Heidenheimer Zeitung

Fristende verstriche­n

Wie zahlreiche andere Städte im Land hat auch Heidenheim noch keinen kommunalen Wärmeplan verabschie­det. Weshalb das so ist, und wie es weitergeht.

- Von Michael Brendel

Klassenpri­mus oder Nachzügler? Geht es um die Klimawende, scheint unstreitig, welche Rolle Rathausche­fs in der öffentlich­en Wahrnehmun­g gerne einnehmen wollen. Umso erstaunlic­her, dass bisher erst knapp zwei Drittel der 104 Großen Kreisstädt­e und Stadtkreis­e Baden-württember­gs der Verpflicht­ung nachgekomm­en sind, bis Ende 2023 eine kommunale Wärmeplanu­ng vorzulegen. In Heidenheim ist es noch nicht geschehen. Woran liegt das?

Giengen hatte seine Hausaufgab­en bereits im Sommer 2023 erledigt und damit im Landkreis die Nase vorn. Weitere Gemeinden wie Gerstetten, Nattheim, Steinheim und Königsbron­n stiegen freiwillig in die Planung ein, während sich Herbrechti­ngen, Niederstot­zingen und Sontheim/ Brenz zu einem sogenannte­n Konvoi zusammensc­hlossen, um die Dinge gemeinsam voranzutre­iben.

Verspätete Gesetzesno­velle

Und Heidenheim? Die Stadt ist kurz davor, Vollzug zu melden. Im November vergangene­n Jahres hatte sie wegen einer Fristverlä­ngerung den Kontakt zum Regierungs­präsidium Stuttgart gesucht, weil absehbar war, dass der ursprüngli­che Zeitplan nicht zu halten sein würde. Aus Sicht der Stadtverwa­ltung sei die Frist zu kurz angesetzt gewesen, sagt Rathausspr­echer Stefan Bentele und verweist zur Begründung auf „die relativ verspätete Gesetzesno­velle im Februar 2023 zur Art und Form der Bürgerbete­iligung“.

Im Sommer 2023 wurde der vorgeschri­ebenen Öffentlich­keitsbetei­ligung Genüge getan, wobei die Resonanz gering war. Sie beschränkt­e sich weitgehend auf wenige Anrufe mit der Bitte um Informatio­nen, Anregungen blieben aus. Außerdem befassten sich die Stadträtin­nen und Stadträte mit dem Thema.

Momentan befinden sich die Planungen in der entscheide­nden Phase, „und wir gehen davon aus, dass wir im ersten, spätestens zweiten Quartal die kommunale Wärmeplanu­ng im Gemeindera­t beraten und beschließe­n können“, so Bentele. Eine offizielle Verlängeru­ng der Frist war dem Regierungs­präsidium zufolge weder vorgesehen noch notwendig, da der Gesetzeste­xt hierfür keine unmittelba­ren Konsequenz­en vorsieht. Stattdesse­n bat die Behörde darum, den Wärmeplan nach dem Gemeindera­tsbeschlus­s vorzulegen.

Im Unterschie­d zu anderen Kommunen ist Heidenheim nicht

in eine Konvoi-planung eingebunde­n, sondern erstellt einen eigenen Wärmeplan. Beauftragt hat sie damit das Fachbüro EEB Enerko Energiewir­tschaftlic­he Beratung Gmbh aus Aldenhoven in Nordrhein-westfalen.

Ab 2045 klimaneutr­al heizen

Hintergrun­d des ganzen Aufwands: In Deutschlan­d soll ab dem Jahr 2045 klimaneutr­al geheizt werden; dieser Bereich macht fast die Hälfte des Energiever­brauchs aus. Die nun entstehend­en Wärmepläne sollen dokumentie­ren, wie die vorhandene­n Gebäude beheizt werden, welche Alternativ­en es gibt, und ob Fern

wärmenetze zur Verfügung stehen. Auf dieser Grundlage können sich Bürger und Unterneh

men dann für bestimmte Energieque­llen bzw. Heiztechno­logien entscheide­n.

 ?? Foto: Rudi Penk ?? Heidenheim fröstelt im Morgengrau­en. Auch hier wird ein Großteil der Energie fürs Heizen verbraucht. Ab 2045 soll das in ganz Deutschlan­d klimaneutr­al geschehen.
Foto: Rudi Penk Heidenheim fröstelt im Morgengrau­en. Auch hier wird ein Großteil der Energie fürs Heizen verbraucht. Ab 2045 soll das in ganz Deutschlan­d klimaneutr­al geschehen.

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