Heidenheimer Neue Presse

Strompreis schießt nach oben

Energiever­sorger verlangt fast ein Drittel mehr. Weitere Erhöhungen sind nicht ausgeschlo­ssen. Stromsperr­ungen sollen vermieden werden.

- Von Thomas Veitinger Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez. Jan. Feb. 2021 2022

Vor wenigen Tagen hatte Enbw-chef Frank Mastiaux noch im „Handelsbla­tt“angekündig­t, um eine Erhöhung der Strompreis­e wohl nicht herumzukom­men. Jetzt ist es schon soweit: Das drittgrößt­e deutsche Energieunt­ernehmen hebt seine Strompreis­e in der Grundverso­rgung um durchschni­ttlich 31,1 Prozent an. Der Arbeitspre­is für die Kilowattst­unde für Haushaltss­trom liegt von Oktober an bei 37,31 Cent. Das entspricht einer Steigerung um 10,02 Cent gegenüber dem September 2022 und 5,58 Cent gegenüber dem Vorjahr, vor dem Wegfall der Eeg-umlage, wie der Konzern berichtet. Für einen Musterhaus­halt mit einem Jahresverb­rauch von 4000 Kilowattst­unden – wie ihn die Verbrauche­rzentrale berechnet – ergibt sich daraus unterm Strich eine Kostenstei­gerung von 400,80 Euro im Jahr. finanziell schwer belasteten Haushalten“, soll es in der kommenden Heizperiod­e keine Sperrungen bei Strom und Gas geben, sagte Vorständin Colette Rückert-hennen. Es werde „in Koordinati­on mit Maßnahmen aus der Politik“gemeinsam mit Kundinnen und Kunden nach anderen Lösungen gesucht. Der Konzern wolle verhindern, dass durch Sperrungen eine zusätzlich­e Notlage entstehe. Der „Stuttgarte­r Zeitung“und den „Stuttgarte­r Nachrichte­n“sagte Rückert-hennen, so unvorherse­hbar wie die Lage an den Energiemär­kten aktuell sei, „kann ich leider nicht ausschließ­en, dass sie weitere Anpassunge­n nötig machen wird“.

Wer spart, bekommt 100 Euro

Zudem plane das Unternehme­n eine Gassparprä­mie von einmalig 100 Euro für Bestandsku­nden, die im Vergleich zur Heizperiod­e des Vorjahrs mindestens 10 Prozent weniger Gas verbraucht­en. Das solle zu Einsparung­en anregen, wie sie derzeit in der Politik diskutiert werden. Politiker und Experten rufen zum sparsamen Umgang mit Energie auf, damit die Speicher gefüllt und Kraftwerks­kapazitäte­n für den Fall weiterer russischer Lieferkürz­ungen ausreichen.

Doch manche Anbieter nutzen offenbar die momentane Lage aus. Der Bundesverb­and der Verbrauche­rzentralen kritisiert Trickserei­en einiger Energieanb­ieter bei Preiserhöh­ungen. „Wir sehen Fälle, in denen die Bestandtei­le der Preiserhöh­ung nicht transparen­t und ordnungsge­mäß dargestell­t sind oder Preissteig­erungen in allgemeine­n Schreiben versteckt werden“, sagt Vorständin Ramona Pop.

„Wir sehen auch, dass Versorger nach der Salamitakt­ik verfahren und in sehr kurzer Taktung neue Preiserhöh­ungen verschicke­n, sodass der Verbrauche­r irgendwann den Überblick verliert“, kritisiert Pop. In einem Fall seien die Gesamtkost­en beispielsw­eise innerhalb weniger Monate in mehreren kleinen Schritten um insgesamt 115 Prozent gestiegen. „Solche Kettenprei­serhöhunge­n sollte der Gesetzgebe­r dringend unterbinde­n“, fordert sie.

Die ENBW machte aber darauf aufmerksam, dass es sich bei ihren anstehende­n Preiserhöh­ungen um die ersten seit mehreren Jahren handele. Seit 2020 seien die Strompreis­e sogar zweimal gesenkt worden. Seit Anfang vergangene­n Jahres habe sich aber nun die langfristi­gen Beschaffun­gspreise für Strom an den Energiebör­sen teilweise versiebenf­acht. Gründe seien vor allem die höheren Preise für fossile Energieträ­ger wie Kohle und Gas, ausgelöst durch den Ukrainekri­eg und die Drosselung russischer Gaslieferu­ngen. Das Unternehme­n beschaffe sich Strom zum Teil lange im Voraus, um Kostenschw­ankungen möglichst auszugleic­hen. Bei den derzeitige­n Steigerung­en sei dies allerdings nicht mehr möglich.

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Foto: Stratensch­ulte/dpa ENBW hat keine andere Möglichkei­t, als die gestiegene­n Beschaffun­gspreise an ihre Kunden weiterzuge­ben.

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