Skihütte ist eigentlich ein Vereinsheim
Verheerender Brand mobilisierte einst die ganze Energie des TV Aldingen
- Das Smartphone ist beim Aldinger Turnverein auch in kulinarischer Hinsicht ein nützlicher Gegenstand. Die Mitglieder fotografieren damit nämlich den Wirteplan der Skihütte ab. Und wer übers Jahr an den einzelnen Wochenenden die Speisekarten durchprobiert hatte, der weiß, wann seine Lieblingsspeise serviert wird. Die Aldinger Skihütte ist das TV Vereinsheim – und ein eigener Kosmos.
Die sich damit am besten auskennen sitzen am Stammtisch und erinnern sich: Vorsitzender Martin Jetter, seine Vorgänger Christoph Albers (1992 bis 2002), Bruno Ege 1986 bis 1991 und Wolfgang Dickhaus (1979 bis 1986). Zwei sind aber zusätzlich ganz besonders mit der Skihütte verbunden: Hüttenkassierer Erich Hauser und Hüttenwirt Erhard Lenz. Sie beide sind seit dem Bau der ersten Hütte im Jahr 1972 in diesen Funktionen tätig.
Das erste und einschneidendste im Bezug auf das Vereinsdomizil, über das die Herren berichten, ist der Brand. Im Jahr 1984 schlug der Blitz in den Verteilerkasten beim Kreisel ein. Niemand bemerkte etwas, aber am Ende der Leitung, also in der Hütte, die über dem Sulzbachtal thronte, brach ein verheerender Brand aus. Er machte die Hütte dem Erdboden gleich. Sie war einst als Aufwärmort für die Skifahrer aus einer umgebauten Baracke in Eigenleistung erstellt worden.
Selbstredend haben die TV-Altvorderen alle Daten im Kopf. Nach dem Blitzschlag hieß es wieder: zusammenhalten, gemeinsam aufbauen. Finanziell konnte sich der Verein mit Hilfe des WLSB und der Versicherungssumme, den soliden Neubau leisten, ohne sich zu verschulden, berichtet Wolfgang Dickhaus, der während der Brandzeit Vorsitzender war. Architekt war Josef Derichs, Bauleiter Zimmerer HansWalter Haller. Sie leiteten die große Truppe an freiwilligen Helfern an. Rund 100 arbeiteten mit. Immer dabei die Kameradschaft: „Man hat sich fast aufs Wochenende gefreut, einer hat Würstle gegrillt, das Gesellige war immer mit dabei“, erinnert sich Erhard Lenz. Auch bei den Skiausfahrten in den Schwarzwald oder bei Festen war das immer wichtig. Und auch wenn die Ehrenamtler zwischen 69 und 77 Jahren nicht so recht mit der Sprache rauswollen: Ein Blick in das eigens für den Verein zusammen gestellte „LumpenliedleBuch“lässt erahnen, wie lustig es zugegangen sein muss.
Das neue Heim wurde 1986 eingeweiht. In der Folge hat vor allem die Jugendabteilung eine sehr professionelle Jugendarbeit auch im Heim gemacht, sagt Bruno Ege. Aber mit den Jahren nahm das Engagement immer mehr ab. „Man musste immer mehr bieten, die Erwartungshaltung wurde immer höher bei den Jugendlichen“, so Christoph Albers.
Wie denn das neu gebaute Kindle heißen solle, jetzt, wo es dem ganzen Verein und nicht nur der Skiabteilung gehören sollte? Darüber gab es sogar Streit. Die einen wollten Vereinsheim, die anderen den traditionellen Namen Skihütte behalten. Die salomonische Lösung: „Vereinsheim – Skihütte“. So steht es auch am Heim. Doch am Tag der Einweihung traf den neuen Vorsitzenden Bruno Ege fast der Schlag: Auf dem Schild, das zu der Hütte hinter der Erich-Fischer-Halle weist, stand es genau andersrum. Groß oben „Skihütte“, klein „Vereinsheim“. Heute lachen alle darüber. Aber damals...
Die Hütte ist nach wie vor gut in Schuss. Der Boden picobello, die zum Haus gehörigen Geräte sind im Keller akkurat aufgeräumt. Zuhause dürfte es bei Martin Jetter und seinen Mitstreitern auch nicht ordentlicher sein.
Freitag und Sonntag offen
Wie zu Beginn ist die Hütte am Freitagabend ab 19.30 Uhr und am Sonntag ab 14 Uhr bis etwa 20 Uhr geöffnet. Wenn nicht, wird das veröffentlicht. Zu den leckeren Speisen gibt es auch Kaffee und selbst gebackene Kuchen. Rund 30 Wochenenden können durch die ehrenamtlichen Wirte abgedeckt werden, das sind insgesamt 100 Wirte aus allen Abteilungen. „Erich Hauser macht die Listen, das ist eine Mordsarbeit“, sagt Jetter. Vermietet wird das gute Stück übrigens nicht außerhalb des Vereins, und es dient immer noch einem wesentlichen Zweck vom Anfang: der Geselligkeit.
Immer sind freitags zwischen 15 und 25, sonntags zwischen 30 und 50 Gäste da. Wenn Vereinsmitglieder die Hütte besuchen, sitzen sie alle beieinander am großen Stammtisch. Alle? „Sie glauben gar nicht, wie viele an einen solchen Tisch passen!“