Wie Russland der Hamas hilft
Der Kreml profitiert von der Gewalt im Nahen Osten und unterstützt die Gegner Israels auf unterschiedlichen Wegen.
Auch Moskau kriegt jetzt Drohungen ab. „Russland unterstützt Nazis, die unter uns einen Genozid anrichten wollen, und Russland wird dafür bezahlen“, erklärte Amir Weitmann, Führer des liberalen Flügels der israelischen Regierungspartei Likud, vor wenigen Tagen dem russischen Propagandasender RT. Israel werde diesen Krieg gewinnen und dann mit Moskau abrechnen.
Zweieinhalb Wochen nach dem Überfall der Hamas auf Israel gilt Russland weiter als einer der Hauptnutznießer des neuen Nahostkonflikts. Denn der Westen muss jetzt zumindest einen Teil seiner Aufmerksamkeit und Militärhilfe statt der Ukraine Israel widmen. Gleichzeitig bietet sich der Kreml als Vermittler an, nach Ansicht vieler Beobachter will Putin den Krieg auch politisch nutzen, um seinen Einfluss im Nahen Osten auszubauen.
Wladimir Putins Verhalten wirkt schräg. Erst verzichtete Russlands Präsident auf eine telefonische Beileidsbekundung an Benjamin Netanjahu nach dem Massaker, das die Hamas am ersten Kriegstag angerichtet hatte. Dann verglich er den von Israel blockierten Gazastreifen mit dem von den Nazis belagerten Leningrad und verlangte „die Schaffung eines unabhängigen Palästinenserstaates mit Ostjerusalem als Hauptstadt“. Kein Wunder, dass die Hamas Putin öffentlich für sein „unermüdliches Bemühen“dankte, die „zionistische Aggression gegen das palästinensische Volk“zu beenden.
Über Angriffspläne informiert?
Moskaus Staatspropaganda unterstützt lautstark die Narrative der Hamas, etwa deren Behauptung über einen vermeintlichen israelischen Raketenschlag gegen das Krankenhaus in Gaza-stadt. Und der Rt-journalist Igor Molotow verkündete in der belarussischen Regierungszeitung Minskaja Prajda, „ein Sieg Palästinas in den besetzten Gebieten“sei ein Sieg Moskaus und Minsks.
Auch hinter den Kulissen hilft man der Hamas. Andrej Jussow, Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes GUR, behauptete gegenüber dem Tv-kanal Espresso, Moskau sei vorab von den Angriffsplänen der Hamas informiert gewesen, habe sie beraten und mit Schusswaffen versorgt.
Nach Angaben des Wall Street Journals sollen darüber hinaus seit August 2021 über die in Russland basierende Kryptowährungs-börse Garantex 41 Millionen Dollar an Konten der Hamas und 93 Millionen an die Terrorgruppe „Islamischer Dschichad“transferiert worden sein.
Dabei gilt Iran als wesentlicher Geldgeber der Hamas, die nach Angaben der Washington Post jetzt auch nordkoreanische Minenwerfer bekommt. Iran und Nordkorea gelten schon länger als enge Verbündete Russlands in seinem Weltkampf gegen den Westen. Hamas-führer wurden in den vergangenen Jahren regelmäßig in Moskau empfangen.