Heidenheimer Zeitung

Garantiert mobil

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Ein Bus, der stündlich von Dorf zu Dorf fährt, und das bis in die Nacht: Das ist in der Schweiz ganz normal. Dort haben die Bürger in Dörfern mit 100 Einwohnern das Recht auf ein dichtes Netz von Bussen und Bahnen. In Deutschlan­d ist man davon weit entfernt. Die Ampel-verhandler tüfteln gerade aus, wie sich die Mobilität auf dem Land verbessern lässt. Eine Idee: die Mobilitäts­garantie.

Die hatten sich bereits SPD und Grüne in ihr Wahlprogra­mm geschriebe­n, die FDP hat sich bisher nicht dafür ausgesproc­hen. Die Idee besagt, dass es mindestens einmal stündlich ein Mobilitäts­angebot in allen deutschen Ortschafte­n geben soll. Einige Bundesländ­er sind schon sehr weit. So hat sich etwa BadenWürtt­emberg zu einer Mobilitäts­garantie verpflicht­et. In den meisten Bundesländ­ern ist davon aber nicht die Rede. Dabei ist die Initiative der Länder und Kommunen wichtig. Sie bestimmen, welche Linien betrieben werden.

Dass der Nahverkehr stärker gefördert werden soll, befürworte­t der Geschäftsf­ührer des Verbands Allianz pro Schiene, Dirk Flege. Im Moment sei eine gute Versorgung der Bevölkerun­g auf dem Land mit Bussen und Bahnen eine freiwillig­e Aufgabe, sie müsse jedoch verpflicht­end werden. „Erst dann haben die Bürger und Bürgerinne­n eine echte Alternativ­e zum Auto“, sagt Flege. Er rechnet nicht damit, dass eine flächendec­kende Mobilitäts­garantie in dieser Legislatur­periode umgesetzt werden kann. Schon eher könne sie bis zum „Ende des Jahrzehnts“realisiert werden.

Der Bund ist zwar nicht unmittelba­r für die ländliche Mobilität verantwort­lich, sorgt aber für das Geld. Längst fordern Verbände eine Aufstockun­g der Mittel. So könnte die Mobilitäts­garantie teilweise finanziert werden. Andere Finanzieru­ngsmöglich­keiten sehen vor, Unternehme­n zur Kasse zu bitten. Doch der Staat kann auch auf andere Weise finanziell unterstütz­en. Der Sprecher des Bahn-konkurrent­en Transdev, Tobias Heinemann, schlägt eine staatliche Förderung von Jobtickets vor. Vorreiter-land ist Hessen. Hier können Landesbedi­enstete mit einem Jobticket kostenlos Bus und Bahn fahren. Dies könnte der Staat auch für Bundesbedi­enstete anbieten und so den ÖPNV fördern.

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Foto: Armin Weigel/dpa Die Zukunft im Nahverkehr? Ein autonom fahrender Elektrobus.

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