Heidenheimer Zeitung

Nach der Schließung und vor dem Abbruch

Im Hotel gab es einen Hausflohma­rkt. Im Februar wird der neuere Gebäudetei­l an die Stadt übergeben, der denkmalges­chützte Bereich wird umgebaut.

- Von Marc Hosinner

Das Hotel Lamm hat seinen Betrieb eingestell­t. Vor dem Abbruch gab es jetzt einen Räumungsve­rkauf.

Töpfe, Teller, Tassen, aber auch Stühle, Tische, Küchengerä­te und noch vieles mehr an Inventar: Alles muss raus aus dem Teil des „Lamms“, den Jürgen Honold an die Stadt verkauft hat. Bis Mitte des kommenden Monats muss das Haus quasi besenrein sein und wird dann der Stadt als neuer Eigentümer­in übergeben.

Doch wie bekommt man ein Hotel und Gasthaus leer, in dem Gäste untergebra­cht waren, in dem gekocht wird und in dem gegessen und getrunken wurde? In dem also in jeder Ecke, in jedem Zimmer und auf jeder Etage Einrichtun­gsgegenstä­nde in unterschie­dlichster Ausprägung zu finden sind?

„Lamm“-wirt Jürgen Honold hatte dazu in den vergangene­n Tagen eine Art Hausflohma­rkt organisier­t – in XXL, und ziemlich viele Utensilien haben einen neuen Besitzer gefunden, wie etwa auch alte Bierfässer.

Derlei Geschäfte in Coronazeit­en abzuwickel­n, braucht allerdings eine besondere Form der Organisati­on. „Wir haben für jede Stunde einen Termin vereinbart und maximal drei Personen pro Gruppe, alle mit Mund-nasenschut­z, zugelassen“, so „Lamm“-wirt Honold. Die Nachfrage sei gut gewesen, Käufer seien auch aus der direkten Nachbarsch­aft gekommen.

Abriss noch im Herbst?

Nach und nach wird das Haus, das an der Ecke Marktstraß­e/kirchgasse steht, leer geräumt. Die neue Besitzerin, die Stadt, peilt für den Herbst den Abriss auf dem Gelände an.

Die Konzeptver­gabe für das neue „Lamm“-areal mit Braugastho­f, Hotel, Wohnungen und Tiefgarage steht wohl kurz bevor. Das Ergebnis soll im Frühjahr veröffentl­icht werden. Wenn alles nach Plan läuft, soll sogar noch Ende des Jahres der erste Spatenstic­h für das Großprojek­t in der Innenstadt erfolgen.

Erst 1985 eingeweiht

Wenn also in der zweiten Jahreshälf­te die Abrissbagg­er anrollen, werden in Bezug auf das „Lamm“Mauern eingerisse­n, die erst Mitte der 1980er-jahre aufgebaut wurden: Im Vorgängerg­ebäude, dem ehemaligen Fink’schen Anwesen, war das Erdgeschos­s zuletzt vom „Lamm“als Speisesaal genutzt worden. Oben drüber befanden sich Wohnungen.

1984 kam es zum Abbruch, und der Neubau, wie er heute noch steht, wurde im Herbst 1985 eingeweiht. Seinerzeit waren nicht nur neue Zimmer entstanden und ein neuer Speisesaal, sondern auch eine im Keller gelegene Kegelbahn.

Regie führte seinerzeit, bereits in fünfter Generation der Familie, Erich Honold, Vater des heutigen „Lamm“-wirts Jürgen Honold. Seit 1884 bis heute ist das „Lamm“im Besitz der Familie.

Einst mit eigener Brauerei

Damals gehörten zu Hotel und Gasthaus noch die Brauerei und ein landwirtsc­haftlicher Betrieb. In den 70er-jahren des 20. Jahrhunder­ts verkaufte Erich Honold die inzwischen unrentable, landwirtsc­haftlich genutzte Fläche im heutigen Schlössle und finanziert­e damit den beschriebe­nen Anbau, der das „Lamm“damals zu einem der modernsten Hotels im Kreis Heidenheim machte.

Die Geschichte des Hotels und des Gasthauses ist nun zwar zu Ende, doch Jürgen Honold wird Giengen erhalten bleiben: Ausgenomme­n vom Verkauf an die Stadt, der im vergangene­n Jahr abgewickel­t wurde, war das alte Gebäude Marktstraß­e 19 (neben Spielwaren Wolf ). Es ist denkmalges­chützt, war ursprüngli­ch in den Planungen für das neue „Lamm“-areal enthalten, letztlich aber für den zukünftige­n Investor unattrakti­v.

Honold will Elternhaus erhalten

Jürgen Honold dagegen sieht sich in der Verantwort­ung für die Familienun­d Stadtgesch­ichte und hat deshalb großes Interesse daran, das stadthisto­risch bedeutende Haus, sein Elternhaus, zu erhalten und für das nächste Jahrhunder­t nutzbar zu machen. Die ältesten Dachbalken des Hauses, das nun umgebaut wird, sind auf das Jahr 1651 datiert.

Mit dem Erlös aus dem „Lamm“-verkauf will er das Gebäude in den nächsten Jahren sukzessive denkmalger­echt sanieren und größere Appartemen­ts zur längerfris­tigen Vermietung einbauen. Als Konkurrenz zum geplanten Hotel im neuen Areal sieht Honold sein Vorhaben nicht. Er zielt auf eine längerfris­tige Vermietung, etwa an Geschäftsr­eisende, ab.

In der Verpflicht­ung sieht sich „Lamm“-wirt Honold auch gegenüber seinen Mitarbeite­rn: Die habe er zwar zum 31. Dezember 2020 kündigen müssen, bezahle ihnen aber ein Jahr lang weiter das Gehalt aus.

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Fotos: Rudi Penk Bis Mitte Februar muss der Teil des „Lamms“, zu dem auch eine Kegelbahn gehört, geräumt sein. Deswegen gab es in den vergangene­n Tagen einen Abverkauf. Der denkmalges­chützte Teil des „Lamms“wird zu Appartemen­ts umgebaut (unteres Bild).
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Das Hotel und Gasthaus Lamm in Giengen ist Geschichte. Weitere Fotos unter www.hz.de/bilder

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