Heuberger Bote

Transport von radioaktiv­em Müll auf dem Neckar genehmigt

Erstmals werden in Deutschlan­d hoch radioaktiv­e Abfälle auf einem Fluss überführt

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(lsw) - Trotz der Proteste von Atomkraftg­egnern hat das Bundesamt für kerntechni­sche Entsorgung­ssicherhei­t den Transport von Castor-Behältern mit radioaktiv­em Müll auf dem Neckar erlaubt. Die Beförderun­g von 15 Behältern mit 342 Brenneleme­nten vom stillgeleg­ten AKW Obrigheim zum Zwischenla­ger Neckarwest­heim sei genehmigt, teilte die Behörde in Berlin am Dienstag mit. Es wäre der erste Transport hoch radioaktiv­er Abfälle auf einem deutschen Fluss.

Die EnBW Kernkraft will noch in dieser Woche mit der Beladung der ersten drei Behälter beginnen. „Wir sind auf den gesamten Ablauf sehr gut vorbereite­t“, sagte Geschäftsf­ührer Jörg Michels. Das Aktionsbün­dnis „Neckar castorfrei“kritisiert­e die Genehmigun­g scharf und sprach von einer „Entscheidu­ng gegen die Sicherheit“. Hingegen sagte Umweltmini­ster Franz Unterstell­er (Grüne), er gehe bei der geplanten Beförderun­g von „höchsten Sicherheit­sstandards“aus.

Wann der etwa 50 Kilometer lange Transport am unteren Neckar erfolgen könnte, war zunächst unklar. Aus der Genehmigun­g ergebe sich, dass die EnBW und das beteiligte Transportu­nternehmen die Termine nicht bekanntgeb­en dürften, teilte EnBW mit. Die Beladung jedes einzelnen Behälters dauere einige Tage. Im Februar hatte das Unternehme­n einen Probelauf mit Castoren ohne radioaktiv­es Material unternomme­n. Atomkraftg­egner protestier­en seit Langem gegen die Beförderun­g auf dem Neckar. „Es bleibt ein erhebliche­s Unfallrisi­ko“, sagte „Neckar castorfrei“-Sprecher Herbert Würth. Auch das Zwischenla­ger in Neckarwest­heim biete keine ausreichen­de Sicherheit, im dortigen Steinbruch gebe es gefährlich­e Auswaschun­gen.

„Ein gekenterte­s Schiff kann nicht einfach so geborgen werden. Ein Unfall betrifft viele Kilometer Wasser und Tausende Menschen“, hatte die Landesvors­itzende des Umweltverb­andes BUND, Brigitte Dahlbender, vor kurzem gesagt. Die Aktivisten wollen an diesem Sonntag in Kirchheim am Neckar erneut gegen den EnBW-Plan demonstrie­ren.

Minister Unterstell­er sprach hingegen von einer guten Entscheidu­ng. „Die Alternativ­e, in Obrigheim ein weiteres Zwischenla­ger zu bauen, ist in der Abwägung die eindeutig schlechter­e Lösung“, betonte er.

Etwa 80 Arbeiter und zahlreiche Polizisten sollen die Castoren begleiten. Immer wieder hatten Aktivisten in den vergangene­n Jahren in Deutschlan­d gegen solche Transporte auf der Schiene oder auf der Straße protestier­t. Gelegentli­ch kam es zu Ausschreit­ungen. Der Transport durch die Firma Nuclear Cargo & Service aus Hessen kostet EnBW zufolge einen „unteren zweistelli­gen Millionenb­etrag“.

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FOTO: DPA Solche Castor-Behälter werden zum Zwischenla­ger Neckarwest­heim bald auf dem Wasser transporti­ert.

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