Oper und Sparzwang
Beim Einkaufen habe ich diese Woche ein befreundetes Ehepaar getroffen, das einen kleinen Kinder-einkaufswagen vor sich herschob. Dieser war genauso prall gefüllt wie meiner, nur eben eine Dimension kleiner. Nun lag die Verwendung eines viel kleineren Einkaufswagens in diesem Fall daran, dass der kleine Sohn des Paars den Wagen schieben wollte und es offenbar nicht der Großeinkauf der eigentlich fünfköpfigen Familie war.
Aber man hätte es auch durchaus symbolisch auffassen können: Die Familie mit drei kleinen Kindern, bei denen nur der Mann verdient und das nicht in der allerhöchsten Gehaltsstufe, kann sich mittlerweile nur noch einen kleinen Einkauf leisten, während Gutverdiener zwar feststellen, dass der Monatseinkauf jetzt 130 statt 100 Euro kostet – aber sich (noch) keine Sorgen darüber machen müssen, womit man das bezahlt.
Man wird in diesem Winter mit seinem Geld haushalten müssen, und diese Erkenntnis trifft nicht nur Privatleute: Auch den Kommunen wird es nicht anders gehen, viele Dinge sind teurer geworden. In eine solche Zeit fällt die Diskussion über das Budget der Heidenheimer Opernfestspiele, die demnächst im Rahmen der Haushaltsberatungen der Stadt geführt werden muss.
Alle müssen den Gürtel enger schnallen – da wird es wohl kaum zu rechtfertigen sein, dass man in diesem zwar schönen und respektablen, aber durchaus nicht lebensnotwendigen Bereich mehr Geld ausgeben sollte als bisher.
Und selbst wenn eine Kürzung eingefordert würde: Es wäre ja auch möglich, das Programm zu schmälern, ohne dass es dadurch an Qualität und Tiefe einbüßt. Auch hier sind Abwägungen möglich: Die Hauptoper hat Tradition, die Kinderoper eine wichtige Funktion, um dem Nachwuchs an klassische Musik heranzuführen. Über die Produktion einer zweiten Oper, die ohnehin nur zwei Vorstellungen hat, kann man aber durchaus diskutieren.
Selbstverständlich sollte man nicht verschiedene Bereiche gegeneinander ausspielen – den Sport gegen die Kultur, die Klassik gegen Popmusik oder Kleinkunst gegen Jazz. Alles hat seine Fans und seine Berechtigung. Aber dieser Winter wird eine Gemeinschaftsleistung: Wir müssen alle ein bisschen zusammenrücken, damit es uns warm wird. Womöglich sogar nicht nur im übertragenen Sinne.
Ich wünsche Ihnen - trotz allen Sparzwängen – ein schönes Wochenende!