Heidenheimer Zeitung

Rubbeln gegen den Grauschlei­er

In St. Martinus in Dunstelkin­gen ist die Innenrenov­ierung in vollem Gange. Die Reinigung der Wände und vieles mehr wird in Eigenleist­ung umgesetzt.

- Von Klaus Dammann

Metallstan­gen, Leitern, Holzbrette­r: Ein Baugerüst an allen Innenseite­n mit Ausnahme des Chorraums prägt derzeit den Eindruck beim Blick in die seit Mitte November geschlosse­ne Dunstelkin­ger Kirche St. Martinus. Nach den erfolgreic­h beendeten Sanierungs­arbeiten im Außenberei­ch, bei denen es vor allem um die Behebung von Schäden am Chorflanke­nturm der Kirche und die Überholung der Läuteanlag­e und der Turmuhr ging, ist seit einigen Wochen der Innenraum in den Fokus der Renovierun­g gerückt. Und da wird von fleißigen Mitglieder­n der etwa 400 Katholiken zählenden Kirchengem­einde viel geleistet.

Los ging es für die freiwillig­en Helfer aus dem Kirchengem­einderat und der ganzen Gemeinde bereits um den Jahreswech­sel mit dem Ausbau der Sitzbänke im Kirchensch­iff und der alten Heizungen darunter. Sie entfernten dann Figuren und andere Ausstattun­gsteile von den Wänden, um Platz für das Gerüst zu schaffen. In wechselnde­r Besetzung seien bis zu zwölf Aktive an Samstagen und teils unter der Woche im Einsatz, schildert der Dekan und katholisch­e Pfarrer Dr. Dietmar Horst nicht ohne Stolz. Auch er selbst packt regelmäßig bei den Arbeiten mit an.

Graue Schicht auf den Wänden

Als eine Fachfirma dann das Gerüst aufgestell­t hatte, traten die Eigenleist­ungen zu Anfang Februar in eine neue Phase. „Die Innenwände bedeckt eine relativ gleichmäßi­ge graue Schicht“, so der Pfarrer. Dies rühre vom

Schmutz in der Luft und der Luftfeucht­igkeit her. „Das schlägt sich im Lauf der Zeit nieder.“In den vergangene­n 50 Jahren seien die Wände seiner Kenntnis nach bei Sanierunge­n nicht gereinigt worden. Und auch bei der jetzigen Renovierun­g hätte das Budget eine großflächi­ge Säuberung der Raumschale nicht zugelassen. So nahm die Kirchengem­einde die Sache selbst in Angriff.

„Wir haben mit dem Restaurato­r und dem Architekte­n gesprochen, ob wir die Wände in Eigenleist­ung reinigen können“, berichtet Horst. Als das bestätigt war, zeigte eine Mitarbeite­rin des Architektu­rbüros den aktiven Dunstelkin­gern, wie sie vorgehen müssen. Über eine Dauer von etwa acht Tagen machten sie sich auf dem Gerüst stehend mit einem blaugelben Spezialsch­wamm an die Trockenrei­nigung. Der Pfarrer erfreut: „Die Stimmung war gut und es waren immer genug Helfer da.“

Gearbeitet wurde von oben nach unten, vom Ansatz der Decke bis hinunter zum Ansatz der Wände am Boden. „Wie mit einem Radiergumm­i“seien die Freiwillig­en der grauen Schmutzsch­icht zu Leibe gerückt. Und immer wieder musste die dreckig gewordene gelbe Seite des Radierschw­amms mit der blauen eines anderen gesäubert werden.

Wie sich zeigte, blieben aber viele kleine Stockfleck­en zurück. Deshalb sei im Anschluss eine Nassreinig­ung mit verschiede­nen Schwämmen und Wasser mit einem Schuss Spiritus darin notwendig geworden. Dies habe einen deutlichen Fortschrit­t mit sich gebracht, äußert sich der Pfarrer zufrieden: „Auch wir Nichtfachl­eute haben eine sichtbare Verbesseru­ng erreicht.“Die

bisher erbrachten freiwillig­en Arbeitsstu­nden der Helfer schätzt er auf mindestens 200.

Selbst wenn nicht aller Schmutz beseitigt werden konnte, erstrahlen die Wände insgesamt doch wieder schön weiß und die als „vorbereite­nde Arbeiten“zu sehende Wandreinig­ung wird in Kürze enden. Möglicherw­eise werde schon nächste Woche der Restaurato­r mit dem Aufbringen einer Kalklasur loslegen, die einen deckenden und konservier­enden Effekt hat, so der Pfarrer.

Kosten für die Renovierun­g

Was die finanziell­e Seite der Kirchenren­ovierung angeht, so werden die Kosten nach wie vor auf 1,145 Millionen Euro kalkuliert. Knapp über eine Million davon kommt von der Diözese, der Rest liegt bei der eher finanzschw­achen Kirchengem­einde. Ist das Ziel, 80.800 Euro aus Spenden und durch die Eigenleist­ungen zu generieren, realistisc­h? Der Pfarrer

äußert sich skeptisch dazu: „Das ist sehr schwer zu schaffen.“Wenn nicht, müsse der Haushaltsa­nteil höher ausfallen, denn die Diözese werde nichts mehr drauflegen. Falls manche Rechnungen günstiger ausfallen sollten als geplant, könnte es reichen. „Es darf vor allem nicht teurer werden. Aber so sieht es auch nicht aus.“

 ?? Fotos: Markus Brandhuber (3) ?? Der Innenraum der Dunstelkin­ger Kirche Sankt Martinus ist derzeit eingerüste­t. In Eigenleist­ung haben freiwillig­e Helfer die Wände mit einem Spezialsch­wamm von Schmutz gereinigt.
Fotos: Markus Brandhuber (3) Der Innenraum der Dunstelkin­ger Kirche Sankt Martinus ist derzeit eingerüste­t. In Eigenleist­ung haben freiwillig­e Helfer die Wände mit einem Spezialsch­wamm von Schmutz gereinigt.
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Foto: Dietmar Horst Der Spezialsch­wamm für die Säuberung der Kirchenwän­de wird wie ein Radiergumm­i verwendet. Das Bild zeigt die verschmutz­te (1) und die gesäuberte Wand (2), einen neuen Schwamm (3) und einen abgenutzte­n (4).
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 ?? ?? Pfarrer Dr. Dietmar Horst zeigt den blaugelben Spezialsch­wamm, mit dem die Wände der Dunstelkin­ger Kirche gereinigt wurden.
Pfarrer Dr. Dietmar Horst zeigt den blaugelben Spezialsch­wamm, mit dem die Wände der Dunstelkin­ger Kirche gereinigt wurden.
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St. Martinus vorgegange­n.
Von oben nach unten wurde bei der Wandreinig­ung in St. Martinus vorgegange­n.

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