Gute Karten für den Nachzügler
Der Impfstoffhersteller erscheint im Vergleich sehr robust. Die Tübinger haben fast eine Milliarde Euro in der Kasse.
Die ersten Konkurrenten haben bereits die Zulassung ihrer Impfstoffkandidaten beantragt. Firmen wie Biontech, Pfizer oder Moderna scheinen dem Tübinger Unternehmen Curavec derzeit im Rennen um den Marktzugang von Corona-vakzinen ein großes Stück voraus.
Chef Franz-werner Haas kündigte unterdessen bei der Vorlage der Neunmonatszahlen an, dass der Impfstoffkandidat CVNCOV in Kürze in die letzte klinische Phase, einen Massentest mit 36 000 Teilnehmern, eintreten werde. Anfang 2021 würden Ergebnisse erwartet. Spät dran, aber Topqualität – nach diesem Motto pries der Chef die Vorteile des Corona-killers aus Tübingen an: Das Vakzin erzeuge eine Immunreaktion „ähnlich wie nach einer natürlichen Infektion“, sagte Haas. Vor allem aber sei das Curavec-präparat mindestens drei Monate bei Kühlschranktemperatur stabil lagerfähig. Zum Vergleich: Der Stoff der Mainzer Biontech, den Us-riese Pfizer vertreibt, braucht nach aktuellen Daten eine Kühlkette von minus 70 Grad, um zuverlässig zu wirken.
Geschäftlich zeichnet sich somit trotz des zeitlichen Verzugs ein Erfolg für Curevac ab. Die EU hat mit den Tübingern bereits einen Liefervertrag geschlossen und bezieht 225 Millionen Dosen mit Option auf weitere 180 Millionen Stück. Haas baut ein integriertes Produktionsnetzwerk samt Auftragsfertigern wie Wacker Chemie auf und will 2021 mindestens 300 Millionen Dosen produzieren. Im Jahr darauf sollen es bis zu 600 Millionen werden.
Zudem ist die Entwicklung des Vakzins auf Basis der mrnatechnologie eine erstklassige Referenz für andere Projekte Curevacs. So sind ein Impfstoff gegen Tollwut und ein fortgeschrittener Krebswirkstoffkandidat auf mrna-basis in der Pipeline.
An Kapital mangelt es den Schwaben nicht. Einlagen von Sap-gründer Dietmar Hopp und weiteren Investoren sowie der Emissionserlös aus dem Börsengang summieren sich auf fast 900 Millionen Euro liquide Mittel, die das Unternehmen zur Entwicklung einsetzen kann. Eine Anzahlung der EU kommt bald hinzu.