Heidenheimer Zeitung

Fleißig und sehr ordentlich

Wie das Eichhörnch­en seine Vorräte versteckt und Monate später wieder findet

- Von Angela Sommersber­g

Der Igel tut es. Die Fledermaus auch. Und der Siebenschl­äfer ebenfalls. Diese und noch einige andere Tiere halten Winterschl­af. Das ist praktisch, denn so verschlafe­n die Tiere den kalten Winter und müssen keine Nahrung suchen. Anders das Eichhörnch­en: Es hält zwar eine sogenannte Winterruhe, ist aber immer wieder aktiv. Dann muss es sein gemütliche­s Nest verlassen, um etwas zu essen.

Und weil das Eichhörnch­en in den Wintermona­ten in der Natur nicht genug Nahrung findet, hat es vorgesorgt: Im Sommer und Herbst hat es bis zu 10 000 Nüsse gesammelt und diese an verschiede­nen Stellen verbuddelt. Aber: Wie findet das Eichhörnch­en das Essen eigentlich wieder, das es Monate vorher versteckt hat?

Ganz genau weiß man das nicht, aber Forschende aus den USA haben eine spannende Entdeckung gemacht. Sie haben 45 Eichhörnch­en über zwei Jahre lang beobachtet und herausgefu­nden: Eichhörnch­en sind total ordentlich! Sie bewahren jede Nuss-sorte an einem anderen Ort auf. Haselnüsse kommen in ein anderes Versteck als Eicheln und Walnüsse werden an einem anderen Ort gelagert als Bucheckern. Ja, die Tiere sortieren ihr Essen sogar. Als die Wissenscha­ftlerinnen und Wissenscha­ftler ihnen einen Mix aus verschiede­nen Nüssen hinlegten, sortierten die Eichhörnch­en alles fein säuberlich auseinande­r und brachten dann jede Nuss in das richtige Versteck.

Die Eichhörnch­en müssen sich also vermutlich nicht merken, wo sie jede einzelne Nuss vergraben haben, sondern wo die verschiede­nen Lager sind. Das ist so ähnlich wie bei dir zu Hause nach dem Einkauf im Supermarkt: Ihr schmeißt ja auch nicht alle Lebensmitt­el wild durcheinan­der in irgendeine Schublade, sondern sortiert die Sachen, damit ihr sie schnell wiederfind­et, wenn ihr kochen wollt. Nudeln kommen in den Schrank, Bananen in die Obstschale, Joghurt in den Kühlschran­k.

Dass die Eichhörnch­en so ordentlich sind, hat einen guten Grund: Es ist natürlich viel Arbeit, im Herbst all die Nüsse zu sammeln, zu sortieren und zu verstecken. Könnten die Tiere sich nicht merken, wo die Lager sind, würden sie im Winter wohl verhungern. Ist ein Eichhörnch­en aber einmal in der Nähe eines Verstecks angekommen (das kann dann auch zufällig das Versteck

eines anderen Tieres sein), hilft ihm sein guter Geruchssin­n: Das Eichhörnch­en kann die Nahrung sogar durch eine Schneedeck­e erschnüffe­ln.trotzdem finden Eichhörnch­en nicht alle Verstecke wieder. Das ist dann gut für die Natur: Denn an der Stelle, wo noch ein paar Walnüsse im Boden liegen, treibt im Frühjahr vielleicht ein kleiner Nussbaum aus.

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