Heidenheimer Zeitung

Ein Bächinger setzt auf Böller

Wegen der Corona-pandemie sind große Zusammenkü­nfte dieses Jahr an Silvester nicht erlaubt. Warum ein Bächinger Verkäufer trotzdem glaubt, dass Raketen und Böller nachgefrag­t werden.

- Von Tanja Ferrari

Bächingen. Markus Brose handelt mit Feuerwerk und hofft trotz der Corona-pandemie auch für Silvester 2020 auf gute Geschäfte.

Lautes Knallen und bunter Funkenrege­n am Nachthimme­l: Am Silvestera­bend wird das alte Jahr traditione­ll verabschie­det. Normalerwe­ise. Die Corona-pandemie macht aber auch davor nicht Halt. Um Krankenhäu­ser zu entlasten und die Infektions­zahlen kontrollie­rbar zu halten, wurde in den vergangene­n Tagen über ein komplettes Feuerwerks­verbot zum Jahreswech­sel diskutiert. Für viele Menschen unvorstell­bar. Auch für den Bächinger Markus Brose.

Seit zehn Jahren verkauft er Raketen, Böller, Fontänen und sogar ganze Feuerwerks­batterien. Wegen Corona hat er dieses Jahr lange gezögert, bevor er seine Produkte eingekauft hat.

„Corona wegschieße­n“

Zuspruch bekam er letztlich von seiner ehemaligen Lebensgefä­hrtin. „Sie hat gesagt, dass die Leute Corona bestimmt wegschieße­n wollen“, erinnert sich Brose und lacht. Das hatte ihn überzeugt. Nach dem ersten Lockdown im März habe er schon die zweite Welle im Winter befürchtet. Als in den vergangene­n Tagen dann über ein mögliches Feuerwerks­verbot zu Silvester diskutiert wurde, hatte er sich große Sorgen gemacht. „Es war eine Katastroph­e“, sagt er. Wäre der Verkauf nicht möglich gewesen, hätte sein

Kapital bis zum nächsten Jahr im Container gelagert.

Mit der getroffene­n Regelung des Bundes kann der Bächinger nun aber sehr gut leben. „Ich finde ein Verbot auf öffentlich­en Plätzen in Ordnung und würde mir sogar wünschen, dass das beibehalte­n wird“, erklärt er. Gerade illegale Böller aus dem Ausland oder Alkohol könnten in der Silvestern­acht zu Unfällen führen. Auch die Idee, dass ein Veranstalt­er für das Feuerwerk sorgt, gefällt ihm. „Weil es zur Tradition

unserer Gesellscha­ft gehört, darf man es nicht einfach verbieten“, das steht für ihn fest.

Dennoch appelliert Brose, die Konsequenz­en und Gefahren nicht aus den Augen zu verlieren. Er habe selbst schon einen Unfall mit einem Querschläg­er gehabt. Damals, so der Feuerwerks­experte, habe glückliche­rweise nur eine Hecke gebrannt. Doch wenn er sieht, wie Menschen auf öffentlich­en Plätzen eine Rakete aus der Hand steigen lassen, ist er schockiert: „Da können nicht nur Verbrennun­gen

entstehen; im schlimmste­n Fall ist ein Besuch im Krankenhau­s notwendig.“

Größere Gruppenans­ammlungen wird es zu diesem Jahreswech­sel coronabedi­ngt nicht geben. Maximal zehn Personen dürfen zusammen das neue Jahr feiern. Das könnte auch das Geschäft von Brose beeinfluss­en: „Ich glaube, dass heuer mehr Leute einkaufen, dafür aber für kleinere Beträge.“Die Hoffnung, dass er am Ende genauso viel verkaufen kann, gibt er noch nicht auf. Vielleicht

schieße im Corona-jahr der eine oder andere selbst, der früher nur Zuschauer war.

Der Bächinger war schon früh von Feuerwerke­n fasziniert. Sein Vater hatte ihn für die bunten Knaller begeistert. Den Entschluss, einen eigenen Onlineshop und Laden aufzumache­n, um Feuerwerk zu verkaufen, fasste er vor zehn Jahren. Wenn er in seiner Halle in Bächingen nicht Frästeile herstellt, verwandelt sich das Geschäft zum Jahresende in eine Oase für Raketen und Böller. „Um die Weihnachts­zeit haben meine Mitarbeite­r Urlaub und ich mache einen Großputz, um alles vorzuberei­ten“, erklärt er.

Nicht nur zu Silvester

Inspiratio­n holt er sich auf der Spielwaren­messe in Nürnberg. Dort werden auch Feuerwerks­körper vorgestell­t. Seine ersten Kunden waren Freunde und Bekannte. Inzwischen verkauft der Bächinger aber nicht nur zu Silvester seine Waren. „Viele Bestellung­en gehen schon im Februar und März ein“, sagt er. Dann, so seine Vermutung, sei die Erinnerung an die Produkte noch frisch. Mit einer Sondergene­hmigung könne man es außerdem auch bei Geburtstag­en oder Hochzeiten krachen lassen.

Sein Verkaufssc­hlager, sagt Brose, seien Feuerwerks­batterien. Am 29. Dezember, dem ersten

Verkaufsta­g in seinem Laden, seien bestimmte Exemplare oft schon nach wenigen Stunden vergriffen. Die richtigen Produkte auszuwähle­n, sei jedoch nicht immer ganz einfach. „Man muss wissen, was gerade modern ist oder wie das Wetter wird“, erklärt der Feuerwerks­experte. Ein positiver Aspekt ist, dass sich die Ware trocken und dunkel bis zu drei Jahre hält. Der Bächinger lagert seine Produkte beispielsw­eise in Containern und einem Bunker.

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Foto: Tanja Ferrari Markus Brose handelt mit Feuerwerk und hofft auch 2020 auf ein gutes Geschäft.

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