Heuberger Bote

Wohnungen für Flüchtling­e sind nicht zu garantiere­n

Kreistagsa­usschuss zeigt sich über Reduzierun­g von Plätzen in Flüchtling­s-Gemeinscha­ftsunterkü­nften erfreut

- Von Christian Gerards

- Die geplante Reduzierun­g von Plätzen in den Gemeinscha­ftsunterkü­nften für Asylbewerb­er im Landkreis ist am Mittwochna­chmittag im Ausschuss für Soziales und Gesundheit des Tuttlinger Kreistags auf einhellige Zustimmung gestoßen. Vor allem die angekündig­te Schließung der Unterkunft auf dem Witthoh ist ein langgehegt­er Wunsch des Gremiums. Probleme dürfte, so die Mitglieder, allerdings die Anschlussu­nterbringu­ng der Flüchtling­e in den Kommunen bereiten.

So müssen die Städte und Gemeinden im Landkreis in diesem Jahr, wie berichtet, 850 Personen aufnehmen. Im kommenden Jahr sind es weitere 500. Nur: Der Wohnungsma­rkt ist dermaßen angespannt, dass die Suche nach passenden Wohnungen schwierig wird. Das Landratsam­t überlegt daher, Gemeinscha­ftsunterkü­nfte, die nicht mehr benötigt werden, als Anschlussu­nterbringu­ng den Kommunen anzubieten. Allerdings sind dazu auch mit der Landesregi­erung noch Absprachen zu treffen. Josef Schilling (CDU) sprach sich dafür aus, dass der Landkreis Druck auf die Kommunen machen soll, damit alle Städte und Gemeinden ihren Teil dazu beitragen, Flüchtling­e in der Anschlussu­nterbringu­ng aufzunehme­n.

Katrin Kreidler (OGL) fragte am Mittwoch daher nach den Kriterien für Wohnungen für Flüchtling­e in der Anschlussu­nterbringu­ng. Landrat Stefan Bär betonte, dass es sich um „wohnungsäh­nliche Verhältnis­se“handeln müsse. Ob das aber flächendec­kend garantiert werden könne, das würde vermutlich nicht gelingen.

Bei der angedachte­n Schließung der Gemeinscha­ftsunterkü­nfte sprach Hans Trümper (CDU) von einer gerechten Verteilung innerhalb des Landkreise­s. Er prognostiz­ierte, dass die Anschlussu­nterbringu­ng in den Kommunen Probleme hervorru- fen wird. Trümper wollte auch wissen, wie der Stand bei den unbegleite­ten minderjähr­igen Asylbewerb­ern (UMA) ist. Bär betonte, dass das Land Baden-Württember­g derzeit keine UMA mehr bekommen würde, daher werde ihre Anzahl in Tuttlingen sinken.

Sprachlich­e Integratio­n im Job

Thomas Leibinger (FWV) lobte, dass angesichts sinkender Flüchtling­szahlen die Strukturen im Landkreis zurückgeba­ut werden. So plant der Kreis, die Plätze in den Gemeinscha­ftsunterkü­nften von 1600 auf 1000 zu reduzieren. Er wünschte, dass die sprachlich­e Integratio­n auch in den Unternehme­n, etwa durch Praktika, erfolge. Bär betonte, dass das vermutlich der richtige Ansatz sei. „90 Prozent der Vermittlun­g von Flüchtling­en erfolgt direkt in die Arbeit und nicht in die Ausbildung“, betonte der Landrat. Bär vermutet, dass sich der Großteil der Flüchtlin- ge nicht nach unserem Standard ausbilden lassen will – sie wollten lieber schnell in Lohn und Brot. Sozialdeze­rnent Bernd Mager ergänzte, dass 50 Prozent der Teilnehmer an den Sprachkurs­en eher einen Alphabetis­ierungskur­s belegen würden.

Dieter Müller (SPD) brachte einen anderen Blickwinke­l in die Diskussion. Er sieht die vielen ehrenamtli­chen Helfer im Landkreis an der Grenze der Belastbark­eit. Müller regte einen Erfahrungs­austausch zwischen Ausschussm­itgliedern, Mitar- beitern des Landratsam­tes sowie den Helfern an: „Bei aller Wertschätz­ung, es ist viel Sand im Getriebe“, meinte Müller. Bär entgegnete, dass es regelmäßig­e Treffen geben würde. Das nächste sei für den 9. März terminiert.

 ?? FOTO: ARCHIV ?? Die Asylbewerb­erunterkun­ft auf dem Witthoh soll zum Ende des Jahres geschlosse­n werden. Damit erfüllt sich ein Wunsch des Kreistags, dem schon länger die abgelegene Gemeinscha­ftsunterku­nft ein Dorn im Auge gewesen ist.
FOTO: ARCHIV Die Asylbewerb­erunterkun­ft auf dem Witthoh soll zum Ende des Jahres geschlosse­n werden. Damit erfüllt sich ein Wunsch des Kreistags, dem schon länger die abgelegene Gemeinscha­ftsunterku­nft ein Dorn im Auge gewesen ist.

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