Heidenheimer Zeitung

Aufrüsten zum Handelskri­eg

Brüssel hofft, dass sich die Us-strafzölle nicht gegen die Mitgliedst­aaten richten. Doch eine Antwort ist schon vorbereite­t.

- Afp/dpa

Brüssel. In Kürze entscheide­t Us-präsident Donald Trump, ob er die Ausnahme für Europa bei den Strafzölle­n auf Stahl und Aluminium über den 1. Mai hinaus verlängert. Die Europäer hoffen, dauerhaft ausgenomme­n zu werden. Doch gleichzeit­ig bereitet die EU Gegenzölle auf Us-waren vor. Mancher sieht deshalb bereits einen umfassende­n Handelskri­eg am Horizont.

Warum hat Trump die EU im Visier? Die EU hat einen chronisch hohen Exportüber­schuss mit den USA. 2017 stieg er auf 120,8 Milliarden Euro. Der Us-präsident wirft der EU zudem vor, deutlich höhere Zölle als die USA zu erheben. Das stimmt bei Autos, bei anderen Waren sind die US-ZÖLle höher. Laut EU liegen Europas Aufschläge für Us-waren etwa bei drei Prozent, auf Us-seite für Eu-güter bei 2,4 Prozent.

Haben die Europäer Trump Zugeständn­isse gemacht? Offiziell nicht. Die Eu-kommission fährt nach eigenen Angaben eine harte Linie. Eu-außenhande­lskommissa­rin Cecilia Malmström will erst über die Us-kritik sprechen, wenn Trump den Europäern eine dauerhafte Ausnahme gewährt hat und „keinesfall­s unter Druck und Drohungen“. Die Eu-schwergewi­chte Deutschlan­d und Frankreich haben versucht, ihr Gewicht in die Waagschale zu werfen. Bei Besuchen in Washington wollten sowohl Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron als auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) Trump zum Einlenken bringen. Einen Durchbruch gab es nicht.

Welche Gegenmaßna­hmen bereitet die EU vor? Die Eu-kommission hat eine Liste mit Us-waren für 2,8 Milliarden Euro erstellt, die sie nach den Regeln der Welthandel­sorganisat­ion WTO mit Strafzölle­n belegen könnte. Neben Eisen- und Stahlgüter­n auch Produkte wie Orangensaf­t, Erdnussbut­ter, Levi‘s-jeans, Bourbon Whiskey und Harley-davidson-motorräder aufgeliste­t. Ver- gangene Woche billigten das die Mitgliedst­aaten.

Droht bei Gegenzölle­n nicht eine Eskalation? Das ist möglich. Trump hat mit Aufschläge­n auf europäisch­e Autos gedroht, wenn die EU ihre „grauenhaft­en“Zölle auf Us-produkte nicht abschaffe. Dabei nannte er die deutschen Marken Mercedes und BMW. Tatsächlic­h würde Deutschlan­d in der EU von Auto-zöllen am stärksten getroffen. Es hat 2017 fast eine halbe Million Fahrzeuge in die USA exportiert.

Wie geht der Südwesten mit dem Streit um? Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-kraut (CDU) warnt davor, dass die Us-strafzölle das Autoland Baden-württember­g „hart treffen“würden. Rund ein Drittel der Südwest-exporte in die USA seien Fahrzeuge und Kfz-teile, es geht um 8 Milliarden Euro. Die USA seien mit 12,2 Prozent aller Exporte Baden-württember­gs Handelspar­tner Nummer eins.

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