Die Frau, die den Krebs bekämpft
Elke Jordan-Mattes ist mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet worden
- Es ist eine der letzten Amtshandlungen von Joachim Gauck als Bundespräsident. 16 Frauen lädt er ins Schloss Bellevue ein, um sie am Weltfrauentag mit dem Bundesverdienstkreuz auszuzeichnen. Die Frauen kämpfen für Flüchtlinge, für Frauenrechte und kranke Menschen.
Eine von ihnen ist Elke JordanMattes. Als langjährige Vorsitzende ihres Vereins B.L.u.T. e.V. hat sie 95 000 Stammzellenspender gefunden und knapp 600 lebensrettende Transplantationen ermöglicht. Bundespräsident Gauck verlieh ihr deshalb in der Hauptstadt das Bundesverdienstkreuz am Bande.
An einem sonnigen Mittwochmorgen im Lippachtal bei Mahlstetten könnte man nicht weiter von Berlin weg sein, so scheint es. Elke Jordan-Mattes sitzt in ihrem Wintergarten und sieht sich die Fotos von der Verleihung im Schloss Bellevue an. Das Verdienstkreuz liegt daneben. Und sie muss lachen. „Wie ernst ich schaue, ganz versteinert“, sagt sie. Aber vor Rührung habe ich eben mit den Tränen gekämpft.“
Der Lebensweg der 70-Jährigen beginnt in der Pfalz. Dort ist sie geboren und dort verbrachte sie auch ihre Kindheit. Als sie 21 Jahre alt war, zog ihre Familie nach Weingarten in der Nähe von Karlsruhe. Dort lernte sie Groß- und Handelskauffrau. Später machte sie ihr Examen bei einem Steuerberater. Sie gründete schließlich ihre eigene Steuerkanzlei in Weingarten.
Stammzellen-Spenderaktion für ihre erkrankte Mitarbeiterin
In den 90er-Jahren erkrankte dann eine ihrer Mitarbeiterinnen an Leukämie und fand keinen Spender. „Damals gab es noch nicht so viele registrierte Spender“, erzählt Jordan Mattes. Zehn Gewebemerkmale zwischen Spender und Empfänger müssten übereinstimmen. „Das ist die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.“
In Weingarten startete JordanMattes deshalb eine große Aktion für ihre Mitarbeiterin, lud die lokale Presse und die Bevölkerung ein, um Spender zu generieren, um ihrer Mitarbeiterin Hoffnung zu machen. „Wenn du die Krankheit einmal zu Gesicht bekommen hast, dann guckst du nicht mehr weg,“sagt Jordan-Mattes.
Kurz nach der Aktion wurde sie von einem Mann angefragt, dessen Frau an Leukämie erkrankt war, ob sie nicht auch hier mit einer Aktion helfen könne. Jordan-Mattes nahm an und ihre Freunde und Mitarbeiter unterstützten sie. Um Spendenbescheinigungen ausstellen zu können, mussten sie einen Verein gründen. Damit war B.L.u.T. e.V. geboren und die Arbeit des Vereins weitete sich immer mehr aus.
Da bei den Stammzellaktionen oft medizinische Fragen gestellt wurden, die ihr Team nicht beantworten konnte, sei man eine Kooperation mit dem städtischen Klinikum Karlsruhe eingegangen, so Jordan-Mattes. Der Chef der Klinik gab medizinische Sprechstunden und B.L.u.T. e.V. unterstütze Patientenprojekte und den Aufbau der Palliativstation am Klinikum – mit mittlerweile einer Spendensumme von 1,5 Millionen Euro. Eine weitere Partnerschaft ging der Verein mit dem Universitätsklinikum Heidelberg ein. Dessen ärztlicher Direktor Anthony Ho war es auch, der Elke Jordan-Mattes für das Bundesverdienstkreuz vorschlug.
Ein emotionaler Gewinn
Hört man Elke Jordan-Mattes zu, wenn sie von ihrem Engagement erzählt, wirkt alles ganz leicht. Nicht einen Moment hat man den Eindruck, dass das Helfen je eine Bürde für sie war. Es liegt wohl daran, dass sie sich und ihr Handeln schon oft hinterfragt hat und weiß, welchen Antrieb sie hat. „Natürlich habe ich mich gefragt, ob das reine Selbstlosigkeit ist“, sagt sie und weiß, „nein, das ist es nicht. Ich gewinne für mich ganz viel durch diese Arbeit. Es ist ein emotionaler Gewinn.“SpenderAktionen seien soziale Projekte. Der soziale Zusammenhalt, dem sie immer wieder begegnet ist, habe sie total fasziniert.
Im Jahr 2015 habe sie schließlich ihre Steuerkanzlei verkauft. Kurz vorher hatte sie Peter Mattes, ihren jetzigen Mann, kennengelernt. Dass sie zu ihm nach Mahlstetten zieht, war für sie sofort klar. Alle 14 Tage fährt sie zum Verein nach Weingarten, aber ihr neues Zuhause im schönen Lippachtal liebt sie. „Wir leben hier den Traum“, sagt sie. Ihr Engagement wird sie auch hier nicht stoppen. Gemeinsam mit ihrem Mann, der eine Firma zur Herstellung von Lammfellartikeln für den Reitsport führt, plant sie ein Projekt, um schwer kranken Kinder durch den Kontakt mit Pferden Freude zu bereiten.