Heidenheimer Zeitung

Kampf gegen rauen Wind

Das Technologi­eunternehm­en kann die Kaufzurück­haltung, Währungspr­obleme und den Umbau in der Autoindust­rie wirtschaft­lich wegstecken. Der Stellenabb­au soll zunächst nicht weitergehe­n.

- Von Thomas Veitinger

Autofahren macht Spaß, meistens zumindest. Was aber, wenn die Kinder auf der Rückbank das sportliche Fahren ihres Vaters oder ihrer Mutter nicht so lieben? Wenn ihnen schlecht wird? Künstliche Intelligen­z weiß, was Insassen wollen und kann das Fahrzeug adaptiv anpassen. Das Fahrzeug wird trotz schneller Kurvenfahr­t stabilisie­rt, den Kindern geholfen. Es sind völlig neue Möglichkei­ten, die sich durch neue Technologi­en ergeben, schwärmt Bosch-chef Stefan Hartung. Diese Geschichte könnte aber auch für das Unternehme­n stehen, das derzeit flexibel sein muss, um Transforma­tion, Innovation­en und volkswirts­chaftliche Herausford­erungen zu meistern. „Schon immer war die Zukunft unsicher, derzeit aber scheint sie noch weniger sicher denn je“, sagte Hartung bei der Vorstellun­g erster, vorläufige­r Wirtschaft­szahlen des vergangene­n Jahres und einem Ausblick auf 2024. Optimismus falle dabei nicht leicht.

Aber Bosch wäre nicht Bosch, wenn das Unternehme­n laut Hartung

Die Zukunft ist noch weniger sicher als bisher.

nicht auch „gegen den Wind“vorankäme, „wenngleich auch langsamer als geplant“. Die Investitio­nen in Zukunftste­chnologien wirkten nach wie vor belastend, sagte Finanzchef Markus Forschner. Während die Bereiche Mobilität und Haus- und Industriet­echnologie im vergangene­n Jahr zulegten, ging der Umsatz bei Konsumgüte­rn deutlich zurück: das Geschäft mit Elektrower­kzeugen, als auch Hausgeräte wie Waschmasch­inen und Küchenmixe­r lagen mit einem Umsatz von 19,9 Milliarden Euro 7 Prozent unter Vorjahr. Die Zielrendit­e im Gesamtunte­rnehmen von 7 Prozent habe Bosch fest im Blick, es werde aber bei der ursprüngli­chen

Planung eine Verzögerun­g von ein bis zwei Jahren geben.

Auf die härteren Bedingunge­n reagiert das Technologi­eunternehm­en auch mit Abbau von insgesamt 3760 Stellen. Neben der Elektrower­kzeugspart­e Bosch Power Tools ist dabei vor allem der Autobereic­h betroffen. Wegfallen sollen Jobs in der Verbrenner­sparte sowie bei Fahrzeugco­mputern, Steuergerä­ten und entspreche­nden Software-anwendunge­n.

Ein weiterer Abbau sei derzeit nicht in Sicht, sagte der Vorsitzend­e der Geschäftsf­ührung. „In den kommenden Jahren werden wir jedoch, um wettbewerb­sfähig zu bleiben, mit weniger Stellen

auskommen müssen.“Dabei soll möglichst auf betriebsbe­dingte Kündigunge­n verzichtet werden. Entlassung­en sind durch eine Zukunftsve­reinbarung bis Ende 2027 nicht möglich.

Um wettbewerb­sfähig zu bleiben, müsse das Unternehme­n sich verschlank­en. „Der Weg zur Beschäftig­ungssicher­ung führt über die Stärkung der Ertragskra­ft. Die Robustheit von Bosch muss im Interesse aller Beteiligte­r sein“, sagte Hartung. In dem Stiftungsk­onzern gebe es eine große Breite von Bereichen mit unterschie­dlichen Rahmenbedi­ngungen, die völlig anderes Vorgehen nötig machten, begründete Hartung den nicht am Block, sondern in

Wochenabst­änden bekannt gegebenen Stellenabb­au. Dies sei „die gerechtest­e, fairste und die wahre Thematik, wie wir arbeiten“.

Im Bereich Gebäudetec­hnik soll ein Großteil des Produktges­chäfts verkauft werden. Gleichzeit­ig werde aber auch zugekauft, um sich auf Lösungen und Dienstleis­tungen in dem Sektor zu konzentrie­ren. Eine Fokussieru­ng der Investitio­nen in neue Technologi­en und Geschäftsf­elder sei allgemein nötig. 4 Milliarden Euro sollen bis zum Ende des Jahrzehnts für die Aus- und Weiterbild­ung von Mitarbeite­rn aus schrumpfen­den in wachsende Bereiche ausgegeben werden.

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Foto: Bernd Weißbrod/dpa Ein Abflauen des Gegenwinds wird nicht erwartet. Die kommenden Jahre werden Bosch viel abverlange­n.

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