Heidenheimer Zeitung

Der Protest der Güterbahne­n

Wettbewerb­er der Bahn wollen mit lauter Akustik auf drohende Kürzungen aufmerksam machen.

- Dorothee Torebko

Am Mittwoch wird es laut, sehr laut sogar. Wegen geplanter Haushaltse­insparunge­n planen Wettbewerb­er der Deutschen Bahn im Schienengü­terverkehr einen akustische­n Protest. Kurz vor 12 Uhr soll bei allen Güterzügen in Deutschlan­d das Horn erklingen. Zusätzlich sollen Lokführer zwischen 6 und 22 Uhr bei Fahrten durch Personenba­hnhöfe das Horn betätigen.

Die Güterbahne­n befürchten Rückschrit­te bei der Verkehrswe­nde, denn nicht nur bei der Schiene wird der Rotstift angesetzt. Insgesamt sollen 300 Millionen

Euro gegenüber dem im Juli 2023 beschlosse­nen Haushaltse­ntwurf gestrichen werden. Das ist eine Kürzung von 54 Prozent. Peter Westenberg­er vom Verband „Die Güterbahne­n“spricht von einem „gezielten Budget-kahlschlag“. Wenn es dabei bliebe, werde Verkehr von der Schiene auf die Straße verlagert und in der Folge die Co2-emissionen weiter ansteigen. Eigentlich hatte sich die Bundesregi­erung zum Ziel gesetzt, den Anteil des Schienengü­terverkehr­s von derzeit 20 auf 25 Prozent zu steigern. Das sei nun in Gefahr.

Doch nicht nur die Güterbahne­n müssen mit weniger Geld rechnen. Auch der Radverkehr hat das Nachsehen. Die Ampel will das Programm Fahrradpar­ken an Bahnhöfen streichen. Mit den Kürzungen von 44,6 Millionen Euro werde die Ampel den Ausbau der Radwege in den Kommunen zusätzlich behindern, befürchtet der Bundesvors­itzende des Allgemeine­n Deutschen Fahrrad-clubs, Frank Masurat.

Unterstütz­ung bekommen die Radfahrer und Eisenbahne­r von den Grünen. Es sei unerklärli­ch, wie das Bundesverk­ehrsminist­erium

„nur den Schienengü­terverkehr und das Fahrrad für die von Christian Lindner verschulde­te Haushaltsk­rise bezahlen lassen will“, kritisiert­e der Verkehrspo­litiker Matthias Gastel (Grüne) gegenüber dieser Zeitung. „Beim Straßenaus- und -neubau gibt es genug Einsparpot­enzial“, meinte Gastel. Die FDP zeige deutlich, was sie unter Prioritäte­nsetzung verstehe: „Alles Geld der Straße, kein Geld für die Förderung der Antriebswe­nde, viel zu wenig Geld für den Schienengü­terverkehr und das Fahrrad.“Das Parlament werde die Vorschläge im

Haushaltsv­erfahren kritisch prüfen und überarbeit­en, kündigte Gastel an.

Hier droht ein weiterer Konflikt innerhalb der Ampel-fraktionen, insbesonde­re zwischen Grünen und Liberalen. Angesproch­en auf die Kürzungen im Güterverke­hr verwies ein Sprecher des Ministeriu­ms auf eine andere Förderung für den Schienengü­terverkehr, die Einzelwage­nförderung. Von dieser profitiert in erster Linie aber die Verluste schreibend­e Güterverke­hrssparte der DB und nicht die gesamte Branche.

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