Wohnungen für Flüchtlinge sind nicht zu garantieren
Kreistagsausschuss zeigt sich über Reduzierung von Plätzen in Flüchtlings-Gemeinschaftsunterkünften erfreut
- Die geplante Reduzierung von Plätzen in den Gemeinschaftsunterkünften für Asylbewerber im Landkreis ist am Mittwochnachmittag im Ausschuss für Soziales und Gesundheit des Tuttlinger Kreistags auf einhellige Zustimmung gestoßen. Vor allem die angekündigte Schließung der Unterkunft auf dem Witthoh ist ein langgehegter Wunsch des Gremiums. Probleme dürfte, so die Mitglieder, allerdings die Anschlussunterbringung der Flüchtlinge in den Kommunen bereiten.
So müssen die Städte und Gemeinden im Landkreis in diesem Jahr, wie berichtet, 850 Personen aufnehmen. Im kommenden Jahr sind es weitere 500. Nur: Der Wohnungsmarkt ist dermaßen angespannt, dass die Suche nach passenden Wohnungen schwierig wird. Das Landratsamt überlegt daher, Gemeinschaftsunterkünfte, die nicht mehr benötigt werden, als Anschlussunterbringung den Kommunen anzubieten. Allerdings sind dazu auch mit der Landesregierung noch Absprachen zu treffen. Josef Schilling (CDU) sprach sich dafür aus, dass der Landkreis Druck auf die Kommunen machen soll, damit alle Städte und Gemeinden ihren Teil dazu beitragen, Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung aufzunehmen.
Katrin Kreidler (OGL) fragte am Mittwoch daher nach den Kriterien für Wohnungen für Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung. Landrat Stefan Bär betonte, dass es sich um „wohnungsähnliche Verhältnisse“handeln müsse. Ob das aber flächendeckend garantiert werden könne, das würde vermutlich nicht gelingen.
Bei der angedachten Schließung der Gemeinschaftsunterkünfte sprach Hans Trümper (CDU) von einer gerechten Verteilung innerhalb des Landkreises. Er prognostizierte, dass die Anschlussunterbringung in den Kommunen Probleme hervorru- fen wird. Trümper wollte auch wissen, wie der Stand bei den unbegleiteten minderjährigen Asylbewerbern (UMA) ist. Bär betonte, dass das Land Baden-Württemberg derzeit keine UMA mehr bekommen würde, daher werde ihre Anzahl in Tuttlingen sinken.
Sprachliche Integration im Job
Thomas Leibinger (FWV) lobte, dass angesichts sinkender Flüchtlingszahlen die Strukturen im Landkreis zurückgebaut werden. So plant der Kreis, die Plätze in den Gemeinschaftsunterkünften von 1600 auf 1000 zu reduzieren. Er wünschte, dass die sprachliche Integration auch in den Unternehmen, etwa durch Praktika, erfolge. Bär betonte, dass das vermutlich der richtige Ansatz sei. „90 Prozent der Vermittlung von Flüchtlingen erfolgt direkt in die Arbeit und nicht in die Ausbildung“, betonte der Landrat. Bär vermutet, dass sich der Großteil der Flüchtlin- ge nicht nach unserem Standard ausbilden lassen will – sie wollten lieber schnell in Lohn und Brot. Sozialdezernent Bernd Mager ergänzte, dass 50 Prozent der Teilnehmer an den Sprachkursen eher einen Alphabetisierungskurs belegen würden.
Dieter Müller (SPD) brachte einen anderen Blickwinkel in die Diskussion. Er sieht die vielen ehrenamtlichen Helfer im Landkreis an der Grenze der Belastbarkeit. Müller regte einen Erfahrungsaustausch zwischen Ausschussmitgliedern, Mitar- beitern des Landratsamtes sowie den Helfern an: „Bei aller Wertschätzung, es ist viel Sand im Getriebe“, meinte Müller. Bär entgegnete, dass es regelmäßige Treffen geben würde. Das nächste sei für den 9. März terminiert.