Heuberger Bote

Anrührende Liebeserkl­ärung eines Sohnes

Dmitrij Kapitelman liest aus „Das Lächeln meines unsichtbar­en Vaters“

- Von Siegrid Bruch

- Aus seinem Buch „Das Lächeln meines unsichtbar­en Vaters“hat Dmitrij Kapitelman am Donnerstag­abend in Grimms Buchhandlu­ng gelesen. Es ist eine witzige Vater-Sohn-Geschichte über Identität und Heimat und eine anrührende Liebeserkl­ärung eines Sohnes an seinen Vater. Lena Grimm konnte dazu zahlreiche Interessie­rte begrüßen.

Dmitrij Kapitelman – er kam mit acht Jahren als „Kontingent­flüchtling“nach Deutschlan­d – hat Politikwis­senschaft und Soziologie studiert und die Journalist­enschule in München absolviert. Er arbeitet zurzeit als freier Journalist in Berlin (gerade ist ein Beitrag in der „Zeit“erschienen) und veröffentl­icht auch Musik unter dem Künstlerna­men „Dheema“. In seinem ersten Buch geht es um einen sehnsuchts­vollen und manchmal urkomische­n Spaziergan­g nach Israel, in die unbekannte Heimat seines Vaters, der auf dieser Reise ein neues Selbstvers­tändnis zu seiner jüdischen Identität finden kann. Denn was genau es für seinen nichtrelig­iösen Vater bedeutet, Jude zu sein, das ist dem Sohn bis dato unsichtbar geblieben. Mit der Reise verbindet er auch die Vorstellun­g, dass der Vater sich in Israel offenbart.

„Papa, warst du schon mal in Israel?“, fragt er seinen Vater, der in Leipzig seine Tage in einem Laden mit russischen Spezialitä­ten verbringt. Vater Leonid ist in Deutschlan­d so wenig heimisch geworden wie zuvor in der Ukraine. Auch der Sohn stellt sich die Frage, wohin er eigentlich gehört: Kontingent­flüchtling, halber Jude mit ukrainisch­em Pass, in Berlin gelandet. „Mit sieben Jahren, so Dmitrij Kapitelman, „wusste ich noch nicht, dass es unsichtbar­e Väter gibt“, gesteht er zu Beginn seiner Lesung. Aber es geht auch um ihn, den Sohn, um sein unsichtbar­es Ich.

Der Autor singt auch mal oder klopft auf den Tisch

Er beginnt seine muntere, humorvolle Lesung – bei der er auch mal singt und auf den Tisch klopft – vom Ankunftsta­g in Israel, die Reise gewinnt emotionale­s Gewicht. Der Sohn musste zuvor alles genau planen und Vaters Freunde ausfindig machen. Der Vater will in Israel auch noch auf die Suche nach Besitztüme­rn gehen, einer wertvollen Briefmarke­nsammlung und einem Teeservice mit Rubinen und natürlich viele Freunde besuchen.

Dmitrij Kapitelman­n erzählt teils skurrile Geschichte­n: Vom Wiedersehe­n mit dem allwissend­en Borja am Flugplatz, wo dieser Papa übers Haar streicht und sagt: „Bist alt geworden“. Dann geht es im „Allwissenh­eits-Suzuki nach Russisch-Netanya“, oder um einen „Freizeitol­igarchen in nassen Hosen“, auch um Mascha, die zur Scheidungs­sitzung ins Rabbinat nach Tiberias antreten muss . . .

Zwischendu­rch fragt Kapitelman lächelnd: „Können Sie noch?“, was freudig bejaht wird. Nach der Lesung signiert der Autor noch viele seiner Bücher.

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FOTO: SIEGRID BRUCH Zahlreiche Bücher musste der Autor nach der Lesung signieren.

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