„Die Teilnehmer kommen von überall her“
Verein Ausbildungs- und Berufsförderungsstätten Albstadt (ABA) eröffnet Standort in Rottweil – ABA-Geschäftsführerin Sabine Holstein gibt Auskunft
- Seit mehr als 30 Jahren bemüht sich der Verein Ausbildungs- und Berufsförderungsstätten Albstadt, kurz ABA, jungen und arbeitslosen Menschen den Weg in den Beruf zu ebnen. Jetzt hat der Verein einen neuen Standort in Rottweil eröffnet. Von Sabine Holstein, der pädagogischen Leitung und stellvertretenden Geschäftsführerin der ABA, erfährt unsere Volontärin Caroline Messick, dass auch die Spaichinger davon profitieren.
Frau Holstein, die ABA hat Zuwachs bekommen und zählt jetzt ganze zehn Standorte. Warum so viele?
Wir haben für den Standort Rottweil eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme gewonnen. Das heißt, wir haben uns bei der Agentur für Arbeit dafür beworben und nun den Zuschlag für Rottweil erhalten. Die Räumlichkeiten in der Äußeren Alleenstraße, in denen wir bisher Maßnahmen mit geringem Raumbedarf angeboten haben, werden dafür nun nicht mehr ausreichen. An der berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme in Rottweil nehmen bis zu 66 Leute teil. Damit die parallel unterrichten werden können, benötigten wir mehr und größere Räume. Beide Standorte in Rottweil behalten wir aber nicht. Den Standort in der Äußeren Alleenstraße werden wir auflösen.
welchen Menschen haben Sie es bei der ABA zu tun und welche Programme können Sie anbieten?
Das ist ganz unterschiedlich und hängt immer von der Maßnahme ab. Wir haben zum Beispiel kleinere Maßnahmen für Flüchtlinge, bei denen wir ihnen ihre beruflichen Zu- kunftsperspektiven bei uns in der Region aufzeigen. Sie können bei uns ihre deutschen Sprachkenntnisse verbessern und wir vermitteln Praktika. Aber auch Frauen, die in der Erziehungszeit sind, kommen zu uns. Diesen Müttern zeigen wir, wie sie Familie und Beruf unter einen Hut bekommen. Den größten Teil des Angebots machen aber die vorbereitenden Bildungsmaßnahmen aus. Die Teilnehmer kommen von überall her, zum Beispiel auch aus Spaichingen.
Ihr „Kerngeschäft“in Rottweil ist also die berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BVB). Wer nimmt die hauptsächlich in Anspruch?
Zu 95 Prozent sind das Haupt- und Realschulabsolventen, die noch nicht so recht wissen, welchen Beruf sie wählen sollen. Teilweise ist es sogar ziemlich erstaunlich, wer sonst noch an den BVB teilnimmt. Da sind auch junge Gymnasiasten dabei, die nicht unbedingt den besten Abschluss gemacht haben. Oder Studienabbrecher, die vielleicht mit psychischen Problemen kämpfen oder gemerkt haben, dass eine duale Ausbildung besser für sie geeignet ist als ein Studium.
Können Sie ein exemplarisches Beispiel geben, wie diese jungen Leute in der Regel auf die berufsMit fördernden Bildungsmaßnahmen der ABA aufmerksam werden?
Das läuft oft so ab: Ein junger Mensch, beispielsweise ein Schüler aus Spaichingen, nimmt Kontakt mit der Berufsberatung an der Schule auf. Dort schaut man im Gespräch, ob er allein den Schritt ins Berufsleben schafft oder Unterstützung benötigt. Dann wird er über die Agentur für Arbeit einer berufsfördernden Bildungmaßnahme zugewiesen. Wir als Anbieter dieser Maßnahme erhalten dann Nachricht, dass diese Person zu uns kommen wird. Nach einer mehrwöchigen Eignungsanalyse, bei der wir schauen, welcher Berufszweig seinen Neigungen am ehesten entspricht, wird er dann einem Berufsfeld innerhalb der Maßnahme zugewiesen, zum Beispiel dem Metallbereich. Wir geben ihm in unseren Unterrichtsräumen dann theoretisches Wissen mit auf den Weg, unsere Partnerbetriebe ergänzen den praktischen Teil.
Welche Berufsfelder bieten Sie neben dem Metallbereich sonst noch an?
Wir bieten den Bereich Kosmetik, Körperpflege und Wellness an sowie die Bereiche Wirtschaft und Verwaltung, Lager- und Logistik, Gesundheit und Soziales und den Bereich Hotel- und Gaststättengewerbe.
Ein ganz schön umfangreiches Angebot. Wie finanziert sich das?
Das stimmt. Wir finanzieren uns über Gelder, die wir von der Agentur für Arbeit für die Durchführung der Angebote erhalten, mit denen wir dann haushalten müssen. Da wir ein eingetragener Verein sind, kommen wir am Ende bei Null raus.
In den vergangenen Jahren hat sich die ABA immer weiter vergrößert. Wäre in Zukunft auch ein Standort in Spaichingen und Umgebung vorstellbar?
Momentan versuchen wir uns noch zu konsolidieren mit den Standorten, die wir bereits haben. Dennoch prüfen wir auch ständig Alternativstandorte. Es kommt auch immer darauf an, was von der ansässigen Agentur für Arbeit angeboten wird. Im Kreis Tuttlingen gibt es zum Beispiel auch schon das Berufsförderungszentrum Möhringen, mit dem wir eng in Kontakt sind. Man muss sich schon auch wirklich überlegen, ob man einem alt eingesessenen Anbieter Konkurrenz macht. Manchmal heißt es einfach: Leben und leben lassen.