IG Metall will auf Lohnzurückhaltung verzichten
Walter Wadehn erteilt der Forderung von Südwestmetall nach moderater Gehaltssteigerung eine Absage
- Eine Absage an die Forderung von Südwestmetall, in der nächsten Tarifrunde nur eine moderate Gehaltserhöhung für die Mitarbeiter der Metall- und Elektroindustrie zu fordern, erteilt die IG Metall eine Absage. Auf Nachfrage unserer Zeitung betonte Walter Wadehn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Albstadt, die auch für den Landkreis Tuttlingen zuständig ist, dass eine Lohnsteigerung von zwei Prozent allein in diesem Jahr durch die Inflation in Deutschland „aufgefressen“werden würde.
Bereits in der vergangenen Woche habe es auf Einladung von Südwestmetall beim Rietheimer Automobilzulieferer Marquardt ein erstes Gespräch gegeben. Aufseiten von Südwestmetall waren mit Joachim Schulz (Vorstandsmitglied bei Aesculap), Harald Marquardt (Sprecher der Geschäftsführung von Marquardt) zwei Vorstandsmitglieder der Bezirksgruppe SchwarzwaldHegau dabei. Dazu gesellten sich Achim Degner (Geschäftsführer Chiron) und Ralph Wurster (Geschäftsführer Bezirksgruppe Schwarzwald-Hegau). Bei den Vertretern der Arbeitnehmer waren neben Wadehn auch Michael Föst (zweiter Bevollmächtigter IG Metall Albstadt) sowie Ekkehard Rist (Betriebsratsvorsitzender Aesculap) sowie Antonio Pivano (Betriebsratsvorsitzender Marquardt) zugegen.
„Wir haben noch keine Forderungen gestellt“, betonte Wadehn im Gespräch mit unserer Zeitung. Das ist auch noch gar nicht notwendig, schließlich läuft der aktuelle Tarifvertrag bis Ende des Jahres. Peer-Michael Dick, Hauptgeschäftsführer von Südwestmetall, hatte bei der Mitgliederversammlung am Mittwoch in Donaueschingen noch betont, dass er mit den ersten beiden Gesprächsrunden kurz vor Weihnachten rechnet.
Zwei Prozent passen nicht
Während Dick berichtet hatte, dass mehr als die Hälfte der Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie eine Nettoumsatzrendite von weniger als drei Prozent haben würden, sieht das Wadehn für den Landkreis Tuttlingen komplett anders. „Wenn bei uns Vertreter von Unternehmen am Tisch sitzen, die eine zweistellige Umsatzrendite haben, dann mutet die Forderung nach einer Lohnzurückhaltung doch seltsam an. Wenn wir uns mit zwei Prozent zufrieden geben sollen, dann passt das nicht“, sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung.
Die Unternehmen mit 200 bis 250 Mitarbeitern, die Südwestmetall mit der geringen Umsatzrendite anführen würde, seien im Landkreis Tuttlingen bei Südwestmetall nicht wirklich vertreten. Wadehn nennt dabei Unternehmen wie Desma (Fridingen), Chiron, Aesculap, Henke-Sass, Wolf, SHW (alle Tuttlingen) und Marquardt (Rietheim-Weilheim). Von den rund tausend Unternehmen in Baden-Württemberg hätten in der laufenden Tarifrunde lediglich 22 ein Antrag auf Verschiebung der Entgelterhöhung gestellt. Bei der Hälfte habe die IG Metall diesen für nicht nötig befunden.
Der Gewerkschaftler ist daher davon überzeugt, dass es in der nächsten Tarifrunde am Ende auch gar nicht so sehr um die Lohnerhöhung aufseiten der Arbeitgeber gehen wird. Vielmehr wird der Knackpunkt die Arbeitszeitgestaltung sein, prognostiziert Wadehn: „Das ist eine Machtfrage“, sagt er. So habe die IG Metall dazu bereits eine Umfrage durchgeführt, um herauszufinden, was ihnen bei der Arbeitszeitgestaltung wichtig ist. 700 000 Arbeitnehmer hätten daran teilgenommen. Die IG Metall strebe ein Rückkehrrecht bei Teilzeit in die Vollzeit an. Das lehnt Südwestmetall rigoros ab.
Sonderschichten und Mehrarbeit
77 Prozent der Betriebsräte hätten der IG Metall signalisiert, dass die Geschäfte der Unternehmen gut laufen würden. In 60 Prozent der Firmen würden Sonderschichten und Mehrarbeit gefahren, All das zeigt: Es dürften spannende Verhandlungen im Dezember/Januar werden.