Haselnussaufstrich für die Grande Nation!
Es sollen Szenen gewesen sein, wie sie die Grande Nation seit den Tagen der Französischen Revolution 1789 nicht mehr erlebt hat: ein Rangeln, ein Balgen, ein Hauen, ein Stechen. Der Grund: eine bräunliche Masse mit mehr als 56 Prozent Zucker, außerdem Palmöl, ein paar Haselnüssen, etwas Milchpulver, entölter Kakao, Lecithin und Vanillin. Kurz gesagt: Nutella, offenbar das Sehnsuchtsprodukt im Lande der Gourmets. Anders sind die Tumulte anlässlich einer Rabattaktion einer Supermarktkette mit einem Preisnachlass von 70 Prozent nicht zu erklären. Keine Spur mehr von Liberté, Égalité und Fraternité. Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit – vergessen im Kampf um eine mittelbraune Glitschigkeit von königlicher Kaloriendichte.
Im nordfranzösischen Ostricourt musste die Gendarmerie einschreiten, weil sich Kunden beim NutellaEinkauf im Supermarkt wie dereinst die Revolutionäre beim Sturm auf die Bastille verhielten. Sich gegenseitig die Gläser aus den Händen rissen und das Personal bedrohten, um noch mehr klebrige Zuckerpampe aus ihnen herauszupressen. Der Hersteller wies darauf hin, mit der Rabattaktion nichts zu tun zu haben und bedauerte öffentlich, dass es zu „Verwirrung und Enttäuschung“der Kunden gekommen sei. Frankreichs Landwirtschaftsminister Stéphane Travert kündigte sogar an, eine gesetzliche Deckelung für Rabatte einführen zu wollen, damit fürderhin Leib und Leben beim Supermarkteinkauf geschützt bleiben. Immerhin: Bis jetzt ist es im Umfeld der Nutella-Rabattaktion noch nicht zu Guillotinierungen gekommen. (nyf )