Verein übt Kritik an Innenstadtplänen
Die „Bürger für Giengen“fordern bei den geplanten Neubauten in der Stadtmitte, also beim Dienstleistungszentrum und dem Müller-areal, unter anderem mehr Bürgerbeteiligung und die Wahrung des Denkmalschutzes.
Ganz allmählich geht es bei der Barfüßer-baustelle in die Höhe, wenngleich das auch Vorarbeiten für den Teil des Gebäudes sind, der unter der Erde und zum Abstellen von Autos gedacht ist. Das als Nächstes angepeilte Zwischenziel ist das Einziehen der Decke der Tiefgarage.
Während auf der einen Seite der Marktstraße Neues entsteht, soll gegenüberliegend zunächst im großen Stil abgerissen und dann gebaut werden. Die Rede ist einerseits vom Dienstleistungszentrum, das auf einer Fläche von fast 2700 Quadratmetern schräg gegenüber dem Rathaus entstehen soll, andererseits von den Plänen des Unternehmens Müller, das ebenfalls einen Abriss bestehender Gebäude vorsieht, bevor Neubau-pläne umgesetzt werden sollen. Im Müller-areal liegen auch denkmalgeschützte Gebäude.
Eingriff ins Herz der Stadt
Von „weitreichenden Investorenprojekten im Herzen der Stadt“sprach Oberbürgermeister Dieter Henle beim Neujahrsempfang. Er sagte auch: „Es gibt nicht wenige Menschen in unserer Bürgerschaft, die sich fragen, ob das wirklich alles gleichzeitig sein muss? Wie viel Veränderung es für unsere Stadt bedeutet? Und ob wir in der Hand haben, was da passiert?“
Zu denen, die Kritik an den Vorhaben in der Innenstadt üben, gehören die Mitglieder des noch jungen Vereins „Bürger für Giengen“.
Bei der Gründungsversammlung im Januar wurde dazu Stellung genommen. Jetzt hat der Verein, der eine Arbeitsgruppe „Obere Marktstraße“gebildet hat, die Zweifel am Projekt konkretisiert und in einem mehrseitigen Schreiben an den Oberbürgermeister sowie die Fraktionen im
Gemeinderat adressiert. „Einerseits begrüßen wir ausdrücklich die Bemühungen, die Innenstadt zu beleben. Andererseits betrachten wir diese gravierenden Veränderungen mit größter Sorge, weil die geplanten Maßnahmen den Charakter der Innenstadt grundlegend und unwiederbring
lich verändern werden“, ist in dem Schreiben, das uns vorliegt, zu lesen.
Kritikpunkt Bürgerbeteiligung
Als bedenklich wird vom Verein angesehen, dass keine Bürgerbeteiligung stattfinde. „Wir Bürgerinnen und Bürger gewinnen zunehmend den Eindruck, dass grundlegende Entscheidungen in nicht öffentlichen Sitzungen des Gemeinderats vorbereitet und getroffen werden. Im Nachgang wird die Öffentlichkeit dann lediglich darüber informiert“, so der im Schreiben formulierte Vorwurf.
Beim geplanten Dienstleistungszentrum wird unter anderem moniert, dass in der Ausschreibung keine Modelle vorgeschrieben seien. Es werde vom Planer ein Modell erwartet, das die umliegenden Gebäude und die wesentlichen Baukörper der Innenstadt einschließt. „Wir fordern ein maßstäbliches städtebauliches Modell mit Darstellung der Baukörper des Rathauses, des Lamm-areals und der Stadtkirche“, heißt es.
In der Ausschreibung werde zudem Wert auf ökologische und nachhaltige Bauweise gelegt. Lege man diesen Gesichtspunkt zugrunde, fehle der Ansatz, wonach Bestehendes erhalten und weiterentwickelt und nicht abgerissen werden soll.
Abriss kontra Denkmalschutz
Beim Müller-vorhaben wird kritisiert, dass beim Gebäude mit der Hausnummer 30 ein Abriss erzielt werden soll, obwohl es unter Denkmalschutz stehe. „Offensichtlich wird der Abriss des denkmalgeschützten Gebäudes seitens der Stadtverwaltung aktiv unterstützt. Auch arbeitet die Stadtverwaltung gerade nicht auf den Erhalt der alten, über Jahrhunderte gewachsenen Struktur hin“, so die Kritik, die um Pläne für die Lederstraße 32 erweitert wird: „Arbeitet die Stadtverwaltung etwa darauf hin, auch das denkmalgeschützte Gebäude Böckh abzureißen?“, so die Frage an den OB. Der Verein wünscht sich, die Themen und im Schreiben aufgeführte Forderungen persönlich mit der Verwaltungsspitze zu besprechen. Einen Terminvorschlag gibt es nach Auskunft des Vereins bisher nicht.