Aufnahmestopp im Tierheim
Die Einrichtungen schieben einen Investitionsstau in Höhe von 160 Millionen Euro vor sich her.
Die Situation der deutschen Tierheime ist laut den Betreibern so dramatisch wie nie zuvor. „Drei Viertel der Heime sind dicht und können keine Tiere mehr aufnehmen – und das verbleibende Viertel schwankt“, sagt Thomas Schröder dieser Zeitung. Der Präsident des Tierschutzbundes skizziert die Folgen eines solchen Aufnahmestopps für Hunde und Katzen verbunden mit langen Wartelisten für die Besitzer, die ihr Tier abgeben wollen: „Für diese Menschen gibt es keine Möglichkeit, das ungewollte Tier abzugeben, außer eine privat finanzierte Pension, die sich viele nicht leisten können.“
Was dann dazu führt, so Schröder, dass die Tiere weiterhin in einer Haltung bleiben, in der sie eigentlich nicht mehr leben können. „Damit findet das Tierleid hinter den Wohnzimmertüren statt.“Insgesamt tragen die Heime des Tierschutzbundes laut Schröder einen Investitionsstau in Höhe von 160 Millionen Euro vor sich her – für den Ausbau von Zwingern, Kranken- oder Quarantänestationen. Bei den Tierheimen, die nichts mit seinem Verband zu tun haben, schätzt Schröder
einen zusätzlichen Bedarf von 40 Millionen Euro. „Die täglichen Kosten, die von den Kommunen und Landkreisen nicht kostendeckend getragen werden, sind da nicht eingerechnet.“
Online-handel verbieten?
Ariane Kari, im Juni 2023 von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) zur ersten Bundestierschutzbeauftragten ernannt, will den Tierheimen mit zwei Maßnahmen helfen. Zum einen durch eine Kastrationspflicht für alle Freigänger-katzen. „Bei Katzen bedeutet Kastration prophylaktischer Tierschutz“, sagt Kari. Zudem setzt sie sich für ein „Verkaufsverbot von Hunden und Katzen auf öffentlichen Plätzen“ein. Dabei geht es vor allem um den Verkauf von Welpen aus dem Kofferraum, das Verbot soll aber für Tiere jeden Alters gelten.
Schröder geht das nicht weit genug. Er wünscht sich die komplette Einstellung des OnlineHandels mit Tieren sowie die Einführung einer Kennzeichnungsund Registrierungspflicht bei Heimtieren. Wünsche, die ihm Özdemir wohl nicht erfüllen wird. In seinem Entwurf zur
Überarbeitung des Tierschutzgesetzes möchte Özdemir im Online-handel mit Tieren die Rückverfolgbarkeit zum Anbieter sicherstellen, in dem diese gegenüber der Plattform ihre Identität offenlegen müssen. „Im Rahmen des Online-handels mit Heimtieren wird betrügerischen und kriminellen Aktivitäten der Anbieter eine Plattform geboten“, heißt es in dem Entwurf. So würden häufig Tiere mit fehlenden oder falschen Angaben angeboten und Interessenten getäuscht. Oft landen diese später dann im Tierheim.