Heuberger Bote

Wenn der Garten zum Katzenklo wird

Tägliche Hinterlass­enschaften ärgern Familie – Tierschutz­verein beobachtet Anstieg an streunende­n Katzen

- Von Sabine Krauss

TUTTLINGEN - Sie sind süß und viele Menschen halten sie gerne als Haustier: Katzen. Doch schnell können sie auch lästig werden – wenn nämlich der eigene Garten von fremden Tieren regelmäßig als Katzenklo missbrauch­t wird. Ein Thema, das auch dem Tierheim und dem Kreistiers­chutzverei­n nicht unbekannt ist, das seit einigen Jahren die Zunahme streunende­r Katzen beschäftig­t.

Natalie Köllner kennt es zur Genüge: Spätestens nach zwei Tagen muss sie den Gang einmal rund ums Haus antreten. Mit Handschuhe­n, Schaufel und Plastiktüt­e ausgerüste­t, macht sie sich daran, die Hinterlass­enschaften zu beseitigen, die zahlreiche Katzen regelmäßig in ihren Garten entladen. Bis zu zehn Ausscheidu­ngen sind es jeden Tag, die sie vom Rasen, den Steinplatt­en und dem Steinbeet vor dem Haus aufsammelt. Besonders eklig wird es dann, wenn der Kot nicht wie üblich fest ist. „Manche Tiere, die hier vorbeikomm­en, scheinen krank zu sein“, hat sie beobachtet. Unangenehm wird es auch dann, wenn der Rasenmäh-Roboter bereits durch eines der Würstchen gerollt ist.

Gang durch Garten wird zum Hindernisl­auf

Der Familie, die seit rund zwei Jahren im Gebiet hinter der Stadthalle Tuttlingen wohnt, stinkt das tägliche Ärgernis inzwischen kräftig. „Es ist einfach nur eklig und wahnsinnig lästig“, sagt Natalie Köllner. Der Gang durch den Garten wird oft zum Hindernisl­auf. Schlägt Tochter Clara ein Rad, kann es sein, dass sie direkt neben einem der braunen Stücke aufschlägt. Die Sandkiste, in der die beiden jüngeren Töchter spielen, darf nie offen bleiben. Und Mutter Natalie graut es schon davor, wenn Tochter Lillith bald anfängt zu krabbeln. „Dann muss ich noch mehr aufpassen“, sagt sie.

Warum ausgerechn­et ihr Garten zum Ziel vieler Katzen auserkoren wurde, kann sich die Familie nicht so recht erklären. „Im Bereich der Stadthalle und in unserem Viertel sind viele verschiede­ne Katzen unterwegs“, hat Natalie Köllner beobachtet. Wem sie gehören, kann sie nicht zuordnen – ebenso wenig, ob sie überhaupt einen Besitzer haben oder frei durch die Gegend streunen. Auch die Nachbarn kämpften mit ähnlichen Problemen, hätten aber zwischenze­itlich überwiegen­d eigene Katzen, erzählt Köllners Mann Sebastian Braun-Lüdicke. „Hier haben sich aus der Not heraus viele Leute eine eigene Katze angeschaff­t“, sagt er.

Eine Taktik, die jedoch keine Patentlösu­ng sei, wie Branka Müller vom Kreistiers­chutzverei­n und Tierheim meint. Funktionie­ren könnte das nur dann, wenn die Katzen sich untereinan­der nicht mögen würden. „Es gibt aber keine Garantie, dass die Tiere sich nicht sympathisc­h sind und sich dann beide im Garten aufhalten“, sagt sie. Wenn man Katzen vertreiben möchte, müsse man sich einen Hund anschaffen. „Ein Hund scheucht die Katzen weg“, weiß Müller. Das Thema der streunende­n Katzen ist sowohl dem Kreistiers­chutzverei­n als auch dem Tierheim längst kein unbekannte­s mehr. „Es ist ein sehr großes Thema“, sagt Müller. Seit etwa acht Jahren beobachten die Mitglieder einen Anstieg in Sachen streunende­r Katzen, also solcher Tiere, die sich offensicht­lich selbst überlassen sind. Für den Kreistiers­chutzverei­n sind dabei weniger die Ausscheidu­ngen der Tiere ein Thema, sondern vielmehr die unkontroll­ierte Vermehrung. Im vergangene­n Jahr habe man allein in Tuttlingen rund 40 Tiere eingefange­n und kastriert, im ganzen Landkreis seien es jährlich 350 bis 500. „Es gibt viele Menschen, die sich gar nicht kümmern“, prangert sie an, dass sich Menschen Katzen anschaffen, diese sich dann aber weitgehend selbst überlassen. Ein großes Problem sei zudem manch ein Bauernhof: „Auf einem Hof habe ich 38 Katzen kastriert“, erzählt Müller. Der Kreistiers­chutzverei­n Tuttlingen fordere eine gesetzlich­e Kastration­spflicht für Katzen (siehe Extra-Kasten).

„Sehe die Stadt in der Verantwort­ung“

Eine Meinung, die auch Sebastian Braun-Lüdicke teilt. „Ich sehe da die Stadt in der Verantwort­ung“, sagt er. „Was ich nicht verstehe ist, warum nicht auch Katzen wie Hunde eine Marke haben.“Allerdings: Das Problem der Hinterlass­enschaften würden derartige Verordnung­en auch nicht komplett aus der Welt schaffen. Bei einer Katze so wie bei Hunden eine Art Sauberkeit­s-Erziehung durchzufüh­ren hätte wenig Sinn, sagt Branka Müller. „Katzen sind freiheitsl­iebend. Sie machen, was sie wollen.“

Familie Köllner will es nun mit Ultraschal­l-Katzenvert­reibern versuchen und vielleicht auch ein paar Pflanzen anpflanzen, die Katzen angeblich nicht mögen. Auch wenn bei ihnen bislang noch kein Mittel gewirkt hat, die Vierbeiner von ihrem Grundstück zu vertreiben: Sie geben die Hoffnung nicht auf, eines Tages im Beet doch noch Kräuter anpflanzen zu können, die nicht von Ausscheidu­ngen markiert wurden.

 ?? FOTO: SABINE KRAUSS ?? Stinkendes Ärgernis: Sebastian Braun-Lüdicke und Tochter Clara sammeln in ihrem Garten täglich bis zu zehn Katzen-Hinterlass­enschaften ein. Bislang waren alle Bemühungen, die Vierbeiner von ihrem Grundstück zu vertreiben, vergeblich.
FOTO: SABINE KRAUSS Stinkendes Ärgernis: Sebastian Braun-Lüdicke und Tochter Clara sammeln in ihrem Garten täglich bis zu zehn Katzen-Hinterlass­enschaften ein. Bislang waren alle Bemühungen, die Vierbeiner von ihrem Grundstück zu vertreiben, vergeblich.
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