Professor Hollmann
Wenn Wildor Hollmann seine Vorlesung hält, drängen sich die Studenten im Saal. Kein Platz bleibt frei. Alle wollen dem bekannten Sportmediziner zuhören. Der Professor ist 92 Jahre alt und längst emeritiert. Ans Aufhören denkt er aber trotzdem nicht. Ab kommender Woche wird Hollmann an der Deutschen Sporthochschule in Köln wieder seine Sondervorlesung halten, in der er „allgemeines akademisches Grundlagenwissen“vermittelt. Selbst im Hochschulwesen, wo man öfter auf die Expertise emeritierter Professoren zurückgreift, ist der betagte Hollmann eine Ausnahmeerscheinung.
Hollmann trägt das grau melierte Haar zur Seite gekämmt. Dazu Anzug, Krawatte – ein Gentleman alter Schule. Hollmann, geboren 1925 in Menden im Sauerland, hat ein bewegtes Leben hinter sich und eine steile Karriere. Er ist Arzt, Forscher, Macher. Als junger Mann studiert er in Köln Medizin, promoviert. 1958 gründet er in Eigenregie das Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin, indem er einen Raum in der Sporthochschule mietet. Heute ist das Institut international angesehen. Hollmann übernimmt 1965 den Lehrstuhl für Kardiologie und Sportmedizin, wird 1970 Rektor der Sporthochschule.
Durch seine Studien über den Einfluss von Sport auf Gesundheit und Leistungsfähigkeit kommt Hollman zu Weltrang und bekommt viele Preise. Er betreut die deutsche FußballNationalmannschaft ebenso wie viele Minister im nahen Bonn, damals Bundeshauptstadt, die einen Herzinfarkt fürchten. Was rät er heute jungen Leuten? Jede Möglichkeit für körperliche und geistige Aktivität zu nutzen. Zweimal pro Woche trainiert der 92-Jährige im Fitnessstudio, steigt täglich 200 Treppenstufen. Seit September nimmt er Tanzstunden, lernt unter anderem Rumba. Probleme? Die hat er aktuell nur mit dem Computer: „Ich bin ohne Internet, das ist ganz schlimm.“
Olivia Konieczny, dpa