Der neue Mokka X hört aufs Wort
Opels kleiner SUV punktet mit Technik, Komfort und Fahrspaß
Die Frage ist durchaus berechtigt: Ist ein SUV wirklich noch das richtige Auto in Zeiten von Klimawandel und hohen Spritpreisen, engen Baustellen und zunehmender Parkplatznot? Wie beinahe alle Hersteller bejaht auch Opel diese Frage – und schickt daher seit Jahren den kleinen, nur knapp 1,8 Meter breiten Mokka ins Rennen. Jetzt hat der Autobauer seinem Erfolgsmodell ein Facelift sowie ein großes X im Namen verpasst, um sich gegen die weiter wachsende Konkurrenz behaupten zu können.
Ein Blick auf die Straßen zeigt, dass die Rüsselsheimer schon mit dem Vorgänger im boomenden deutschen Markt der kleinen SUV punkten konnten. Daran dürfte sich auch zukünftig nichts ändern. Bringt doch das Facelift im 4,28 Meter langen Mokka X ein bisschen äußerlichen Feinschliff und ein aufgeräumteres Cockpit mit. Die Designer trennten sich von zahlreichen Knöpfen, das monotone Pixel-Design zwischen den Instrumenten wich einem modernen Display. Ein Touchscreen krönt die neue Mittelkonsole. Die auffallende Ähnlichkeit zum Astra kommt dabei nicht von ungefähr. Der Hersteller nutzt schließlich den Baukasten des Kompaktwagens.
So liefert Opel den Mokka X – wie alle neuen Modelle – mit dem Internetdienst „OnStar“aus. Über die Dachantenne kann der Service bis zu sieben Geräten gleichzeitig den Weg ins Netz ebnen. Bei Unfällen fordert der Mokka X sogar automatisch Hilfe an. Bei der auch manuell zu bedienenden Funktionstaste ist allerdings
Zeitgemäßes Infotainment, sehr gute Spracherkennung, durchzugsstarker Motor, bequeme Sitze und viel Platz, zuverlässige Assistenten
ein wenig Vorsicht geboten, wie unser Test zeigte. Wer im Dunkeln die Lichtschalter für den Innenraum sucht, landet schnell versehentlich auf dem SOS-Knopf – und hört wenige Sekunden später eine freundliche Frauenstimme aus den Bordlautsprechern. Aufgrund der etwas unpraktischen Anordnung am Autohimmel wird die Dame wohl noch einige unfreiwillige Telefonate führen müssen. Ein Jahr lang bleibt der Service übrigens kostenfrei. Danach fallen rund zehn Euro monatlich an, wenn der Mokka-Fahrer nicht auf den persönlichen Helfer und den Weg ins Internet verzichten will.
Nicht verzichten mag man nach kurzer Zeit auf die hervorragend arbeitende Spracherkennung. Radio und Navigationsgerät lassen sich ohne Ablenkung vom Verkehr oder nervige Nachfragen der Computerstimme steuern. Einziger Wermutstropfen: Genau das ist leider während der Fahrt kontinuierlich nötig. Die entschlackte Mittelkonsole mit lediglich vier Knöpfen und einem Lautstärkeregler zwingt den Fahrer nämlich ansonsten, durch überfrachtete Menüs im Touchscreen zu manövrieren. Der ein oder andere Schalter mehr hätte der Sicherheit auf den Straßen wahrscheinlich gutgetan.
Dabei macht der eineinhalb Tonnen schwere SUV dort eine gute Figur. Der getestete, 1,6 Liter große Dieselmotor im CDTI mit 110 Pferdchen liefert dank seines guten Drehmoments von 300 Newtonmetern auch noch im sechsten Gang genügend Kraft zum Überholen. An der Zapfsäule zahlt es der Mokka X dem Fahrer jedoch heim: Knapp 6,9 Liter verbrauchte er im Test auf 100 Kilometern. Doch zu seiner Verteidigung sei gesagt: Der kalte Winter auf der Ostalb verlangte die gesamte Heizpower. Mit Dual-Klimaautomatik, beheiztem Lenkrad und in drei Stufen verstellbarer Sitzheizung weiß der SUV aus dem Hause Opel dort aber zu überzeugen.
Erfreulich ebenfalls die exakte, straffe Lenkung, die Kurven zum Vergnügen macht. Nur gut, dass die Ergonomiesitze (685 Euro Aufpreis) stabilen Seitenhalt bieten. Außerdem stellen sie ihre Vorzüge vor allem auf Langstrecken unter Beweis und verwöhnen auch schmerzgeplagte Knochen, da Länge und Neigung der Sitzfläche sowie Rückenlehne individuell und punktgenau angepasst werden können. Ähnlich bequem sitzt es sich im Fond. Selbst bei größeren Fahrern und Beifahrern gibt es hinten noch ausreichend Beinfreiheit. Die friemelige Handhabung der Gurte auf der Rückbank aber könnte beim Familienurlaub für Unmut sorgen.
Zwei große Pluspunkte hingegen sind im Kofferraum zu finden, der immerhin 356 Liter schluckt: Wer auf das Reserverad verzichtet, erhält stattdessen ein gut gepolstertes und strukturiertes Fach für Einkäufe. Zudem ist der Kofferraum ungewöhnlich gut zu beladen. Lade- und Innenkante schließen bündig bei rund 73 Zentimetern ab, das übermäßige Wuchten von schwerem Gepäck und Getränkekisten entfällt damit glücklicherweise.
181 km/h schafft der Mokka X, entpuppt sich dann aber bei Wind-, Abroll-und Motorgeräuschen nicht gerade als leiser Genosse. Knapp zwölf Sekunden benötigt er für den Standardsprint in der kleinen Dieselvariante unseres Tests mit Sechsganggetriebe und Frontantrieb (ab 24 540 Euro). Für den Allradantrieb, der dem Opel mancherorts gut zu Gesicht stehen würde, müssen Käufer 2000 Euro mehr hinlegen.
Testverbrauch sehr weit entfernt vom angegebenen Normverbrauch, Bedienung teilweise etwas umständlich
Was uns sonst noch aufgefallen ist? Die überarbeitete Frontkamera verdient eine Erwähnung. Sie erkennt mehr Verkehrszeichen, kontrolliert die Spur und warnt den Fahrer über eine rote LED-Anzeige auf der Windschutzscheibe, wenn dieser einen bremsenden Vordermann übersieht. Vor allem die Schildererkennung liefert – auch dank neuer LED-Scheinwerfer mit Adaptivfunktion (1250 Euro Aufpreis) – ein überzeugendes Ergebnis. Und auch wenn sich das System leider bei jedem Geschwindigkeitshinweis erneut meldet, obwohl das Tempolimit gleich geblieben ist, verliebt man sich als Fahrer doch schnell in dieses Extra.
Und verlässt sich bisweilen zu sehr darauf. Denn wer das Auto in einer Tempo-30-Zone abgestellt hat und nach einigen Stunden wieder durchstarten will, sollte sich das Tempolimit genau gemerkt haben, wenn das entsprechende Schild nicht mehr in Sichtweite ist. Ansonsten bedarf es nämlich der Nachsicht von zwei Verkehrspolizisten, die sich glücklicherweise vorwiegend für die neue Technik des Rüsselsheimers interessieren ...