erwartet. Auch Wilfried Klenk (CDU), Staatssekretär im Landesinnenministerium, hat sein Kommen angekündigt.
Bei einem Pressegespräch am Donnerstag in der Tuttlinger Feuerwache, betonte der stellvertretende Präsident des Landesfeuerwehrverbands, Gerhard Lai, dass die Mitgliederentwicklung bei 180 000 Wehrmännern und -frauen trotz eines leichten Schwunds noch stabil sei. „Wir haben einen Rückgang, aber der ist nicht bedrohlich“, sagte er. 5900 Frauen seien in den 1100 Feuerwehren mit ihren insgesamt 3200 Abteilungen organisiert. Eine Anzahl, die aus Sicht des Verbands gerne noch steigen darf. Bei der Jugendfeuerwehr seien 32 000 Mitglieder, darunter 5200 Mädchen, organisiert.
„Mehr als 95 Prozent aller Wehrleute sind ehrenamtlich tätig“, betonte Lai. Im Land Baden-Württemberg stehen bei neun Berufsfeuerwehren in den großen Städten nur 2000 Feuerwehrleute hauptamtlich in Lohn und Brot. Im Kreis Tuttlingen gibt es neben Kreisbrandmeister Andreas Narr, der im Landratsamt sitzt, lediglich bei der Stadt Tuttlingen mit Stadtbrandmeister Klaus Vorwalder einen hauptamtlichen Feuerwehrmann.
Mitunter sei es laut Lai nicht ganz einfach, die Einsatzkräfte innerhalb von zehn Minuten in den Einsatz zu bringen. Die Mitarbeiter des Tuttlinger Medizintechnik-Unternehmens Aesculap würden mitunter den Einsatzwagen der Werksfeuerwehr nehmen, um mit Blaulicht zur Feuerwache zu kommen. „Das ist eine innovative Idee, die wir auch mal besprechen können“, betonte Lai. Im Landkreis Tuttlingen gibt es insgesamt drei Werksfeuerwehren: bei Aesculap, bei Daimler in Immendingen und bei SKF in Mühlheim.
„In der Stadt Tuttlingen haben wir eine sehr gute, komfortable Situation“, betonte der Erste Bürgermeister, Emil Buschle. Vorwalder zum 1. November 2016 zum hauptamtlichen Stadtbrandmeister gemacht zu haben, sei die richtige Entscheidung gewesen. Tuttlingen verfüge über vier Abteilungen, die gut miteinander harmonieren würden. Er wünsche sich aber, dass mehr Mitbürger mit ausländischen Wurzeln den Weg zu den Einsatzkräften finden würden. „Dabei gibt es großen Nachholbedarf. Man kann dort mit der Integration anfangen“, sagte Buschle.
Netzwerk hält und ist belastbar
Von der Landesfeuerwehrverbandsversammlung erhofft sich Tuttlingens Erster Landesbeamte, Stefan Helbig, einen Input und eine Strahlkraft für die Wehren im Landkreis. Andererseits könnten die Wehren in Baden-Württemberg auch von den Tuttlingern lernen, nämlich, dass man aufgrund der kleinteiligen Struktur im Landkreis bei einer guten Zusammenarbeit der einzelnen Wehren einiges auf die Beine stellen kann: „Das Southside-Unwetter von 2016 hat gezeigt, dass ein Netzwerk, wenn es gut geknüpft ist, hält und belastbar ist.“Das Personal sei ein brennendes Thema, gerade im Führungsbereich: „Wir dürfen die Leute nicht verheizen“, appellierte Helbig.