Die Startformation im Kopf
Der Bundestrainer gibt das Em-aufgebot bekannt und macht seinen Profis klar: Jeder muss seine Rolle akzeptieren. Von Carsten Muth
Die Em-kader-schnitzeljagd ist vorbei. Seit Anfang der Woche ließ der Deutsche Fußball-bund die staunende und manchmal wohl auch etwas irritierte Öffentlichkeit an der Kader-nominierung für die EM auf verschiedenen Kanälen (TV, Youtube, Social Media) teilhaben. Und so waren bis Donnerstagmittag bereits 20 von 27 Namen bekannt, die Bundestrainer Julian Nagelsmann für willens und fähig hält, Deutschland bei dem Turnier zu repräsentieren. Mit dabei sind fünf Vertreter des künftigen Champions-league-teilnehmers VFB Stuttgart: Neben Chris Führich, Maximilian Mittelstädt und Deniz Undav erhielten nun auch Vfb-kapitän Waldemar Anton und Torwart Alexander Nübel jeweils ein Ticket. Den Sprung in den Kader hat zudem der junge Angreifer Maximilian Beier von der TSG Hoffenheim geschafft.
Die Personalien Nübel und Baier sowie die Rückkehr von Dortmunds Innenverteidiger Nico Schlotterbeck gehen am ehesten noch als Überraschungen durch. Erst recht bei einem Turnier, Ansonsten setzt Nagelsmann fast das inklusive Vorbereitung bis zu exakt auf jene Profis, denen er sechs Wochen dauern kann. „Die schon bei den erfolgreichen Länderspielen beste Mannschaft sind nicht im März gegen Frankreich zwingend die 22 besten Spieler. (2:0) und die Niederlande Das heißt nicht, dass die, die zu (2:1) vertraute. Hause sind, schlechte Menschen
Matns dsind“,
Der 2014er-weltmeister sagte Nagelsmann, der sich Hummels (BVB) fand wie Bayerneigenen Angaben zufolge „viele Star Leon Goretzka und dessen Gedanken“gemacht hat über die verletzter Teamkollege Serge richtige Kader-zusammensetGnabry ebenso keine Berücksichzung. „Als Bundestrainer hat man tigung wie Frankfurts Torwart ja die Zeit dazu“.
Kevin Trapp. Hummels und Goretzka haben die Nachricht ihrer Nicht-nominierung mit „extremer“Enttäuschung aufgenommen, berichtete der Bundestrainer. „Ich hatte mit beiden längere Gespräche. Es ist verständlich, dass sie sehr traurig sind.“
Die Aussortierten seien zweifellos gute Spieler, andere jedoch passten besser ins Gesamtgefüge, erklärte der Bundestrainer. Er betonte: Eine Mannschaft muss funktionieren, auf und neben dem
Platz, die Chemie zwischen den
Spielern stimmen. Und ein jeder, ob Stammkraft oder Backup, muss seine Rolle kennen und akzeptieren.
„Eine super Truppe“
Ausgereift sind auch die Gedanken zur Stammformation. Nagelsmann hat das Gerüst seine Teams im Kopf. Auf Manuel Neuer als Nummer eins im Tor legt sich der Bundestrainer ebenso fest wie auf das Innenverteidiger-paar Antonio Rüdiger (Real Madrid) und Jonathan Tah (Bayer Leverkusen). Gesetzt sind ferner Joshua Kimmich (Bayern München) hinten rechts, Altmeister Toni Kroos (Real Madrid) als zentrale Anspielstation und Taktgeber, Kapitän Ilkay Gündogan (FC Barcelona) im offensiveren Mittelfeld sowie Flügelstürmer Leroy Sané (Bayern München), der sich zuletzt mit einer Schambeinentzündung herumgeplagt hat. Sollten sie fit und frisch sein, dürfte auch an den beiden Jungstars Florian Wirtz (Leverkusen) und Jamal Musiala (Bayern) kein Weg unter den ersten Elf vorbeiführen.
„Eine super Truppe, könnte von mir sein“, befand der 36-Jährige augenzwinkernd in einem kurzen Videoeinspieler. Ja, es ging auch am Donnerstag bei der offiziellen Kader-bekanntgabe in Berlin durchaus lustig zu. Und doch ließ Nagelsmann keine Zweifel an seiner Entschlossenheit, die Nationalmannschaft voranzubringen. Bei der EM, aber auch danach. Der Bundestrainer sieht seine mittelfristige Zukunft beim DFB, sein Arbeitspapier hat er kürzlich bis nach der WM 2026 verlängert. Nun gab der Verband zudem die Vertragsverlängerungen mit Nagelsmanns Assistenten bekannt. Das Team Nagelsmann will etwas bewegen, falsche Bescheidenheit ist da fehl am Platz. „Wenn man bei solch einem Turnier antritt, will man es auch gewinnen“, sagte Nagelsmann bei der Vorstellung frank und frei ohne jede Form von Überheblichkeit. Er ist davon überzeugt, die richtige Kicker ausgewählt zu haben.
Den endgültigen Turnierkader muss der Bundestrainer nach der Em-generalprobe am 7. Juni gegen Griechenland bei der Uefa melden. Das Aufgebot darf bis zu 26 Spieler umfassen, ein Kicker wird also noch gestrichen. Auch diesbezüglich sind die Rollen klar. „Diejenigen, die es treffen kann, wissen schon Bescheid“.