Netzentgelte im Südwesten steigen stark
Der Strompreis besteht aus vielen Teilen – auch aus Tarifen für die Infrastruktur. Nun wird klar, wie teuer es 2023 wird.
Stuttgart. Strom- und Gaskunden wissen ohnehin: Im nächsten Jahr müssen sie tiefer in die Tasche greifen. Nach und nach zeichnet sich ab, wie viel teurer Energie wird. Jetzt hat die Enbw-tochter Netze BW mitgeteilt, die sogenannten Netzentgelte voraussichtlich teils im zweistelligen Prozentbereich erhöhen zu wollen. Allerdings handele es sich um vorläufige Zahlen, sagte Geschäftsführer Christoph Müller. Bis Jahresende könnten diese noch angepasst werden.
Netzentgelte sind ein Bestandteil des Strompreises. Energieanbieter zahlen sie für die Nutzung der Strom- und Gasinfrastruktur an Netzbetreiber – und geben sie in der Regel an die Verbraucher weiter. Die Bundesnetzagentur reguliert die Netzentgelte, die sich je nach Abnahmemenge unterscheiden oder danach, ob es sich um Hoch- oder Niedrigspannung handelt.
Im Detail plant Netze BW, den Grundpreis für einen Haushaltsanschluss von 40 auf 80 Euro fürs kommende Jahr anzuheben, während der sogenannte Arbeitspreis von 7,55 Cent je Kilowattstunde auf 7,21 Cent sinken soll. Die Kosten für die Netznutzung eines typischen Haushalts mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden dürften einer Beispielrechnung zufolge beim Strom unterm Strich um rund 9 Prozent steigen. Beim Gasnetz seien es sogar fast 30 Prozent.
Effekt für den Anstieg beim Gas ist krisenbedingt.
Als Gründe nannte Müller für den Strom vor allem höhere Kosten für den Ausgleich des Verlusts beim Transport durch die Netze. Dieser sei technisch nicht vermeidbar. Zudem hebt der Übertragungsnetzbetreiber Transnet BW seine Netzentgelte an. Ein Effekt für den Anstieg beim Gas ist krisenbedingt: Weil weniger Gas durchs Netz fließen soll, werden die Kosten auf weniger Kilowattstunden verteilt. Die Netzentgelte steigen quasi automatisch.
Netze BW beliefert rund die Hälfte der Gemeinden im Land. Diese liegen vor allem in ländlichen Raum. Wiederum beziehen Stadtwerke Energie von der Netze BW und geben ihn in der Regel an die Endverbraucher weiter.
Die vier großen Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland hatten am Mittwoch die geplante Höhe ihrer Nutzungsgebühren genannt: Sie sollen 2023 im Schnitt bei 3,12 Cent je Kilowattstunde liegen – erstmals bundesweit einheitlich. Der Bund will mit einem Zuschuss von 13 Milliarden Euro einen weiteren Anstieg der Strompreise bremsen. Wirtschaftsverbände fordern weitere Schritte.