Mit Liebeszauber gegen Liebesleid
„Sommernachtstraum“feiert Premiere im Steintäle in Fridingen
FRIDINGEN (hör) - War alles Wirklichkeit oder vielleicht doch nur ein „Sommernachtstraum“? Liebeswirren und Zaubermittelchen lassen Shakespeares Figuren am Ende der gleichnamigen Komödie zweifeln. Sicher sind sich aber die Premierenbesucher am Freitagabend gewesen: Der Kulturring hatte ihnen einen äußerst vergnüglichen Abend in der traumhaften Freilichtkulisse im Fridinger „Steintäle“beschert.
Zum Saison-Auftakt waren die Ränge voll besetzt, als die KulturringTruppe den „Sommernachtstraum“spielt, der für eine Naturkulisse prädestiniert zu sein scheint. Nach über 400 Jahren ist das Stück mit FantasyElementen und den Irrwegen der Liebe als großes Thema immer noch aktuell. Die Spielleiter Franz Baum und Lucia Knoblauch haben eine sprachlich teilweise modernisierte Version für ihre Aufführung ausgewählt, die auch den Zugang zu den komödiantischen Anteilen des Stücks erleichtert.
Die Handlung ist komplex: Helena liebt Demetrius. Dieser soll aber Hermia heiraten. Hermia wiederum liebt Lysander. Die jungen Adligen fliehen aus Athen in den nahe gelegenen Wald, um ihr Liebesglück zu suchen. Hier proben Handwerker ein Theaterstück für die bevorstehende Hochzeit des Athener Herzogs Theseus. Ein Streit zwischen Elfenkönig Oberon und seiner eifersüchtigen Frau Titania ist im Wald ebenfalls in vollem Gang. Oberons Hofnarr Puck soll die Liebenden mit einem Zaubersaft zueinander führen, doch er stiftet nur noch mehr Verwirrung. Titania verliebt sich seinetwegen gar in einen der Handwerker, obwohl Puck ihm zuvor einen Eselskopf angezaubert hat. Am Ende löst Oberon den Zauber und feiert Versöhnung mit Titania. Hermia bekommt ihren Lysander und Helena den Demetrius, und die Handwerker führen beim Hochzeitsfest im Palast ein zünftiges „Stück im Stück“auf.
Im oberen Teil der „Steintäle“Kulisse leben die Elfen. Hier ruht Königin Titania (Karin Hipp) nach ihrem heftigen Streit mit Oberon stoisch auf einem mit Blumen bekränzten „Waldbett“, während im unteren Teil des Schauplatzes die Handlung weiterläuft.
Große Hochzeitsfeier im Palast
Auf einer Seite agieren die Handwerker, auf der anderen, im Palast, Herzog Theseus und seine Braut, die Amazonenkönigin Hippolyta. Dazwischen irren die vier verliebten Athener umher. Helena (mit klangvoller Stimme und großer Bühnenpräsenz: Maria Hipp) und die umschwärmte Hermia (sensibel: Antje Baum) geraten sich beim Aufeinandertreffen im Streit um die Männer lautstark und rauflustig in die Haare. An allen Spielorten sind der würdevolle Oberon (Herbert Christoph) und sein Diener Puck präsent und ziehen die Strippen. In roten Stiefeln und mit riesigen Koboldohren wuselt Laura Feger als flinker Puck geduckt von einem Handlungsort zum nächsten, um mit allen gehörigen Schabernack zu treiben.
Nach einer Nacht im Wald, in der Nebel und Schwarzlicht zauberhafte Stimmung verbreiten, finden sich alle im Palast zur großen Hochzeitsfeier ein. Auch die Handwerker haben jetzt ihren großen Auftritt. Ungeschliffen und dilettantisch legen sie alles in der „höchst beklagenswerten Komödie von Pyramus und Thisbe“.
Jürgen Schnell hat sich schon von Beginn an als übermotivierter Weber Zettel die Publikumsgunst gesichert. Doch nun zieht die ganze Handwerkertruppe nach. Ob als „Löwe“, als „Mondschein“mit Laterne oder als personifizierte „Wand“, durch deren (mit den Fingern dargestellter) „Schlitz“sich Pyramus (Jürgen Schnell) und die hinreißende Thisbe (Wilfried Feger) küssen wollen – die „Komödie in der Komödie“reißt als Höhepunkt zum Schluss des Stückes alle Zuschauer mit. Danach war es nur noch an Oberon, seinen Segen für alle zu sprechen, an Puck und einen letzten kecken Gruß ans Publikum zu schicken.