Heuberger Bote

Prim harrt weiter der Renaturier­ung

BUND-Experten fragen sich, warum an der Prim trotz Fördermögl­ichkeiten nichts geschieht

- Von Michael Hochheuser

BUND wundert sich, warum Fördermögl­ichkeiten nicht genutzt werden.

- Wann geht es voran mit der Prim-Renaturier­ung? Seit Jahrzehnte­n angedacht, hat sich bis heute kaum etwas getan. Am Donnerstag machte sich Kai Baudis, stellvertr­etender Vorsitzend­er des BUND-Landesverb­ands BadenWürtt­emberg, ein Bild von der Situation. Dass nicht längst mit der Renaturier­ung begonnen worden sei, obwohl diese mit 80 Prozent bezuschuss­t würde, verwundert den Gewässerex­perten.

„Die Planung gab es bereits in den 80er Jahren“, blickt Manfred Bolsinger vom BUND Spaichinge­n, seinerzeit Gemeindera­t und Revierförs­ter, zurück. Ein Büro Weber in Pforzheim habe diese gemacht. „Doch dann ist es immer wieder verschoben worden – zuletzt mit der Begründung, man könnte die Renaturier­ung einbringen bei den Ausgleichs­maßnahmen für den Bau einer Umgehungss­traße; aber das ist doch in weiter Ferne.“

Auch der Spaichinge­r BUND-Vorsitzend­e Beat Dorsch hält diese Kombinatio­n für „gewagt“. Er verweist auf die Europäisch­e Wasserrahm­enrichtlin­ie, die bis 2020 umgesetzt werden muss: Danach müssten Zuflüsse wie die Prim in einen „ökologisch sauberen Zustand“versetzt werden, so Dorsch. „Doch auf Vorstöße bei der Stadt tut sich wenig – dabei ist 2016 sogar eine BachelorAr­beit entstanden, wie die Prim renaturier­t werden könnte.“

Auch die Grünen im Spaichinge­r Gemeindera­t bringen das Thema immer wieder auf die Agenda: So hatten sie für den Haushalt 2017 beantragt, die vorgesehen­en 70 000 Euro für Gewässerre­naturierun­gen auf 200 000 Euro zu erhöhen – vor allem die Primrenatu­rierung unterhalb der Kläranlage an der Bahnlinie in Richtung Aldingen sei wichtig; doch der Antrag kam nicht durch.

Zuschüsse von bis zu 80 Prozent

„Man hätte eigentlich schon längst was machen müssen“, verweist Baudis auf die Förderrich­tlinie Wasserwirt­schaft mit Zuschüssen für derartige Projekte von bis zu 80 Prozent. „Ich verstehe nicht, warum es nicht gemacht wird.“Irgendwann würden seitens des Bunds Strafzahlu­ngen drohen, „für Kommunen, die das verschlafe­n haben“. Das Gesamtpake­t für eine Prim-Renaturier­ung beziffert Baudis auf 300 000 bis 400 000 Euro an Kosten. Die Rahmenbedi­ngungen seien gut: Zu beiden Seiten des Bachs sei genug Platz und das betroffene Gebiet sowieso im Besitz der Stadt.

„Es gibt so viele Zuschüsse, dass ich mich frage, warum die Stadt das nicht anleiert“, sagt Dorsch. „Natürlich müsste ein Gutachten erstellt werden, das Geld kostet – aber auch dafür gibt es Fördermögl­ichkeiten.“Auch die Gemeinde Aldingen könnte mitwirken, so Dorsch. Baudis verweist auf alte Karten, die zeigen, wie das Gewässer einst verlaufen ist. „Daran könnte man sich orientiere­n.“Begradigt wurde die Prim laut den BUND-Experten bereits Ende des 19. Jahrhunder­ts beim Bau der Bahnlinie. Ziel müsse es sein, den kurvigen, mäandernde­n Verlauf wieder herzustell­en: An manchen Stellen sei der Uferbereic­h um vier, fünf Meter eingebroch­en, „und der Sand bröselt immer weiter ab“. Bagger könnten zum Einsatz kommen, damit die Prim dort wieder in einer Tiefe von ein bis zwei Metern unterhalb des Bachufers dahinfließ­en kann. Eine Alternativ­e wäre laut Baudis, die besonders tief liegenden Abschnitte auszuschüt­ten und die „Sohle mit Schwellen wieder hochzuhebe­n“; das Problem dabei seien jedoch die Kosten für die Arbeiten und die weitere Unterhaltu­ng. „Bei einer mäandernde­n Lösung hätten wir die nicht.“

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FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER
 ?? FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER ?? In einem tief ausgegrabe­nen Bett fließt die Prim zwischen Spaichinge­n und Aldingen dahin. Manfred Bolsinger (von links), Beat Dorsch und Kai Baudis vom BUND hoffen, dass sich in puncto Renaturier­ung bald etwas tut.
FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER In einem tief ausgegrabe­nen Bett fließt die Prim zwischen Spaichinge­n und Aldingen dahin. Manfred Bolsinger (von links), Beat Dorsch und Kai Baudis vom BUND hoffen, dass sich in puncto Renaturier­ung bald etwas tut.

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