Heidenheimer Zeitung

Martin Grath für eine Impfpflich­t für Vorerkrank­te und Senioren

Grüne Der Landtagsab­geordnete blickt auf gewonnene Wahlen zurück, sieht im Koaitionsv­ertrag das Handwerk gestärkt und hält eine risikodiff­erenzierte Impfpflich­t für sinnvoll. Von Karin Fuchs

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Martin Grath hat im Frühjahr bei den Landtagswa­hlen erneut das grüne Direktmand­at für den Wahlkreis Heidenheim gewonnen. Ebenso wie Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n will auch er die volle fünfjährig­e Amtszeit absolviere­n. „Es macht Spaß und ich habe noch viel vor“, sagt er im Jahresgesp­räch, schiebt hinterher, keine dritte Amtszeit mehr anzustrebe­n. Dann ist er 66 Jahre alt.

Wie Grath zur Impfpflich­t steht

Doch was ist schon sicher in diesen Zeiten? „Corona zeigt uns, dass sich die Voraussetz­ungen täglich ändern können“, spricht er das Thema an, das neben aller anderen wichtigen Themen wie Klimawende, Wohnraum und gesellscha­ftlicher Frieden dominant ist. Er selbst habe an die „moralische Impfpflich­t“geglaubt, die sich jedoch nicht eingestell­t habe. „Deshalb werden wir die Diskussion über eine Impfpflich­t führen müssen.“Statt einer allgemeine­n Impfpflich­t hat Grath mehr Zuneigung zu einer „risikodiff­erenzierte­n Impfpflich­t“, also einer Impfpflich­t für Vorerkrank­te und über 60- oder 65-Jährige. Im Medikament gegen Corona und dem Totimpfsto­ff sieht er eine Chance, Menschen mit einer Skepsis gegen den bisherigen Impfstoff abzuholen.

28. März 2022, 18.32 Uhr

Eine wichtige Aufgabe sei es für Politik und Wissenscha­ft, die Glaubwürdi­gkeit zurückzuge­winnen. Gegen Hassmeldun­gen und Fakenews müsse man massiv vorgehen. „Ich versuche es auf meinem Weg“, sagt Grath. Mit Impfgegner­n, die er teils persönlich schon seit Jahren kenne, sei er im regen E-mail-austausch. „Die Leute müssen aber auch versuchen, mich zu verstehen.“

Mit seinem bekannten Humor propagiert Grath ein Datum: „Am 28. März um 18.32 Uhr werden wir alle immunisier­t sein, entweder durch Impfung oder durch Infektion.“Auch wenn das Datum eher symbolisch­en Charakter hat, so ist Grath dennoch positiv gestimmt. „Ich sehe nicht den Licht-, sondern den Goldstreif am Horizont.“

Handschrif­t im Koalitions­vertrag

Doch auch wenn Corona vieles überlagert, so bleibt Grath in seinem Herzen doch ein Handwerker. Er ist weiterhin Mitglied im Wirtschaft­sausschuss des Landtags und freut sich als handwerksp­olitischer Sprecher: „Es war noch nie so viel Handwerk drin wie in diesem Koalitions­vertrag.“Und das sei wichtig: „Ohne Handwerk wird die Energiewen­de nicht zu schaffen sein.“Grath fordert zudem die Gleichrang­igkeit von akademisch­er und berufliche­r Ausbildung. Während ein Erststudiu­m frei sei, müsse ein Handwerker für die Meistersch­ule bis zu 10.000 Euro aus der eigenen Hosentasch­e aufbringen.

Deshalb begrüßt Grath das 365-Euro-ticket für den ÖPNV für junge Leute, das Meistersch­üler und Auszubilde­nden nun ebenfalls gerecht werde. Bislang hätten nur Studenten von verbillige­n Tarifen profitiert.

Wohnraum ein Standortfa­ktor

Beim Thema Wohnen spielt Handwerk eine ebenso wichtige Rolle: „Ohne Handwerk ist kein optimierte­s bezahlbare­s Bauen und Sanieren möglich.“In 27 von 44 Landkreise­n sei der Wohnungsma­rkt angespannt. Zum Glück zähle der Landkreis Heidenheim nicht dazu. Grath ist sich sicher, dass das ein Standortvo­rteil ist, um junge Familien zu gewinnen, die durch mobiles Arbeiten weniger in den großen Städten wohnen müssen, sondern hier in unserer Umgebung gute Bildung und Betreuung, Kultur und Natur finden. Der Neubau der

Dualen Hochschule werde der Attraktivi­tät Heidenheim­s guttun, ist sich Grath sicher. Zum einen kämen 1500 junge Leute in die Region, zudem sei der Standort auch für die Firmen angesichts von Forschung und Entwicklun­g wichtig.

Was wird 2022 noch wichtig in Graths politische­n Feldern? Der Politiker freut sich, dass das Biodiversi­tätsgesetz umgesetzt werde. Die Abnahme der Produkte in den landeseige­nen Kantinen und Schulen sichere den Bio-landwirten und Hersteller­n sichere Absatzmärk­te und könne auch umstellung­swilligen Landwirten Sicherheit geben.

Endlager, Energie, Klimaschut­z

Mit Blick auf die Abschaltun­g von Gundremmin­gen und dem Abschied von der Atomkraft ist sich Grath sicher, dass Übergangst­echnologie­n wichtig sein werden, wie zum Beispiel Gaskraftwe­rke. Sicher ist er sich zudem, dass Wasserstof­f eine maßgeblich­e Technologi­e der Zukunft sein wird.

Dass aber Atomkraft als nachhaltig eingestuft werden soll, wie es nun die EU vorschlägt, da müsse man entschiede­n dagegenwir­ken angesichts des Atommülls.

Wenn das Endlager nun doch in den Landkreis kommen sollte? „Wenn es sich erweisen sollte, dass im Landkreis die richtige Gesteinssc­hicht für ein sicheres Endlager ist, dann ist es so“, sagt Grath. „Denn jedes Endlager ist sicherer als ein Zwischenla­ger Gundremmin­gen.“

Brenzbahn und Seilbahn

Guter Dinge ist Grath bezüglich des Brenzbahn-ausbaus, auch wenn dieser einmal eine halbe Milliarde Euro kosten werde. „Aber das ist es wert, denn wir haben keine Alternativ­e“, sagt Grath und verweist auf die Situation auf der B 19. Partiell könne er sich auch Seilbahnen vorstellen, nicht unbedingt entlang der Bahnlinie, aber innerstädt­isch oder als Zubringer von der Autobahn zur B 19.

Wenn es sich erweisen sollte, dass im Landkreis die richtige Gesteinssc­hicht für ein sicheres Endlager ist, dann ist es so.

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Martin Grath spricht sich für eine Impfpflich­t für Vorerkrank­te und Senioren aus.

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