Pilgern wie damals
Wie der Jakobsweg vor 50 Jahren ist der Camino Ignaciano. Das sagen Kenner, die unberührte Natur mögen. Auf den Spuren des Heiligen Ignatius warten Stille, Leiden – aber auch Genuss.
baskischen Bergen begegnet man jetzt plötzlich wieder vielen Wanderern. In der Provinzhauptstadt Logroño gibt es kein Weiterkommen – es duftet einfach zu verführerisch. In den Straßen der Altstadt mit ihrer barocken Kathedrale reiht sich eine Tapaswein-bar an die andere. Ein Ausritt in die Weinberge, Bodega-besichtigungen, gute Gastronomie – es gibt viel zu erleben. La Rioja ist ein guter Ort für eine Wanderpause, bevor es in das schattenlose Ebro-tal und die Wüstenlandschaften Navarras und Aragoniens geht.
Entlang des Ebros geht es auf dem Ignatiusweg weiter in Richtung Saragossa, der Hauptstadt Aragoniens. Die eindrucksvolle Basilika del Pilar gilt als älteste Stätte der Marienverehrung der Christenheit. Kurz hinter Saragossa beginnt der härteste Teil des Weitwanderwegs – die Wüstenlandschaft der Los Monegros. Unbarmherzig brennt die Sonne. Eine Steppenlandschaft, es gibt kaum Dörfer, um an Wasser zu kommen.
Im Hinterland Kataloniens prägen dann Obstbäume und Getreidefelder die nun wieder grüner werdende Landschaft. Anstatt der bisher orangen Wegweiser zeigt ein Sonnensymbol den Weg. Über Stationen in Lleida, El Palau d‘anglesola und Verdú geht es Richtung Montserrat.
Die gezackte Bergsilhouette ist schon von weitem Übernachtung im Kloster mit Ausblick zu sehen. Drei Tage legte Ignatius hier im Kloster vor der „schwarzen Madonna“seine Beichte ab, verzichtete endgültig aus sein altes Leben. Das aus den Felsen wachsende Bergkloster ist ein magischer Ort. Sobald die Tagestouristen wieder nach Barcelona verschwinden, haben Pilger, die hier in Herbergen schlafen, das Kloster samt Panorama-ausblick nach den abendlichen Gesangsmessen der Mönche für sich.
Die letzte Etappe steht an, 25 Kilometer sind es noch bis zum Endziel des Weges. Vorbei an der Einsiedelei Santa Cecilia führt der Weg vom Berg Montserrat hinab nach Manresa. Hier, in einer Höhle am Flussufer, schrieb Ignatius die Exerzitien auf. Drumherum haben die Jesuiten ein gewaltiges Kloster gebaut, in dem auch eine Sandale, persönliche Gegenstände und ein Schriftstück vom Heiligen Ignatius ausgestellt werden.
Die Exerzitien – geistliche Übungen – bilden heute den Grundstein des Jesuitenordens, dem auch Papst Franziskus angehört. Das sagt Jesuitenpater José Luis Iriberri, während er mir die Ignaciana ausstellt. Das Zertifikat bekommt jeder, der mindestens 100 Kilometer des Wegs zu Fuß oder 200 Kilometer per Rad zurückgelegt hat. Iriberri konzipierte auf Basis historischer Dokumente den erst vor zehn Jahren eröffneten Ignatiusweg und leitet das Ignatius-pilgerbüro. Der Weg stelle eine Alternative zum Jakobsweg dar, sagt der Pater: „Du folgst hier einem historischen Weg und lernst auf ihm eine historische Person kennen. Auf dem Jakobsweg gehst Du nur zu einem Grab. Der Apostel Jakob pilgerte niemals nach Santiago de Compostela.“
dpa/manuel Meyer