Heidenheimer Zeitung

Liebes Streusalz,

- Matthias Chrobok

Herzen bringst Du zwar nicht zum Schmelzen, aber dafür in der dunklen Jahreszeit reihenweis­e Eis und Schnee. Räumfahrze­uge verstreuen Dich tonnenweis­e auf den Straßen, und auch Privatpers­onen kommen bei der Räum- und Streupflic­ht durch Dich ins Schwitzen: Schließlic­h muss erst geschippt werden, bevor Du verstreut werden kannst.

Auch auf öffentlich­en Wegen, wie auf dem Bild auf dem Heidenheim­er Totenbergf­riedhof, sorgst Du für sichere Straßen für Fußgänger – wenn Du richtig verstreut bist. Als Häufchen bleibt Dein Einsatz uneffektiv und ist nur ein Ärgernis für die Fußgänger, die ihre Schuhe putzen müssen. Wenn so etwas in anderen Berufen passieren würde, zum Beispiel im It-bereich, wäre es ein klassische­r Anwenderfe­hler.

In vielen Teilen von „The Länd“gehörst Du, liebes Streusalz, zur bedrohten Art – aus Umweltschu­tzgründen. Ausnahmen gibt es unter anderem in der Landeshaup­tstadt Stuttgart oder auch in Ulm, wo Du gegen Blitzeis und auf Gefällen eingesetzt werden darfst. Andernorts ist es Privatpers­onen bei Strafe verboten, Gehwege vor dem Haus mit Salz von Schnee und Eis zu befreien.

Das gehört – zumindest, was die Straßen anbelangt – in anderen Regionen der Vergangenh­eit an. Im Nachbar-bundesland Bayern zum Beispiel greifen die Winterdien­ste auf ein nachhaltig­eres Mittel zurück: Gurkenwass­er. Seit 2019 wird es dort eingesetzt und ist eine wirkliche Alternativ­e zu Splitt und Streusalz. Laut ADAC ließen sich so bei den Straßenmei­stereien jährlich mindestens 100 Tonnen Salz und 800.000 Liter Wasser sparen.

Sollten sich Verantwort­liche hierzuland­e wirklich auf das Gurkenwass­er verständig­en, blieben uns Salzhäufch­en wie jenes auf dem Bild erspart. Und auch dem Nachhaltig­keits-gedanken wäre Genüge getan. Das Negative daran: Du wärst arbeitslos.

Aber Du, liebes Streusalz, liest das vor lauter Arbeit eh wieder nicht.

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