„Jedes Haus ist anders“
Alexis Gula, Sprecher des Bundesverbands des Schornsteinfegerhandwerks, geht davon aus, dass die Empfehlung des Umweltbundesamtes, auf Pelletheizungen zu verzichten, auf falschen Zahlen beruht. Spüren Sie bereits die Verunsicherung der Verbraucher beim Heizen mit Blick auf die Klimaschutzziele der Bundesregierung? Alexis Gula:
Das kommt bei uns an, wir betreuen ja praktisch jeden Haushalt in Deutschland. Dazu kommt die Lage in der Ukraine, die ja voll auf die Energiekosten durchschlägt. Wenn ein Kunde sein Heizsystem erneuern will, raten wir zu einer neutralen Energieberatung. Denn jedes Haus ist anders. Das, was im ländlichen Raum das Richtige wäre, passt in der Stadt vielleicht nicht. Deshalb werben wir für technologieoffene Lösungen bei der Energiewende. Das Umweltbundesamt rät dazu, auf brennstofffreie Heizsysteme – ohne Gas, Öl und auch Holz – zu setzen. Was sagen Sie zu dieser Empfehlung?
Da muss ich teilweise widersprechen. Die Pellettechnik, die Zentralheizung mit Pellets, ist auf einem Stand, dass die geforderten Grenzwerte ohne Probleme eingehalten werden können. Wenn Sie zudem qualitativ hochwertige Pellets kaufen, dann laufen diese Anlagen in der Regel störungsfrei und mit kaum messbaren Feinstaubemissionen. Das Umweltbundesamt geht bei Feuerstätten, die mit Biomasse betrieben werden, leider von falschen Zahlen aus – vor allem was den Brennstoffdurchsatz anbelangt. Wir haben in Deutschland circa eine Million Heizkessel und 11,2 Millionen Einzelraumfeuerstätten, die mit festen Brennstoffen betrieben werden. Von den 11,2 Millionen Einzelraumfeuerstätten müssen noch etwa vier Millionen bis 2024 ausgetauscht beziehungsweise mit Filtertechnik nachgerüstet sein.
Wenn dieser Prozess abgeschlossen ist, wird sich zeigen, dass die Emissionswerte aus dem Heizen mit Scheitholz oder Pellets sehr viel geringer sind als derzeit angenommen. Ist es sinnvoll, noch vor 2025 die alte Ölheizung auszutauschen, um den Vorgaben im Koalitionsvertrag zu entgehen?
Auch Kunden mit alten Ölheizungen raten wir zu einer unabhängigen Energieberatung, um die passende Lösung zu finden. Wenn sich beispielsweise eine Pelletheizung oder Wärmepumpe mit einer Solarthermie-anlage verbinden lässt, dann wäre im Sinne des Umwelt- und Klimaschutzes schon viel gewonnen.