Prim harrt weiter der Renaturierung
BUND-Experten fragen sich, warum an der Prim trotz Fördermöglichkeiten nichts geschieht
BUND wundert sich, warum Fördermöglichkeiten nicht genutzt werden.
- Wann geht es voran mit der Prim-Renaturierung? Seit Jahrzehnten angedacht, hat sich bis heute kaum etwas getan. Am Donnerstag machte sich Kai Baudis, stellvertretender Vorsitzender des BUND-Landesverbands BadenWürttemberg, ein Bild von der Situation. Dass nicht längst mit der Renaturierung begonnen worden sei, obwohl diese mit 80 Prozent bezuschusst würde, verwundert den Gewässerexperten.
„Die Planung gab es bereits in den 80er Jahren“, blickt Manfred Bolsinger vom BUND Spaichingen, seinerzeit Gemeinderat und Revierförster, zurück. Ein Büro Weber in Pforzheim habe diese gemacht. „Doch dann ist es immer wieder verschoben worden – zuletzt mit der Begründung, man könnte die Renaturierung einbringen bei den Ausgleichsmaßnahmen für den Bau einer Umgehungsstraße; aber das ist doch in weiter Ferne.“
Auch der Spaichinger BUND-Vorsitzende Beat Dorsch hält diese Kombination für „gewagt“. Er verweist auf die Europäische Wasserrahmenrichtlinie, die bis 2020 umgesetzt werden muss: Danach müssten Zuflüsse wie die Prim in einen „ökologisch sauberen Zustand“versetzt werden, so Dorsch. „Doch auf Vorstöße bei der Stadt tut sich wenig – dabei ist 2016 sogar eine BachelorArbeit entstanden, wie die Prim renaturiert werden könnte.“
Auch die Grünen im Spaichinger Gemeinderat bringen das Thema immer wieder auf die Agenda: So hatten sie für den Haushalt 2017 beantragt, die vorgesehenen 70 000 Euro für Gewässerrenaturierungen auf 200 000 Euro zu erhöhen – vor allem die Primrenaturierung unterhalb der Kläranlage an der Bahnlinie in Richtung Aldingen sei wichtig; doch der Antrag kam nicht durch.
Zuschüsse von bis zu 80 Prozent
„Man hätte eigentlich schon längst was machen müssen“, verweist Baudis auf die Förderrichtlinie Wasserwirtschaft mit Zuschüssen für derartige Projekte von bis zu 80 Prozent. „Ich verstehe nicht, warum es nicht gemacht wird.“Irgendwann würden seitens des Bunds Strafzahlungen drohen, „für Kommunen, die das verschlafen haben“. Das Gesamtpaket für eine Prim-Renaturierung beziffert Baudis auf 300 000 bis 400 000 Euro an Kosten. Die Rahmenbedingungen seien gut: Zu beiden Seiten des Bachs sei genug Platz und das betroffene Gebiet sowieso im Besitz der Stadt.
„Es gibt so viele Zuschüsse, dass ich mich frage, warum die Stadt das nicht anleiert“, sagt Dorsch. „Natürlich müsste ein Gutachten erstellt werden, das Geld kostet – aber auch dafür gibt es Fördermöglichkeiten.“Auch die Gemeinde Aldingen könnte mitwirken, so Dorsch. Baudis verweist auf alte Karten, die zeigen, wie das Gewässer einst verlaufen ist. „Daran könnte man sich orientieren.“Begradigt wurde die Prim laut den BUND-Experten bereits Ende des 19. Jahrhunderts beim Bau der Bahnlinie. Ziel müsse es sein, den kurvigen, mäandernden Verlauf wieder herzustellen: An manchen Stellen sei der Uferbereich um vier, fünf Meter eingebrochen, „und der Sand bröselt immer weiter ab“. Bagger könnten zum Einsatz kommen, damit die Prim dort wieder in einer Tiefe von ein bis zwei Metern unterhalb des Bachufers dahinfließen kann. Eine Alternative wäre laut Baudis, die besonders tief liegenden Abschnitte auszuschütten und die „Sohle mit Schwellen wieder hochzuheben“; das Problem dabei seien jedoch die Kosten für die Arbeiten und die weitere Unterhaltung. „Bei einer mäandernden Lösung hätten wir die nicht.“