Kurt Schellenberg: „An mir liegt’s nicht“
Rottweiler Hängebrücke: Grundstückseigentümer zur Lösung bereit – Seit Jahrzehnten Wunsch zu bauen
(sbo) - Wird die Rottweiler Hängebrücke so gebaut, wie geplant, dann gleicht sie ja fast einem Stummelschwanz. Warum das so ist? Bislang gescheiterte Grundstücksverhandlungen sollen schuld daran sein. Jetzt spricht der Eigentümer: Kurt Schellenberg.
Sie fängt irgendwo im Bockshof an und endet mitten im Grünen – ein gutes Stück vom eigentlichen Ziel, dem Testturm, entfernt. Eigentlich hätte sie eine direkte Verbindung zwischen der historischen Innenstadt Rottweils und dem Gelände des Testturms von Thyssen-Krupp Elevator auf dem Berner Feld schaffen sollen. Dass das nicht gehen wird, ist seit Längerem klar. Der Turm wird halb links liegengelassen. Die Brücke endet oberhalb eines Steinbruchs jenseits des Schafwasens, auf der anderen Seite des kleinen Tals
Der Grund für die Situation: Der Widerspruch von betroffenen Grundstückseigentümern, weshalb die geplante Trassenführung verschoben werden musste, und hängende Grundstücksverhandlungen mit einem Eigentümer von zwei Grundstücken auf dem Berner Feld. Deshalb endet die Brücke mitten drin. Von den Problemen im Bockshof ganz abgesehen. Auch da gibt es Ärger
Der Eigentümer der beiden Grundstücke am Schafwasen ist Kurt Schellenberg. Sein Name fiel, als der Umwelt-, Bau- und Verkehrsaus- schuss des Gemeinderats sich mit dem Bebauungsplan befasste. CDUStadtrat Herbert Sauter appellierte in öffentlicher Sitzung an Oberbürgermeister Ralf Broß, Investor Günter Eberhardt und eben Schellenberg, sich ein Herz zu fassen und das Problem irgendwie zu lösen
Kurt Schellenberg ist dazu offensichtlich bereit, er sagt im Gespräch mit der Presse: „An mir liegt’s nicht.“Schellenberg bekräftigt, er sei interessiert daran, dass die Verhandlungen zu einem Ergebnis führen.
Der „Straßenbau-Papst“
Der Ursprung des Problems liegt viele Jahre zurück. Vor rund 50 Jahren hat Kurt Schellenberg, den die Bild-Zeitung einmal respektvoll „Straßenbau-Papst“genannt hat, weil er unter anderem in Stuttgart ein gravierendes Problem mit einem rutschigen Belag gelöst hat, die zwei Grundstücke am Schafwasen gekauft – sie bieten eine wunderbare Aussicht auf seine Heimatstadt Rottweil. In Rottweil hat er vor 52 Jahren nicht nur das Institut für Materialprüfung (IFM) gegründet und prägende Entwicklungen im Straßenbau initiiert, in der Stadt und im Kreis war er jahrzehntelang für die Freien Wählern kommunalpolitisch aktiv.
Die Grundstücke befinden sich in bester Aussichtslage, nach Süden ausgerichtet. Rechts und links davon gibt es eine Wohnbebauung. Schellenberg hätte dort gerne ebenfalls gebaut. Er durfte aber nicht. Für seine Grundstücke gibt es keinen Bebauungsplan, jedwede Bemühungen in der Vergangenheit, mit der Stadtverwaltung auf einen grünen Zweig zu kommen, sind gescheitert.
Und jetzt soll dieses Filetstück durch eine Einstiegsplattform für die Hängebrücke belegt werden? Laut Schellenberg handelt es sich um eine Fläche von mehr als 2000 Quadratmetern. Seiner Ansicht nach könnte das Problem durchaus gelöst werden. „An mir liegt’s nicht“, sagt Kurt Schellenberg noch einmal. Und er, der seit 50 Jahren darauf wartet, dass er auf seinem Grund und Boden bauen darf, schiebt hinterher: „Ich habe Zeit.“