Kittel triumphiert, Sagan bleibt draußen
29-Jährigem fehlt ein Etappensieg bis zum Rekord von Erik Zabel
(SID/dpa) - Kein weiterer Massensturz, nur grenzenloser Jubel: Marcel Kittel hat mit einem Sprint wie aus dem Lehrbuch seinen zweiten Etappensieg bei der 104. Tour de France gefeiert. In der Gluthitze des sechsten Tour-Teilstücks nach Troyes bewies der Thüringer Zähigkeit und raste dank der größten Kraftreserven zu seinem insgesamt elften Tageserfolg bei der Frankreich-Rundfahrt.
„Es war ein bisschen Freestyle, aber ich hatte ein gutes Hinterrad. Es ist perfekt gelaufen, es geht mir richtig gut im Moment“, sagte Kittel. Sein Quick-Step-Teamchef Patrick Lefevere meinte: „Wow, er ist stärker als alle anderen.“Bei Temperaturen bis zu 37 Grad wartete Kittel geduldig auf den richtigen Moment und setzte einen unwiderstehlichen Antritt. Der 29-Jährige ließ seinen Konkurrenten nicht den Hauch einer Chance und siegte auf der zweitlängsten Etappe der diesjährigen Tour mit über einer Radlänge Vorsprung.
„Ja, ja, ja“, rief Kittel, nachdem er sich zunächst völlig ausgepumpt über seine Rennmaschine gebeugt hatte. Rang drei ging an den Rostocker André Greipel. Greipel erkannte Kittels Dominanz neidlos an: „Marcel kam, glaube ich, mit zehn km/h schneller an mir vorbei. Das ist ziemlich deprimierend, aber Chapeau!.“Am Freitag könntedann der deutsche Rekord des zwölfmaligen Etappengewinners Erik Zabel fallen. Allerdings weist auch André Greipel derzeit elf Etappenerfolge auf.
Die Affäre um Weltmeister Peter Sagan, der wegen einem folgenschweren Ellenbogenstoß im Sprint von der Tour ausgeschlossen wurde, bewegte das Peloton aber auch am Donnerstag. Sagan war am Dienstag von der Tour-Rennleitung aus dem Wettbewerb genommen worden, nachdem Cavendish bei der Aktion in die Balustraden gestürzt war und sich das Schulterblatt gebrochen hatte. Sagan hatte nach der Zieldurchfahrt umgehend bei Cavendish um Entschuldigung gebeten und erklärt, es habe sich nicht um Absicht gehandelt. Sein Team argumentierte, Sagan sei kein vorsätzliches Handeln nachzuweisen. Bora-hansgrohe erklärte offiziell, dass es die Entscheidung vom Internationalen Sportgerichtshof CAS überprüfen lassen werde. Bora bezog sich dabei darauf, dass Sagan vor seinem Ausschluss entgegen der Regularien seine Position nicht habe darlegen dürfen. Die Jury kannte jedoch keine Gnade für den 27-Jährigen. Die Sportrichter des CAS wiesen den abenteuerlichen Versuch seines deutschen Teams Bora-hansgrohe zurück, Sagan zurück ins Rennen zu klagen. Ohnehin war unklar geblieben, unter welchen Umständen oder Bedingungen eine Rückkehr zur Tour überhaupt möglich gewesen wäre. Nach dem Zwischenfall mit Cavendish hatten viele Fahrer-Kollegen und Experten das Urteil der Jury als zu hart bewertet.