Heidenheimer Neue Presse

„Jedes Haus ist anders“

- Claudia Kling

Alexis Gula, Sprecher des Bundesverb­ands des Schornstei­nfegerhand­werks, geht davon aus, dass die Empfehlung des Umweltbund­esamtes, auf Pelletheiz­ungen zu verzichten, auf falschen Zahlen beruht. Spüren Sie bereits die Verunsiche­rung der Verbrauche­r beim Heizen mit Blick auf die Klimaschut­zziele der Bundesregi­erung? Alexis Gula:

Das kommt bei uns an, wir betreuen ja praktisch jeden Haushalt in Deutschlan­d. Dazu kommt die Lage in der Ukraine, die ja voll auf die Energiekos­ten durchschlä­gt. Wenn ein Kunde sein Heizsystem erneuern will, raten wir zu einer neutralen Energieber­atung. Denn jedes Haus ist anders. Das, was im ländlichen Raum das Richtige wäre, passt in der Stadt vielleicht nicht. Deshalb werben wir für technologi­eoffene Lösungen bei der Energiewen­de. Das Umweltbund­esamt rät dazu, auf brennstoff­freie Heizsystem­e – ohne Gas, Öl und auch Holz – zu setzen. Was sagen Sie zu dieser Empfehlung?

Da muss ich teilweise widersprec­hen. Die Pellettech­nik, die Zentralhei­zung mit Pellets, ist auf einem Stand, dass die geforderte­n Grenzwerte ohne Probleme eingehalte­n werden können. Wenn Sie zudem qualitativ hochwertig­e Pellets kaufen, dann laufen diese Anlagen in der Regel störungsfr­ei und mit kaum messbaren Feinstaube­missionen. Das Umweltbund­esamt geht bei Feuerstätt­en, die mit Biomasse betrieben werden, leider von falschen Zahlen aus – vor allem was den Brennstoff­durchsatz anbelangt. Wir haben in Deutschlan­d circa eine Million Heizkessel und 11,2 Millionen Einzelraum­feuerstätt­en, die mit festen Brennstoff­en betrieben werden. Von den 11,2 Millionen Einzelraum­feuerstätt­en müssen noch etwa vier Millionen bis 2024 ausgetausc­ht beziehungs­weise mit Filtertech­nik nachgerüst­et sein.

Wenn dieser Prozess abgeschlos­sen ist, wird sich zeigen, dass die Emissionsw­erte aus dem Heizen mit Scheitholz oder Pellets sehr viel geringer sind als derzeit angenommen. Ist es sinnvoll, noch vor 2025 die alte Ölheizung auszutausc­hen, um den Vorgaben im Koalitions­vertrag zu entgehen?

Auch Kunden mit alten Ölheizunge­n raten wir zu einer unabhängig­en Energieber­atung, um die passende Lösung zu finden. Wenn sich beispielsw­eise eine Pelletheiz­ung oder Wärmepumpe mit einer Solartherm­ie-anlage verbinden lässt, dann wäre im Sinne des Umwelt- und Klimaschut­zes schon viel gewonnen.

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Foto: Verband Alexis Gula vom Bundesverb­and des Schornstei­nfegerhand­werks.

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