Frau von Baum erschlagen
Schneemassen im Südwesten führen zu chaotischen Zuständen auf den Straßen. Ausflugsziele wappnen sich für einen Ansturm am Wochenende.
Wie so vieles, haben auch die zuletzt ergiebigen Schneefälle zwei Seiten: Für Laster- und Autofahrer waren und sind die Schneemassen am Bodensee und im Schwarzwald ein Fluch. Die Polizei verzeichnete im Südwesten unzählige, zum Teil schwere Unfälle. Für Menschen, die sich in ihrer Freizeit gerne im Schnee bewegen, sind die Massen ein Segen. Die Polizei erwartet für das Wochenende im Schwarzwald erneut zahlreiche Tagesausflügler – und kündigt an, Autos, die Rettungswege blockieren, konsequent abzuschleppen. Sind alle Parkplätze belegt, sollen Straßen gesperrt werden.
Für eine 72-jährige Frau aus der Nähe von Wittlingen (Kreis Lörrach) endete das Gassi-gehen mit dem Hund am Donnerstag tödlich. Nach Angaben der Polizei wurde sie von einem umstürzenden Baum getroffen und schwer verletzt. Erst nach Stunden sei sie am Abend stark unterkühlt von ihrem Sohn gefunden worden. Polizisten konnten die Frau reanimieren. Doch sie starb wenig später im Krankenhaus.
Viele Lastwagen- und auch Autofahrer mussten die Nacht zum Freitag in ihren Fahrzeugen verbringen, weil es für die Räumfahrzeuge und Abschleppdienste kein Durchkommen mehr gab. Auf der B31 zwischen Friedrichshafen und Sigmarszell am Bodensee blockierten querstehende Lastwagen die Straße in beide Richtungen.
In Fahrtrichtung Lindau bildete sich nach Auskunft der Polizei ein zehn Kilometer langer Rückstau.
Es ging nichts mehr. Die Menschen saßen in ihren Fahrzeugen fest. Sie wurden vom DRK und THW sowie von den Johannitern mit Decken, warmen Getränken und Essen versorgt.
Bürgermeister der Gemeinde Feldberg
Erst am Freitagmorgen konnten die Fahrzeuge nach und nach freigeschleppt werden. Das dauerte. Um 16 Uhr war die Straße nach Auskunft der Polizei noch immer nicht freigegeben. Da hingen noch Laster im Graben, manche mussten entladen werden.
Ähnlich war die Situation bei Stühlingen im Kreis Waldshut. Auf der B314 mussten mehrere dutzend Lastwagen-fahrer in ihren Fahrzeugen übernachten, „da die Straße von den Schneemengen nicht mehr ausreichend geräumt werden konnte“, schreibt die Polizei. Der Stau, der sich dadurch bildete, begann bereits im Schwarzwald-baar-kreis und zog sich bis in den Kreis Waldshut.
Im ganzen Südwesten mussten wegen Schneebruchs und umgestürzter Bäume Straßen gesperrt werden. Die Polizei warnt davor, die Gefahr, die von den Schneemassen ausgeht, zu unterschätzen. Bäume können unter der Schneelast umstürzen, Lawinen können abgehen.
Das bereitet auch Johannes Albrecht, dem Bürgermeister der Gemeinde Feldberg, Sorge. Er erwartet für das Wochenende wieder viele Tagesausflügler, die sich im Feldberg-gebiet austoben. „Meine größte Sorge sind die unvernünftigen Tourengeher, die die Lawinengefahr und den Schneebruch unterschätzen.“Er appelliert an die Gäste, „aufgrund erheblicher Lawinengefahr die Gipfellagen des Hochschwarzwaldes zu meiden und sich in Waldgebieten wegen der Schneebruchgefahr nur auf den gewalzten Wegen und in den gespurten Loipen aufzuhalten.
Albrecht blickt dem Wochenende entspannt entgegen. „Wir gehen davon aus, dass sich durch unsere Strategie der Entzerrung die Besuchermassen verteilen.“Da es jetzt auch in den Tallagen genügend Schnee gibt, werden sich die Massen nicht mehr am Feldberg drängen. „Wir haben mit Rodeln, Wanderwegen und gespurten Loipen im ganzen Gebiet ein großflächiges Angebot für die Ausflügler.“Die Hänge und Pisten am Feldberg werden nicht gewalzt. „Die Leute müssen sich den Berg selbst erarbeiten.“
Ähnlich ist es im Nationalpark im Mittleren und Nordschwarzwald. Auch dort sind nur die Wanderwege gewalzt und die Loipen gespurt. In den vergangenen Wochenenden herrschten auf den Straßen chaotische Zustände.
Das soll an diesem Wochenende vermieden werden. Die Landkreise Ortenau, Freudenstadt und Rastatt und das Polizeipräsidium Offenburg kündigen an, Falschparker abzuschleppen und die Zufahrtsstraßen zu sperren, sobald alle Parkplätze belegt sind. Ihre Zahl ist durch die Schneemassen ohnehin reduziert. Landratsämter, Kommunen und Polizei appellieren an das „Verantwortungsbewusstsein jedes Einzelnen“: „Meiden Sie stark frequentierte Ausflugsziele und halten Sie sich an die geltenden Regeln.“
Meine größte Sorge sind Tourengeher, die die Lawinengefahr unterschätzen. Johannes Albrecht