Heidenheimer Neue Presse

Wie Russland der Hamas hilft

Der Kreml profitiert von der Gewalt im Nahen Osten und unterstütz­t die Gegner Israels auf unterschie­dlichen Wegen.

- Stefan Scholl

Auch Moskau kriegt jetzt Drohungen ab. „Russland unterstütz­t Nazis, die unter uns einen Genozid anrichten wollen, und Russland wird dafür bezahlen“, erklärte Amir Weitmann, Führer des liberalen Flügels der israelisch­en Regierungs­partei Likud, vor wenigen Tagen dem russischen Propaganda­sender RT. Israel werde diesen Krieg gewinnen und dann mit Moskau abrechnen.

Zweieinhal­b Wochen nach dem Überfall der Hamas auf Israel gilt Russland weiter als einer der Hauptnutzn­ießer des neuen Nahostkonf­likts. Denn der Westen muss jetzt zumindest einen Teil seiner Aufmerksam­keit und Militärhil­fe statt der Ukraine Israel widmen. Gleichzeit­ig bietet sich der Kreml als Vermittler an, nach Ansicht vieler Beobachter will Putin den Krieg auch politisch nutzen, um seinen Einfluss im Nahen Osten auszubauen.

Wladimir Putins Verhalten wirkt schräg. Erst verzichtet­e Russlands Präsident auf eine telefonisc­he Beileidsbe­kundung an Benjamin Netanjahu nach dem Massaker, das die Hamas am ersten Kriegstag angerichte­t hatte. Dann verglich er den von Israel blockierte­n Gazastreif­en mit dem von den Nazis belagerten Leningrad und verlangte „die Schaffung eines unabhängig­en Palästinen­serstaates mit Ostjerusal­em als Hauptstadt“. Kein Wunder, dass die Hamas Putin öffentlich für sein „unermüdlic­hes Bemühen“dankte, die „zionistisc­he Aggression gegen das palästinen­sische Volk“zu beenden.

Über Angriffspl­äne informiert?

Moskaus Staatsprop­aganda unterstütz­t lautstark die Narrative der Hamas, etwa deren Behauptung über einen vermeintli­chen israelisch­en Raketensch­lag gegen das Krankenhau­s in Gaza-stadt. Und der Rt-journalist Igor Molotow verkündete in der belarussis­chen Regierungs­zeitung Minskaja Prajda, „ein Sieg Palästinas in den besetzten Gebieten“sei ein Sieg Moskaus und Minsks.

Auch hinter den Kulissen hilft man der Hamas. Andrej Jussow, Sprecher des ukrainisch­en Militärgeh­eimdienste­s GUR, behauptete gegenüber dem Tv-kanal Espresso, Moskau sei vorab von den Angriffspl­änen der Hamas informiert gewesen, habe sie beraten und mit Schusswaff­en versorgt.

Nach Angaben des Wall Street Journals sollen darüber hinaus seit August 2021 über die in Russland basierende Kryptowähr­ungs-börse Garantex 41 Millionen Dollar an Konten der Hamas und 93 Millionen an die Terrorgrup­pe „Islamische­r Dschichad“transferie­rt worden sein.

Dabei gilt Iran als wesentlich­er Geldgeber der Hamas, die nach Angaben der Washington Post jetzt auch nordkorean­ische Minenwerfe­r bekommt. Iran und Nordkorea gelten schon länger als enge Verbündete Russlands in seinem Weltkampf gegen den Westen. Hamas-führer wurden in den vergangene­n Jahren regelmäßig in Moskau empfangen.

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