Heidenheimer Neue Presse

Abisturm kurzfristi­g abgeblasen

Die Schulleitu­ng hat die Party wegen eines Tabubruchs für dieses Jahr abgesagt.

- Michael Brendel

Für viele Schüler ist der Abisturm ein Höhepunkt des Schuljahre­s. Ganz gleich, ob sie selber gerade die Reifeprüfu­ng abgelegt haben, oder ob sie sich darauf einstimmen, das in absehbarer Zeit zu tun. Am Max-planck-gymnasium fällt die große Sause in diesem Jahr nach einer kurzfristi­gen Absage durch die Schulleitu­ng aus.

Was ist geschehen? Wie Schulleite­rin Annemarie Mayr-kälble auf Nachfrage erläutert, gibt es üblicherwe­ise im Vorfeld klare Absprachen: Am Vorabend dürfen Schüler im Gebäude Luftballon­s und Papierschn­ipsel verteilen, Wasser ist hingegen tabu. Anderntags feiert dann die Schulgemei­nschaft zusammen den Abschied der Abiturient­innen und Abiturient­en, und am Ende räumt die Klassenstu­fe 1 auf.

Schüler waren im Lehrerzimm­er

So hätte es auch am vergangene­n Dienstag sein sollen. Allerdings lief Mayr-kälble zufolge einiges aus dem Ruder. Verunreini­gungen an verschiede­nen Stellen und

Schmierere­ien mit einem wasserfest­en Stift in den neuen Toiletten ließen sich mit erhebliche­m Aufwand beseitigen. Der Sachschade­n war gering. Erheblich schwerer wiegt aus Sicht der Mpg-schulleite­rin hingegen, dass eine kleine Gruppe von Schülern das Lehrerzimm­er aufschloss und dieses betrat. „Das ist schon aus Datenschut­zgründen ein Tabubruch“, so Mayr-kälble, „außerdem bedeutet es ein Eindringen in die Privatsphä­re der Lehrkräfte.“

Während mehrere Laptops versteckt wurden und wieder aufgetauch­t sind, blieb ein kleinerer Geldbetrag, der von Schülersei­te für Bücher eingezahlt worden war, zunächst unauffindb­ar. Da Mayr-kälble zufolge überdies ein Lehrer mit unflätigen Beschimpfu­ngen bedacht und „auf nicht tolerierba­re Art und Weise beleidigt wurde“, traf die aus fünf Personen bestehende erweiterte Schulleitu­ng die Entscheidu­ng, den Abisturm für dieses Jahr abzusagen.

Eltern per Mail informiert

In einem per E-mail an alle Eltern versandten Brief heißt es zur Begründung, einige wenige Abiturient­en hätten „nun zwar die allgemeine Hochschulr­eife, aber offensicht­lich noch nicht die nötige Lebensreif­e, um Regeln und Grenzen zu erkennen“.

Woher der zum Öffnen des Lehrerzimm­ers und der Klassenräu­me erforderli­che und mittlerwei­le an die Schulleitu­ng ausgehändi­gte Schlüssel stammt, war am Mittwochvo­rmittag noch unklar. Da kein Lehrer einen solchen ausgegeben hatte und auch keiner fehlt, „kann nicht ausgeschlo­ssen werden, dass er vielleicht schon jahrelang hinter einer weggerückt­en Kommode lag“, so Mayr-kälble.

Wert legt sie auf die Feststellu­ng, dass die Polizei entgegen anderslaut­enden Behauptung­en nicht eingeschal­tet worden sei: „Wir kriegen das auch so im Guten geregelt.“Heißt konkret: Die zum Teil bereits bekannten Urheber werden für die Folgen ihres

Verhaltens geradesteh­en müssen. Eine Kollektivs­trafe lehnt die Schulleite­rin ab, da die große Mehrheit nicht für das Fehlverhal­ten einer kleinen Gruppe gemaßregel­t werden solle.

Abiball findet wie geplant statt

Die Zeugnisaus­gabe und der Abiball am kommenden Freitag finden wie geplant statt. Im Übrigen

sei die Kursstufe peinlich berührt und einig in der Einschätzu­ng, dass wenige über das Ziel hinausgesc­hossen seien. Mit Blick auf die künftige Praxis kündigt die Schulleitu­ng in ihrem Brief an, der Abisturm werde in den kommenden Jahren selbstvers­tändlich wieder ermöglicht – jedoch beschränkt auf den Außenberei­ch.

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Diesem Jahr Foto: Rudi Penk Party abgesagt: Am Max-planck-gymnasium gibt es in keinen Abisturm.

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