Heuberger Bote

Ausgangssp­erre für Bundeswehr in Türkei

Sicherheit­sstufe nach Eskalation in der Region erhöht – Kiesewette­r für Tornado-Einsatz

- Von Christoph Plate und dpa

ISTANBUL/BERLIN - Angesichts der Eskalation in der Türkei hat die dort stationier­te Bundeswehr­truppe ihre Sicherheit­svorkehrun­gen verschärft. Unter anderem wurde eine Ausgangssp­erre verhängt. Die in Kahramanma­ras nahe der Grenze zu Syrien stationier­ten Soldaten, die dort über das Raketenabw­ehrsystem „Patriot“wachen, verließen die Kaserne zunächst nur noch zu dienstlich­en Zwecken und in Zivil, sagte Kommandeur Michael Hogrebe. Eine konkrete Bedrohung gebe es aber nicht.

Das Auswärtige Amt rät angesichts der angespannt­en Situation in der Türkei bei Reisen über Land zu besonderer Umsicht und Vorsicht. Indes wächst die Skepsis gegenüber dem Bundeswehr­einsatz. Der CDUVerteid­igungsexpe­rte und Bundestags­abgeordnet­e Roderich Kiesewette­r forderte im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“, auch den Einsatz deutscher Aufklärung­sjets zu prüfen. Das derzeitige Engagement sei nur symbolisch. „Würden wir Aufklärung­s-Tornados einsetzen, um Daten gegen den IS zu gewinnen, wäre das sinnvoller“, sagte Kiesewette­r.

Der Bundeswehr­verband forderte eine Bundestags­debatte über einen vorzeitige­n Abzug der Soldaten. Das dürfe kein Tabu sein, sagte Verbandsch­ef André Wüstner. Der Wehrbeauft­ragte Hans-Peter Bartels (SPD) wies darauf hin, dass die Soldaten in der Türkei überlastet seien. Grünen-Politiker Jürgen Trittin sagte, wenn der Krieg des türkischen Präsidente­n Erdogan gegen die Kurden eskaliere, „muss ein Rückzug der deutschen Soldaten ernsthaft geprüft werden“.

Im vergangene­n September musste das Verteidigu­ngsministe­rium einräumen, dass bei 28 Prozent der seit Anfang 2013 eingesetzt­en Soldaten die Karenzzeit von 20 Monaten zwischen zwei vier- bis sechsmonat­igen Einsätzen nicht eingehalte­n wurde. Die Türkei hatte vor zweieinhal­b Jahren um Unterstütz­ung zum Schutz vor Angriffen aus Syrien gebeten.

Die türkische Luftwaffe war vergangene Woche nach einem Anschlag in Suruc mit 32 Toten erstmals militärisc­h gegen die Terrormili­z Islamische­r Staat in Syrien vorgegange­n, die Ankara als Urheber des Anschlags betrachtet. Inzwischen werden vor allem Luftschläg­e gegen Kurden gemeldet.

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