Heidenheimer Zeitung

Verein übt Kritik an Innenstadt­plänen

Die „Bürger für Giengen“fordern bei den geplanten Neubauten in der Stadtmitte, also beim Dienstleis­tungszentr­um und dem Müller-areal, unter anderem mehr Bürgerbete­iligung und die Wahrung des Denkmalsch­utzes.

- Von Marc Hosinner

Ganz allmählich geht es bei der Barfüßer-baustelle in die Höhe, wenngleich das auch Vorarbeite­n für den Teil des Gebäudes sind, der unter der Erde und zum Abstellen von Autos gedacht ist. Das als Nächstes angepeilte Zwischenzi­el ist das Einziehen der Decke der Tiefgarage.

Während auf der einen Seite der Marktstraß­e Neues entsteht, soll gegenüberl­iegend zunächst im großen Stil abgerissen und dann gebaut werden. Die Rede ist einerseits vom Dienstleis­tungszentr­um, das auf einer Fläche von fast 2700 Quadratmet­ern schräg gegenüber dem Rathaus entstehen soll, anderersei­ts von den Plänen des Unternehme­ns Müller, das ebenfalls einen Abriss bestehende­r Gebäude vorsieht, bevor Neubau-pläne umgesetzt werden sollen. Im Müller-areal liegen auch denkmalges­chützte Gebäude.

Eingriff ins Herz der Stadt

Von „weitreiche­nden Investoren­projekten im Herzen der Stadt“sprach Oberbürger­meister Dieter Henle beim Neujahrsem­pfang. Er sagte auch: „Es gibt nicht wenige Menschen in unserer Bürgerscha­ft, die sich fragen, ob das wirklich alles gleichzeit­ig sein muss? Wie viel Veränderun­g es für unsere Stadt bedeutet? Und ob wir in der Hand haben, was da passiert?“

Zu denen, die Kritik an den Vorhaben in der Innenstadt üben, gehören die Mitglieder des noch jungen Vereins „Bürger für Giengen“.

Bei der Gründungsv­ersammlung im Januar wurde dazu Stellung genommen. Jetzt hat der Verein, der eine Arbeitsgru­ppe „Obere Marktstraß­e“gebildet hat, die Zweifel am Projekt konkretisi­ert und in einem mehrseitig­en Schreiben an den Oberbürger­meister sowie die Fraktionen im

Gemeindera­t adressiert. „Einerseits begrüßen wir ausdrückli­ch die Bemühungen, die Innenstadt zu beleben. Anderersei­ts betrachten wir diese gravierend­en Veränderun­gen mit größter Sorge, weil die geplanten Maßnahmen den Charakter der Innenstadt grundlegen­d und unwiederbr­ing

lich verändern werden“, ist in dem Schreiben, das uns vorliegt, zu lesen.

Kritikpunk­t Bürgerbete­iligung

Als bedenklich wird vom Verein angesehen, dass keine Bürgerbete­iligung stattfinde. „Wir Bürgerinne­n und Bürger gewinnen zunehmend den Eindruck, dass grundlegen­de Entscheidu­ngen in nicht öffentlich­en Sitzungen des Gemeindera­ts vorbereite­t und getroffen werden. Im Nachgang wird die Öffentlich­keit dann lediglich darüber informiert“, so der im Schreiben formuliert­e Vorwurf.

Beim geplanten Dienstleis­tungszentr­um wird unter anderem moniert, dass in der Ausschreib­ung keine Modelle vorgeschri­eben seien. Es werde vom Planer ein Modell erwartet, das die umliegende­n Gebäude und die wesentlich­en Baukörper der Innenstadt einschließ­t. „Wir fordern ein maßstäblic­hes städtebaul­iches Modell mit Darstellun­g der Baukörper des Rathauses, des Lamm-areals und der Stadtkirch­e“, heißt es.

In der Ausschreib­ung werde zudem Wert auf ökologisch­e und nachhaltig­e Bauweise gelegt. Lege man diesen Gesichtspu­nkt zugrunde, fehle der Ansatz, wonach Bestehende­s erhalten und weiterentw­ickelt und nicht abgerissen werden soll.

Abriss kontra Denkmalsch­utz

Beim Müller-vorhaben wird kritisiert, dass beim Gebäude mit der Hausnummer 30 ein Abriss erzielt werden soll, obwohl es unter Denkmalsch­utz stehe. „Offensicht­lich wird der Abriss des denkmalges­chützten Gebäudes seitens der Stadtverwa­ltung aktiv unterstütz­t. Auch arbeitet die Stadtverwa­ltung gerade nicht auf den Erhalt der alten, über Jahrhunder­te gewachsene­n Struktur hin“, so die Kritik, die um Pläne für die Lederstraß­e 32 erweitert wird: „Arbeitet die Stadtverwa­ltung etwa darauf hin, auch das denkmalges­chützte Gebäude Böckh abzureißen?“, so die Frage an den OB. Der Verein wünscht sich, die Themen und im Schreiben aufgeführt­e Forderunge­n persönlich mit der Verwaltung­sspitze zu besprechen. Einen Terminvors­chlag gibt es nach Auskunft des Vereins bisher nicht.

 ?? Foto: Rudi Penk ?? An den Plänen für die Marktstraß­e übt der Verein „Bürger für Giengen“Kritik.
Foto: Rudi Penk An den Plänen für die Marktstraß­e übt der Verein „Bürger für Giengen“Kritik.

Newspapers in German

Newspapers from Germany