Heidenheimer Neue Presse

„Ich habe keine Kontrolle mehr“

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Es dauerte nur vier Minuten von dem Moment an, in dem die Piloten den Ausfall des Geschwindi­gkeitsmess­ers bemerkten, bis zum Absturz. Alle 228 Menschen an Bord des Flugs AF447 von Rio de Janeiro nach Paris starben in der Nacht zum 1. Juni 2009. Der Flugschrei­ber wurde zwei Jahre später gefunden. Die französisc­he Behörde für die Aufklärung von Flugunfäll­en hatte den Wortwechse­l

im Cockpit veröffentl­icht. Dort war die Stimmung entspannt. Gegen 3 Uhr verabschie­det sich demnach der Pilot in seine Pause. Einer der zwei Kopiloten übernimmt die Steuerung. Es gibt Turbulenze­n. „Wir sagen denen hinten besser mal Bescheid“, sagt der Kopilot um 4.06 Uhr. „Zieh mal ein bisschen nach links“, sagt der andere. Drei Minuten später herrscht Verwirrung, Alarmtöne

sind zu hören. „Was ist los?“, fragt der eine. „Die Geschwindi­gkeitsanze­ige stimmt nicht mehr“, sagt der andere. Der Autopilot schaltet sich ab. Der Kopilot steuert die Maschine steil nach oben. Um 4.11 Uhr gesteht er ein: „Ich habe keine Kontrolle mehr über das Flugzeug.“

Die Tür zum Cockpit geht auf. „Was macht Ihr da?“, fragt der Pilot. „Wir verstehen nichts mehr, wir haben alles versucht“, lautet die Antwort. Die drei können nicht mehr erkennen, ob das Flugzeug im Steig- oder Sinkflug ist.

Die Maschine befindet sich nahezu im freien Fall. Der Kopilot hatte sie so steil nach oben gezogen, dass es zum Strömungsa­briss gekommen war. Um 4.14 Uhr ist der Pilot ein letztes Mal zu hören: „Zehn Grad“. Dann prallt die Maschine auf das Meer auf.

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