Nach der Schließung und vor dem Abbruch
Im Hotel gab es einen Hausflohmarkt. Im Februar wird der neuere Gebäudeteil an die Stadt übergeben, der denkmalgeschützte Bereich wird umgebaut.
Das Hotel Lamm hat seinen Betrieb eingestellt. Vor dem Abbruch gab es jetzt einen Räumungsverkauf.
Töpfe, Teller, Tassen, aber auch Stühle, Tische, Küchengeräte und noch vieles mehr an Inventar: Alles muss raus aus dem Teil des „Lamms“, den Jürgen Honold an die Stadt verkauft hat. Bis Mitte des kommenden Monats muss das Haus quasi besenrein sein und wird dann der Stadt als neuer Eigentümerin übergeben.
Doch wie bekommt man ein Hotel und Gasthaus leer, in dem Gäste untergebracht waren, in dem gekocht wird und in dem gegessen und getrunken wurde? In dem also in jeder Ecke, in jedem Zimmer und auf jeder Etage Einrichtungsgegenstände in unterschiedlichster Ausprägung zu finden sind?
„Lamm“-wirt Jürgen Honold hatte dazu in den vergangenen Tagen eine Art Hausflohmarkt organisiert – in XXL, und ziemlich viele Utensilien haben einen neuen Besitzer gefunden, wie etwa auch alte Bierfässer.
Derlei Geschäfte in Coronazeiten abzuwickeln, braucht allerdings eine besondere Form der Organisation. „Wir haben für jede Stunde einen Termin vereinbart und maximal drei Personen pro Gruppe, alle mit Mund-nasenschutz, zugelassen“, so „Lamm“-wirt Honold. Die Nachfrage sei gut gewesen, Käufer seien auch aus der direkten Nachbarschaft gekommen.
Abriss noch im Herbst?
Nach und nach wird das Haus, das an der Ecke Marktstraße/kirchgasse steht, leer geräumt. Die neue Besitzerin, die Stadt, peilt für den Herbst den Abriss auf dem Gelände an.
Die Konzeptvergabe für das neue „Lamm“-areal mit Braugasthof, Hotel, Wohnungen und Tiefgarage steht wohl kurz bevor. Das Ergebnis soll im Frühjahr veröffentlicht werden. Wenn alles nach Plan läuft, soll sogar noch Ende des Jahres der erste Spatenstich für das Großprojekt in der Innenstadt erfolgen.
Erst 1985 eingeweiht
Wenn also in der zweiten Jahreshälfte die Abrissbagger anrollen, werden in Bezug auf das „Lamm“Mauern eingerissen, die erst Mitte der 1980er-jahre aufgebaut wurden: Im Vorgängergebäude, dem ehemaligen Fink’schen Anwesen, war das Erdgeschoss zuletzt vom „Lamm“als Speisesaal genutzt worden. Oben drüber befanden sich Wohnungen.
1984 kam es zum Abbruch, und der Neubau, wie er heute noch steht, wurde im Herbst 1985 eingeweiht. Seinerzeit waren nicht nur neue Zimmer entstanden und ein neuer Speisesaal, sondern auch eine im Keller gelegene Kegelbahn.
Regie führte seinerzeit, bereits in fünfter Generation der Familie, Erich Honold, Vater des heutigen „Lamm“-wirts Jürgen Honold. Seit 1884 bis heute ist das „Lamm“im Besitz der Familie.
Einst mit eigener Brauerei
Damals gehörten zu Hotel und Gasthaus noch die Brauerei und ein landwirtschaftlicher Betrieb. In den 70er-jahren des 20. Jahrhunderts verkaufte Erich Honold die inzwischen unrentable, landwirtschaftlich genutzte Fläche im heutigen Schlössle und finanzierte damit den beschriebenen Anbau, der das „Lamm“damals zu einem der modernsten Hotels im Kreis Heidenheim machte.
Die Geschichte des Hotels und des Gasthauses ist nun zwar zu Ende, doch Jürgen Honold wird Giengen erhalten bleiben: Ausgenommen vom Verkauf an die Stadt, der im vergangenen Jahr abgewickelt wurde, war das alte Gebäude Marktstraße 19 (neben Spielwaren Wolf ). Es ist denkmalgeschützt, war ursprünglich in den Planungen für das neue „Lamm“-areal enthalten, letztlich aber für den zukünftigen Investor unattraktiv.
Honold will Elternhaus erhalten
Jürgen Honold dagegen sieht sich in der Verantwortung für die Familienund Stadtgeschichte und hat deshalb großes Interesse daran, das stadthistorisch bedeutende Haus, sein Elternhaus, zu erhalten und für das nächste Jahrhundert nutzbar zu machen. Die ältesten Dachbalken des Hauses, das nun umgebaut wird, sind auf das Jahr 1651 datiert.
Mit dem Erlös aus dem „Lamm“-verkauf will er das Gebäude in den nächsten Jahren sukzessive denkmalgerecht sanieren und größere Appartements zur längerfristigen Vermietung einbauen. Als Konkurrenz zum geplanten Hotel im neuen Areal sieht Honold sein Vorhaben nicht. Er zielt auf eine längerfristige Vermietung, etwa an Geschäftsreisende, ab.
In der Verpflichtung sieht sich „Lamm“-wirt Honold auch gegenüber seinen Mitarbeitern: Die habe er zwar zum 31. Dezember 2020 kündigen müssen, bezahle ihnen aber ein Jahr lang weiter das Gehalt aus.