Zu hohe Erwartungen
Die Rente, also der Bezug von Geld im Ruhestand, gilt immer mehr als Ausweis der Lebensleistung. Wer „hart gearbeitet“und „fleißig eingezahlt“hat, so heißt es immer wieder, müsse von den gesetzlichen Zahlungen „gut leben“können. Vor allem linke Sozialpolitiker wecken mit diesen Begriffen sehr gerne Erwartungen, die die Rente zu einer Art Lebensbelohnungs-zahlung stilisiert. Das Problem daran ist, dass kein Rentensystem der Welt, auch das deutsche nicht, diese Erwartungen erfüllen kann.
Die Deutsche Rentenversicherung vergibt keine Punkte für „harte Arbeit“. Hierzulande kommt es schnöde darauf an, wie viel man über wie viele Jahre einzahlt. Die Höhe der Rente spiegelt nicht die Lebensleistung, sondern allenfalls den materiellen Erfolg.
Seit Jahren schon driften aber die politisch geschürte Erwartungshaltung
und die tatsächliche Höhe der Rente auseinander – und das sorgt für Frust und Verzweiflung. Um wieder mehr Verständnis für die Funktionsweise der Rente zu schaffen, sollte die Diskussion darüber möglichst präzise geführt werden.
Forderungen wie die des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, den Rentenbeginn erst mit dem 70sten Lebensjahr anzusetzen, tragen nicht zur Lösung des Problems bei. Zum einen gilt die vor langer Zeit beschlossene Rente mit 67 Jahren vollständig erst in knapp zehn Jahren, weshalb der Vorschlag ein bisschen übereilt daherkommt. Zum anderen bleibt die Frage offen, ob eine so lange Lebensarbeitszeit Arbeitnehmern mit körperlich anstrengenden Berufen überhaupt zuzumuten ist. Sollen die dann eine niedrigere Rente bekommen, weil sie ihr Leben lang tatsächlich „hart gearbeitet“haben?