Kontinuität, Stuttgarter Art
Sollte Hannes Wolf tatsächlich Selbstzweifel geäußert haben, ob er die Mannschaft noch erreiche, gebührt dem Trainer größter Respekt. Nebenbei ein Team, das von zwei Managern mit komplett unterschiedlichen Auffassungen zusammengestellt wurde. Dass VfB-Präsident Wolfgang Dietrich und Sportvorstand Michael Reschke zu dieser bemerkenswerten Ehrlichkeit ihres Trainers nur der Rauswurf einfiel, ist arm und ein Rückschritt in angeblich vergangene Cannstatter Chaostage.
Hätte etwa Mönchengladbachs Manager Max Eberl den damaligen Erfolgscoach Lucien Favre nach dessen zum ersten, zweiten oder auch 20. Mal geäußerten Selbstzweifeln gefeuert – die Gladbacher hätten von der Champions-League-Teilnahme nicht einmal träumen dürfen.
Seit Dietrich im Amt ist, fordert er von den Vereinsmitgliedern Vertrauen ein. Ein verlässlicherer Partner sollte der VfB werden unter ihm, sehr schnell sehr erfolgreich werden, ohne sich alle halbe Jahre neu erfinden zu müssen. Kontinuität war das Lieblingswort des Präsidenten während seiner Werbetour für die Ausgliederung. Kaum war die vollzogen, schickte der Präsident Manager Jan Schindelmeiser in die Wüste und ersetzte ihn durch Reschke. Nun entließen die beiden in der ersten bedeutenden, aber noch nicht existenzbedrohenden Krise den fähigen und allseits geschätzten Coach.
Kontinuität herrscht beim VfB weiter nur in der Unruhe. Die Stuttgarter haben sehr viel richtig gemacht nach dem Absturz in die Zweite Liga. Kaum erstklassig, begann das Elend wieder von vorn.