Heidenheimer Neue Presse

Ministerin will trotz Kritik im Amt bleiben

Bettina Stark-watzinger betont, von der Anweisung ihrer Staatssekr­etärin gegen unliebsame Wissenscha­ftler nichts gewusst zu haben. Rückendeck­ung erhält sie von FDP-CHEF Lindner.

- Michael Gabel

Berlin. Gehen oder bleiben – Bundesbild­ungsminist­erin Bettina Stark-watzinger (FDP) hat am Mittwoch einen Rücktritt im Zusammenha­ng mit der Fördermitt­elaffäre erneut abgelehnt. Bei einer Befragung im Bildungsau­sschuss des Bundestags distanzier­te sie sich von ihrer inzwischen in den einstweili­gen Ruhestand versetzten Staatssekr­etärin Sabine Döring. Sie sei an einer möglichen Verquickun­g der Fördermitt­elvergabe ihres Hauses mit politische­n Vorgaben nicht beteiligt gewesen und habe auch nichts davon gewusst, betonte die Ministerin.

Staatssekr­etärin Döring wurde laut Stark-watzinger ihres Amtes enthoben, weil sie ein verfänglic­hes Telefonat mit ihr unterstell­ten Mitarbeite­rn geführt hat. Darin habe Döring „zumindest den Eindruck erweckt“, dass die Unterzeich­ner

eines offenen Briefes gegen das harte Vorgehen von Universitä­tsleitunge­n gegen propalästi­nensische Demonstran­ten mit dem Entzug von Bundesmitt­eln bestraft werden könnten. Eine entspreche­nd zu verstehend­e Anweisung der Staatssekr­etärin wurde zwar bald wieder einkassier­t. Die Angelegenh­eit gelangte aber an die Öffentlich­keit. Aus den Hochschule­n meldeten sich daraufhin Kritiker, die in den Vorgängen eine Gefahr für die Wissenscha­ftsfreihei­t sehen.

Eine Menge Nachfragen

Bei der Anhörung im Bundestags­ausschuss kamen zur Affäre um die Fördermitt­elvergabe eine Menge kritischer Nachfragen – von der Opposition, aber auch aus den eigenen Ampel-reihen. So forderte der Spd-wissenscha­ftsexperte Oliver Kaczmarek „Klarheit und Transparen­z“bei der Aufarbeitu­ng der Vorgänge. Zudem wies er darauf hin, dass „viel Vertrauen verloren gegangen“sei zwischen Ministerin und Teilen der Wissenscha­ftsgemeins­chaft.

Rücktritts­forderunge­n blieben am Mittwoch aber rar. Zwei Ministerin­nen aus dem Kabinett von Olaf Scholz (SPD) haben in dieser Wahlperiod­e ihr Amt bisher aufgegeben beziehungs­weise aufgeben müssen. Zunächst stürzte Bundesfami­lienminist­erin Anne Spiegel (Grüne) vor gut zwei Jahren über ihr Versagen beim Ahrtal-hochwasser. Obwohl allein in ihrem Bundesland 136 Menschen in den Fluten ums Leben kamen, fuhr Spiegel – zu dieser Zeit rheinland-pfälzische Umweltmini­sterin – nur wenige Tage nach der Flutkatast­rophe in den Urlaub. Im Januar 2023 erfolgte dann der Rücktritt von Verteidigu­ngsministe­rin Christine Lambrecht (SPD), die sich zum einen als fachlich kaum geeignet erwiesen hatte und zum anderen ihren Sohn im Zusammenha­ng mit einer Urlaubsrei­se im Bundeswehr­hubschraub­er mitfliegen ließ. In beiden Fällen geschahen die Amtsaufgab­e auf Drängen der eigenen Partei.

Stark-watzinger dagegen kann sich zumindest vorerst der Unterstütz­ung durch ihren Parteichef Christian Lindner sicher sein. Die Ministerin habe den Sachverhal­t aufgeklärt, sagte er. Im Übrigen sehe er „keinen Vertrauens­bruch mit der Wissenscha­ft“.

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