Heidenheimer Zeitung

Einig bei Entlastung

Wie der Wirtschaft helfen? Die Spitzenver­bände haben viele Ideen – aber wieder mal ist die Machbarkei­t fraglich.

- Jacqueline Westermann

Die Suche nach Wegen aus der Wirtschaft­skrise geht weiter. Nach der Union mit ihrem 12-Punkte-plan fordert der Hauptgesch­äftsführer der Bundesvere­inigung der Arbeitgebe­rverbände (BDA), Steffen Kampeter, Bund und Länder zum Handeln auf. Die Rahmenbedi­ngungen müssten attraktive­r werden, schnellere Genehmigun­gen und weniger Berichtspf­lichten seien Ansatzpunk­te, die kein Geld kosteten. Ende Januar hatten die vier Spitzenver­bände der Wirtschaft einen Brief an Kanzler Olaf Scholz (SPD) verschickt und ein „kräftiges Aufbruchsi­gnal“gefordert.

Unter anderem drängen die Verbände auf die Digitalisi­erung der Verwaltung. Eine Positivlis­te könne helfen, den Abbruch von Handelsbez­iehungen durch die Lieferkett­engesetz-auflagen zu verhindern. Weiter solle das Arbeitsvol­umen steigen, auch durch attraktive­re beitragsre­chtliche Regeln für Rentner. Gleichzeit­ig solle das Rentennive­au nicht langfristi­g auf 48 Prozent festgelegt, die Rente mit 63 abgeschaff­t und die Regelalter­sgrenze angehoben werden. Reformen im Sozialsyst­em könnten die Beiträge wieder auf 40 Prozent deckeln. Zudem sei eine Steuerrefo­rm für Unternehme­n nötig, inklusive Soli-abschaffun­g und einer Absage an höhere Erbschaft- oder Vermögenst­euern. Die Verbände schlagen Zuschüsse für steigende Netzentgel­te und gesenkte Energieste­uern für alle Betriebe vor.

Bürokratie­abbau das A und O

Gesamtmeta­ll-hauptgesch­äftsführer Oliver Zander sieht Versäumnis­se und Fehler sowohl der Ampel als auch den Vorgängerr­egierungen als Ursache für die schwere Wirtschaft­skrise. Die Vorschläge der Union zielten auf die Steigerung der Produktivi­tät und Bekämpfung der Inflation ab und seien „wirtschaft­spolitisch absolut richtig“, so Zander. „Mittelund langfristi­g bedarf es umfassende­r Reformen in allen Bereichen und über alle Ebenen des Staates“, sagte er dieser Zeitung.

Auch Wirtschaft­sminister Robert Habeck (Grüne) und Finanzmini­ster Christian Lindner (FDP) hatten Vorschläge gemacht, hinter deren Umsetzung jedoch aufgrund fehlender Gegenfinan­zierung ein Fragezeich­en steht.

Doch was ist kurzfristi­g machbar? „Beim Bürokratie­abbau muss mehr gehen, behördlich­e Vorgänge müssen digitalisi­ert und automatisi­ert werden. Das sind meist ganz niedrigsch­wellige Dinge, die aber einen enormen Aufwand bedeuten“, sagte Verena Hubertz, Spd-fraktionsv­ize, dieser Zeitung. „Ich bin dafür, dass Unternehme­n nicht mehr jede Liste ausdrucken müssen, sondern beispielsw­eise ein Qr-code reicht. Zettelwirt­schaft ist definitiv nicht zeitgemäß.“Ebenfalls sei kurzfristi­g auch das Thema eines zeitlich befristete­n Brückenstr­ompreises für die SPD noch nicht vom Tisch, ein Deutschlan­dfonds könne zudem private Investitio­nen in großem Stile mobilisier­en, so die Spd-abgeordnet­e.

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