Kuh als Feind des Menschen?
„Die nächste Pandemie kommt mit hundertprozentiger Sicherheit“, davon ist Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) überzeugt. Aktuell für Ängste sorgt dabei die Vogelgrippe. Denn der Erreger hat es laut der Us-gesundheitsbehörde FDA in Supermarktmilch geschafft. In jeder fünften Probe fanden sich Bestandteile des Virus. Bei Rindern in acht Bundesstaaten wurde das Virus nachgewiesen. Auch wenn man sich als Mensch über die Milch wohl nicht anstecken könne, empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO), pasteurisierte Milch statt Rohmilch zu konsumieren.
Die Vogelgrippe ist auf Kühe übergegangen. Das passiert selten, ist aber gefährlich. Mit jedem Viruswirt, der in engem Kontakt zu Menschen steht, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung auf den Menschen. Tatsächlich wurde in Texas ein Mann positiv getestet, der auf einer Rinderfarm arbeitete. Wie das geschehen ist, wird noch untersucht. Angeblich hat es mit den Eutern zu tun. Es ist der erste bekannte Fall einer Übertragung von einer Kuh auf einen Menschen.
Zoonosen sind gefürchtet
Solche Fälle heißen Zoonosen, also Krankheiten, die durch in Tieren beheimatete Viren ausgelöst werden, welche die biologische Barriere zum Menschen überwunden haben. Genau das kann sie aber für die Menschen, deren Immunsystem das neue Virus nicht kennt, zu tödlichen Gefahren machen. Die Spanische Grippe etwa, die nach dem Ersten Weltkrieg Millionen dahinraffte, hatte sich wahrscheinlich kurz vor dem Ausbruch 1918 durch die Kreuzung eines Vogelgrippevirus mit einem menschlichen Virus entwickelt. Auch Corona dürfte aus dem Tierreich auf die Menschen übergegangen sein.
Aber was ist mit der aktuellen Vogelgrippe? Thorsten Wolff, Leiter des Fachgebiets Influenzaviren am Robert-koch-institut, findet es „ungewöhnlich und unerwartet“, dass ausgerechnet in Milchkühen diese Viren gefunden wurden. Bisher hätten Rinder als dafür wenig empfänglich gegolten. Auch Martin Beer vom Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit auf der Insel Riems ist beunruhigt, „weil wir mit dem Rind einen ganz neuen Viruswirt haben. Und das will man eigentlich überhaupt nicht“. Denn jeder neue Säugetier-wirt „kann das Virus dem Menschen ein Stück näher bringen.“